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Das Große Spiel

Das Große Spiel

Titel: Das Große Spiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claude Cueni
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sagte Defoe, »drei Münzen für den Kapitän, der Rest ist für Sie.«
    »Sie tun eine ganze Menge für mich, Defoe. Ich werde Ihnen das Geld selbstverständlich zurückerstatten mit dem höchsten jemals in London gezahlten Zinssatz.«
    Defoe lachte: »Vielleicht habe ich eines Tages einen Wunsch, den Sie mir erfüllen können. Es muss ja nicht gleich die Rettung vor dem Galgen sein.«
    Plötzlich wurde Defoe sehr ernst, seine Stimme leiser: »Sie werden das französische Postschiff nehmen. Es läuft nach Mitternacht aus. In Paris werden Sie das Schloss von James II. aufsuchen.«
    »James II.?«, fragte John Law skeptisch.
    »Ja, der französische König hat ihm in St. Germain-en-Laye ein Schloss zur Verfügung gestellt. Für die Dauer seines Exils. Ein Treffpunkt aller Jakobiten und Schotten.«
    »Haben Sie mich soeben als Spion für die englische Krone verpflichtet?«
    »Nein, ich habe Ihnen lediglich Vorschläge unterbreitet, wo Sie in Paris sicheren Unterschlupf finden. Vielleicht werden Sie nie mehr von mir hören. Fürs Erste bin ich mit Ihrer Geschichte ohnehin zur Genüge entschädigt.« Defoe fand zu seiner alten Heiterkeit zurück: »Ich werde Ihre abenteuerliche Flucht beschreiben, den Kampf gegen dreizehn königliche Gardisten, wie Sie sich vom Turm abseilen ...«
    »Ich dachte, Sie fühlten sich einem neuen Stil von Literatur verpflichtet. Sie wollten Romane schreiben in der Sprache eines Journalisten, realistisch und nüchtern, als seien Sie Zeuge des Geschehens gewesen.«
    Daniel Defoe grinste bis über beide Ohren: »Ihre Flucht wird die erbärmlichste Flucht des ganzen Jahrhunderts sein, Sir. Würde ich Ihre Flucht wahrheitsgemäß beschreiben, kein Mensch würde ein solches Buch kaufen, und ich würde erneut Bankrott gehen.«
    »Sie sind kein guter Geschäftsmann, Defoe, deshalb gehen Sie laufend Bankrott. Sie müssen es akzeptieren, so wie ich akzeptiere, dass ich nicht zum Goldschmied tauge. Wenn Sie das akzeptieren, ist Ihnen mehr geholfen als mit einem Kredit.«
    Daniel Defoe lachte: »Genau darum wollte ich Sie auch noch bitten, Monsieur Law, aber ganz privat...«
    Plötzlich wurde die Tür aufgestoßen, und eine Wache stand in der Zelle. »Das reicht dann wohl!«
    Defoe und Law reichten sich die Hand.
    »Sie schulden mir einen Gefallen, John Law of Lauriston.«
    Law nickte.
    Der Wächter lachte: »Da wird er sich aber beeilen müssen.«
    Als Daniel Defoe das Gefängnis verließ, begab er sich als Erstes zu Lord Branbury, um ihn über den neuesten Stand der Dinge zu informieren. Dann begab er sich ins »Maryland«, um vor dem Schlafengehen noch eine Kleinigkeit zu essen. Er hatte gehört, dass seit einigen Wochen russische Händler dort verkehrten. Defoe hielt Augen und Ohren offen und fand einen Wladimir, den er mit seiner neuen Geschäftsidee behelligen konnte. Daniel Defoe wollte mit der Konstruktion einer Taucherglocke tief auf den Meeresgrund hinuntersteigen und die kostbaren Ladungen versunkener Schiffe bergen. Der Russe war sofort Feuer und Flamme, doch nach einer Stunde war er sturzbetrunken und brachte dennoch das Kunststück fertig, Daniel Defoe siebzig Zibetkatzen mitsamt den Käfigen zu verkaufen. Zibetkatzen produzierten den moschusähnlichen Duftstoff Zibet, der für die Parfümherstellung wichtig war. Das Parfümgeschäft hatte Defoe schon immer interessiert. Und das Lagerhaus, wo die Katzen gelagert waren, lag direkt auf dem Weg nach King's Bench. Wie überaus praktisch, überlegte Daniel Defoe.
     
    John Law verließ seine Zelle eine Stunde vor Mitternacht. Im Vorraum begegnete er erneut dem vermeintlich schlafenden Wächter. Er legte ihm eine von Defoes Silbermünzen auf den Tisch. Leise schlich er an ihm vorbei. Plötzlich hörte er eine müde Stimme: »Am Ende des Flurs die Treppe links.« John Law wirbelte herum. Er sah die Andeutung eines Lächelns auf den Lippen des schlafenden Wächters. Die Münze war bereits in seiner Wamstasche verschwunden.
    John stieg die enge Wendeltreppe zum Innenhof hinunter und schlich nun vorsichtig zu den Stallungen. Plötzlich hörte er ein Geräusch. Auf dem Boden lag eine Wache, mit dem Rücken zur Mauer. Der Mann schien zu schlafen. Aber merkwürdigerweise hielt er die Hand offen. Wie ein Straßenbettler. John Law legte ihm vorsichtig eine Münze in die offene Hand, als wolle er vermeiden, ihn dadurch zu wecken. DerWächter behielt die Augen geschlossen und murmelte: »Danke, Sir.«
    John Law erreichte die Pferdestallungen. Erneut ließ

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