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Das Große Spiel

Das Große Spiel

Titel: Das Große Spiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claude Cueni
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konnte nicht verstehen, wie ein Mann abreisen und eine Frau wie Catherine Knollys einfach in England zurücklassen konnte. Er war sicher, dass Catherine Knollys ihrem Mann überallhin gefolgt wäre. Dass sie für ihn alles gegeben hätte. Das Verhalten ihres Mannes musste sie deshalb ganz besonders schmerzen. John Law hätte eher die Religion gewechselt, als eine Frau wie Catherine Knollys im Stich zu lassen.
    Bis in die frühen Morgenstunden hatte John Law Antoine Arnauld größere Summen abgenommen, doch der Franzose gab nicht auf. Er eroberte sich Jeton um Jeton zurück. Als die Einsätze wieder ausgeglichen waren, bot John Law eine Beendigung der Partie an. Doch Antoine Arnauld wollte weiterspielen. Es war eine Frage der Ehre, ihm diese Bitte zu gewähren. Wahrscheinlich um John Law abzulenken, versuchte der Franzose, ihn in Gespräche zu verwickeln. Gespräche über etwas, das er »Nationalökonomie« nannte. Kein Mensch hatte das Wort jemals gehört. Arnauld versuchte Gespräche über monetäre Theorien, über Systeme, die imstande wären, den gewaltigen Mangel an Bargeld aufzuheben. Gespräche über Parallel- und Ersatzwährungen, über die Schriften von Petty, Barbon, Hugh Chamberlen, Bernoulli. Immer wieder Bernoulli. Und sogar über Gott. Welchen Wert hat Gott? Ist Gott käuflich? Hat Gott überhaupt einen Wert? Ist eine Idee handelbar?
    John Law war durchaus imstande, der Diskussion zu folgen und gleichzeitig in verblüffender Geschwindigkeit seine Kopfrechnungen anzustellen. Keinem gelang ein signifikanter Vorsprung. Der Morgen graute. Sie waren beide Meister ihres Fachs. Schließlich versuchte Antoine Arnauld es mit einem alten Verbündeten. Wie damals in Edinburgh. Antoine Arnauld bestellte Gin für sich und John Law. Ein Diener servierte umgehend die Getränke.
    Aber John lehnte dankend ab. »Man sollte nicht zweimal den gleichen Fehler machen, Mr Arnauld.«
    Antoine Arnauld trank einige Gläser und bat nach einer knappen Stunde um eine allerletzte Runde. John Law gewährte ihm die Bitte. Antoine Arnauld bat darum, die Einsätze zu verzehnfachen. John Law gewährte ihm auch diese Bitte. Antoine Arnauld wollte das Glück erzwingen. Er setzte alles auf eine Karte. Und verlor. Plötzlich waren alle Gespräche verstummt. Alle schauten auf Antoine Arnauld. Was würde er tun?
    Antoine Arnauld lächelte und erhob sich von seinem Stuhl: »Mein Kompliment, Mr Law. Das Geld, das Sie damals in Edinburgh verloren haben, war eine hervorragende Investition.«
    John Law verbeugte sich knapp und lächelte zurück: »Und welcher Mensch kann sich schon rühmen, mit einem Verlust Gewinn erzielt zu haben?«
    Die Umstehenden verstanden die Bedeutung dieser Konversation nicht und wechselten fragende Blicke. Aber der Abend hatte ihnen imponiert.
    »Ein Jammer, dass unser König nicht dabei sein konnte«, lächelte Betty Villiers, »er weiß außerordentliche Fähigkeiten zu schätzen.«
    John Law bedankte sich mit einer leichten Verbeugung und lächelte: »Ich stehe jederzeit zur Verfügung.«
    Verhaltenes Gelächter. Einige der Anwesenden schienen diese Bemerkung falsch zu interpretieren oder interpretieren zu wollen. Arnauld verließ den Saal. Nach seinem Schritt zu urteilen, war er Opfer seiner eigenen Strategie geworden. Er hatte den Gin getrunken, den John Law dankend abgelehnt hatte. Jemand klatschte leise in die Hände. Es war Edward Wilson. Er hatte sich John Law unbemerkt genähert. Etwas verträumt streichelte er seinen Stock und ließ frivol die Zunge über die Lippen fahren.
    »Sir, mein Kompliment. Ich bin entzückt, verzaubert. Ist es Glück, Können, Zauberei oder - ein simpler Trick?« Theatralisch neigte er den Kopf zur Seite, als würde ihm der Gedanke, es könnte nichts weiter als ein simpler Trick gewesen sein, das Herz brechen und ihn in eine tiefe Melancholie stürzen.
    »Ich bin Mathematiker, Sir, kein Spieler. Was ich hier demonstrieren durfte, war die Mathematik von Zufall und Wahrscheinlichkeit am Beispiel eines Kartenspiels.«
    »O«, entfuhr es Wilson, und er befühlte gedankenverloren die Seide seines smaragdgrünen Halstuchs. Dann wandte er sich erfreut an die Umstehenden: »Wir sind beeindruckt. Wir danken Lord Branbury, dass er uns John Law of Lauriston in seinem Salon vorgestellt hat.«
    John Law war indessen klar, dass Wilson zu wenig Verstand hatte, um die mathematische Bedeutung des Kartenspiels zu verstehen. Wilson schien zur jeunesse doree zu gehören, die über Geld und Manieren

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