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Das Große Spiel

Das Große Spiel

Titel: Das Große Spiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claude Cueni
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zuschulden kommen lassen.«
    »Wirklich?«, lächelte d'Argenson. »Ich hörte, dass ihn Sir George of St. Andrews für einen genialen Betrüger hält. Der Schotte hat ihm auf Schloss St. Germain ziemlich viel Geld abgenommen. Ich würde das ganz gern mit eigenen Augen sehen. Nur, als oberster Polizeipräfekt werde ich mich hüten, das Schloss der Jakobiter aufzusuchen.«
    Jetzt war es wieder da, dieses seltsame Lächeln, das Freundlichkeit mimte und die Anwesenden in Angst und Schrecken versetzte.
    »Sie meinen, ich sollte ihn doch bitte in meinen Salon einladen?«, fragte La Duclos überrascht. Der stechende Blick des Marquis ließ sie erschauern, und sie zupfte verlegen an ihrem Brusttuch. D'Argenson schwieg. Er musterte La Duclos und verlor sich in ihren Augen. Er fragte sich, ob jemand wie La Duclos mehr Macht hatte als der Präfekt von Paris. Sie erwiderte sogleich sein zaghaftes, ja schüchternes Lächeln. Erst jetzt wurde ihm bewusst, dass er sie angelächelt hatte. Er wusste, dass er nicht richtig lächeln konnte. Dass sein Lächeln gequält, verklemmt und wie entstellt wirkte. Aber La Duclos erwiderte es, als hätte sie sich inständig in ihn verliebt. Das tat sie bei allen Männern. Nicht aus Berechnung, sondern aus purer Freude am Leben. Sie war einfach so. Sie liebte das Leben und die Menschen. Und die Menschen liebten und bewunderten sie dafür. D'Argenson versuchte sich La Duclos als seine Mätresse vorzustellen, verwarf jedoch den Gedanken wieder. Mit La Duclos als Mätresse wäre d'Argenson kein d'Argenson mehr. Eine La Duclos an seiner Seite hätte ihm jeden Schrecken genommen.
    »Sir George of St. Andrews ließ mir ausrichten, dass er es gern sähe, wenn ich diesem Schotten mal auf die Finger schauen würde«, sagte d'Argenson nach einer Weile.
    »Nun gut, ich werde John Law in meinen Salon einladen. Aber nur wenn Sie mir versprechen, dass Sie ihn nicht bei nächster Gelegenheit ausweisen.«
    »Ich habe noch nie jemandem etwas versprochen, La Duclos. Ich habe auch nichts gegen Genies. Genies sind harmlos. Solange sie keine Ambitionen haben.«
     
    Das Postschiff, das an diesem grauen, kalten Morgen den Ärmelkanal passierte, hatte nur wenige Passagiere an Bord. Einer von ihnen war Captain Wightman. Er beobachtete aufmerksam eine schöne junge Frau, die sich am vorderen Deck aufhielt und den kühlen Wind genoss, der ihr ins Gesicht blies. Nach einer Weile näherte sich ihr ein sonderbar gekleideter Fremder. Er trug Reitstiefel und einen ledernen Kapuzenmantel. Offenbar gerieten die Frau und der Fremde rasch in Streit. Captain Wightman schritt entschlossen zum Bug und trat auf die Frau zu.
    »Verzeihung, mein Name ist Captain Wightman. Madam, falls ich Ihnen irgendwie zu Diensten sein kann ...«
    Die Frau wandte sich ihm zu. Sie sah ihn überrascht an: »Ich habe Sie vor Gericht gesehen. Sie waren der Sekundant des verstorbenen Beau Wilson.«
    »Ganz recht. Und Sie sind Catherine Knollys. Ich habe Sie bei Gericht gesehen.« Der Captair wandte sich barsch an den Fremden: »Wollen Sie sich nicht vorstellen, Sir?«
    »Ich bitte um Verzeihung: George Lockhart of Carnwath.«
    Der Fremde in den Reitstiefeln verbeugte sich knapp.
    »Er möchte sich mit John Law duellieren«, lächelte Catherine.
    »Er schuldet mir Genugtuung«, ergänzte Lockhart of Carnwath betont elegant und freundlich.
    »Wieso haben Sie das vor Gericht nicht erwähnt?«, fragte Captain Wightman. Man spürte den Zorn in seiner Stimme.
    »Ich kann mich schlecht mit jemandem duellieren, der am Galgen baumelt«, entgegnete Lockhart of Carnwath.
    »Ich fürchte, Sie werden kein Glück haben, denn ich bin beauftragt, John Law zum Duell aufzufordern und den Tod von Edgar Beau Wilson zu sühnen.« Captain Wightman legte seine Hand auf den Griff seines Degens und schaute Lockhart of Carnwath entschlossen in die Augen.
    »Ich bedaure, Captain Wightman, mein Recht auf Genugtuung ist älteren Datums. Mir gebührt der Vorrang.« Lockhart of Carnwath legte nun seinerseits die Hand auf den Griff seines Degens und reckte die Brust heraus.
    »Sie haben sich bereits mit John Law duelliert«, sagte Catherine Knollys, »Sie haben verloren und wollen es nicht akzeptieren. Sie wollen nicht Genugtuung, sondern ein erneutes Duell, obwohl dafür kein Grund vorliegt.«
    Captain Wightman verbeugte sich vor Catherine und wandte sich nun mit scharfen Worten an Lockhart of Carnwath: »Ich bin für diese klärenden Äußerungen sehr dankbar. Ich werde John Law

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