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Das Große Spiel

Das Große Spiel

Titel: Das Große Spiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claude Cueni
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Einreisegenehmigung. Von Ihrem König Louis höchstpersönlich visiert. Sie möchten sich jetzt bestimmt entschuldigen ...«
    D'Argenson überflog das Dokument: »Sie machen Fortschritte, Monsieur Law. Jetzt haben Sie bereits Persönlichkeiten im Umfeld Ihrer Majestät, die Ihnen den ganzen Papierkram besorgen.«
    »Was wollen Sie d'Argenson? Geld?«
    John Law griff nach einem der Lederbeutel, in denen er seine goldenen Jetons aufbewahrte. Er warf d'Argenson einen Jeton zu. D'Argenson machte keine Anstalten, den Goldbarren aufzufangen. Er fiel klimpernd zu Boden.
    »D'Argenson«, sagte John Law mit fester Stimme und baute sich erneut vor dem Pariser Polizeipräfekten auf. »Wenn Sie nicht sofort verschwinden, missachten Sie das Siegel der Krone.«
    »Monsieur Law«, antwortete der Präfekt, »ich verhafte Sie wegen Erregung öffentlichen Ärgernisses und Verstoßes gegen die Sittlichkeit. Madame ist verheiratet.«
    »Sie scherzen, d'Argenson«, entgegnete John Law.
    Der Präfekt zuckte mit den Schultern: »Ich weiß nicht, Monsieur Law, man sagt mir vieles nach, aber Humor hat mir noch niemand attestiert.«
    John Law lächelte: »Ich gehe davon aus, dass Sie mich nicht wirklich verhaften, sondern mich wieder einmal nötigen wollen, das Land innerhalb von achtundvierzig Stunden zu verlassen.«
    Der Marquis d'Argenson nickte: »Vierundzwanzig Stunden, Monsieur. Nur vierundzwanzig Stunden. Versuchen Sie nicht, den Due d'Orleans zu verständigen. Das Haus wird bewacht. Wir werden Sie bis an die Grenze begleiten. Sollten Sie jedoch versuchen unterzutauchen, kann ich für Ihre Sicherheit nicht mehr garantieren. In Frankreich treiben viele marodierende Deserteure ihr Unwesen.«
    Unter den pechschwarzen Brauen blitzten seine schwarzen Augen auf, listig und heimtückisch.
    »Was wollen Sie wirklich von mir, d'Argenson?«, fragte John Law.
    »Ich will keinen protestantischen Schotten in meiner Stadt. Keinen protestantischen Schotten, der in England wegen Mordes gesucht wird und in den Pariser Salons Adlige ausraubt.«
    »Seit wann ist einer, der beim Spiel gewinnt, ein Räuber?«
    »Seit Sie in der Stadt sind, Monsieur Law.«
    Schweigen.
    Nach einer Weile sagte John Law: »Ich bin kein Spieler ...«
    »Ich weiß«, unterbrach ihn d'Argenson, »Sie sind eine Art Buchmacher, das haben Sie mir schon mal erklärt...«
    »Aber Sie haben es nicht ganz verstanden«, lächelte John Law.
    D'Argenson ließ sich Zeit. Dass John Law sich vor ihm aufgebaut hatte und ihn fast um einer Kopf überragte, irritierte ihn nicht. In gewissem Sinn war er John Law nicht unähnlich. Er war kein Mensch, der aus Schwäche oder Angst stets den Dialog, den Kompromiss, die Harmonie suchte. Er suchte auch nicht den Konflikt. Aber er markierte Stärke, Standvermögen und signalisierte, dass er jederzeit bereit war, sich zu messen, eine Auseinandersetzung durchzustehen. Er signalisierte, dass jeder, der sich mit ihm anlegte, um einen sehr hohen Betrag spielte. Alles oder nichts. Freiheit oder Galeere.»Monsieur Law, ich verstehe von Ihren Systemen und Ideen etwas mehr, als Sie vermuten. Sittenstrolche können kein Imperium gefährden, ein Dieb bedroht kein Königreich, ein Hasardeur keine Stadt, und schon gar nicht Paris. Aber es gibt Ideen, die einen König zerstören können, Ideen, die eine Nation ruinieren können. Es gibt Ideen, die man bekämpfen muss. Wenn ich Sie aus der Stadt werfe, Monsieur Law, dann werfe ich Ihre Ideen aus der Stadt. Sie können es von mir aus mit so vielen katholischen Ehefrauen treiben, wie Sie mögen, von hinten und von vorne und kreuzweise, aber halten Sie sich fern von Versailles. Bieten Sie Ihre Ideen in Venedig, Amsterdam oder Edinburgh an, aber nicht hier am Hofe des Sonnenkönigs, nicht hier in Paris. Finger weg von den französischen Finanzen, Monsieur Law! Kein französischer Finanzminister wird Sie jemals empfangen, merken Sie sich das ein für alle Mal!«
    Der Marquis drehte sich abrupt um, schritt energisch zur Tür und öffnete sie. Draußen warteten seine drei Polizisten.
    »D'Argenson!«, rief ihm John hinterher.
    D'Argenson hielt inne.
    »D'Argenson! Wissen Sie, womit man eine Idee bekämpft?« Nun drehte sich d'Argenson doch noch um und fixierte John Law eindringlich. Er schien nachzudenken. Er schien zu begreifen, was John Law ihm mitteilen wollte. Womit bekämpft man eine Idee? Er hatte keine Ahnung, womit man eine Idee bekämpfen konnte. Er überlegte, ob es vielleicht genau das war, was John Law ihm

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