Das Große Spiel
erneut die Karten. Er bemerkte, wie eine junge Frau den Saal betrat. Sie kam langsam näher, verlor sich für eine Weile in den Menschentrauben und erschien dann plötzlich am hell erleuchteten Spieltisch des John Law. John konnte ihr Gesicht nicht erkennen, da ihm die Sicht verdeckt war.
»Sprechen Sie dem König das Recht ab, ein Spiel zu verbieten?«, fragte jemand.
»Er hat ohne Zweifel das Recht dazu. Die Frage ist nur, ob er von diesem Recht Gebrauch machen sollte. Selbst ein König kann das Wesen des Menschen nicht ändern. Die Menschen werden immer spielen.«
»Und die Bank wird immer gewinnen«, sagte eine Stimme mit englischem Akzent.
»Nicht immer, aber meistens«, lächelte John Law, als er die junge Frau sah, nach der sich nur alle Gäste umdrehten. Bereitwillig traten die Herren etwas zur Seite, damit sie näher kommen konnte, näher zum Tisch, näher ins Licht. Auf der linken Wange hatte sie ein Feuermal, groß wie eine Lilie.
»Wollten Sie mich kompromittieren?«, flüsterte John Law, als er ungeduldig Catherines Korsett löste, das in französischer Manier nicht auf dem Rücken, sondern vorne geschnürt war.
»Ich habe Sie vermisst, ich habe Sie überall gesucht«, flüsterte Catherine. Sie küsste John auf den Mund, leidenschaftlich, rang nach Atem, küsste ihn erneut. Sie konnte es kaum erwarten, von diesem steifen Korsett, das ihre Brüste platt drückte, befreit zu werden.
»Ich liebe Sie, Catherine«, entfuhr es John Law, als das Korsett endlich zu Boden fiel und er seinen Kopf sanft an ihren Busen presste.
»Ich bin verheiratet«, keuchte Catherine. Mit einer wilden Bewegung riss sie John Laws Hemd auseinander, »mein Mann ist hier in Paris.«
»Ich weiß«, erwiderte John Law, »wenn Sie wollen, werde ich ihn zum Duell auffordern ...«
»Dann würde sich die Wahrscheinlichkeit, dass Sie am Galgen enden, signifikant erhöhen, John...«, flüsterte sie. Langsam ließ sie sich zu Boden gleiten und legte sich auf den Rücken.
»Das wäre es wert, Catherine«, sprach John mit warmer, sanfter Stimme. Er liebkoste Catherines Hals, während seine Hand sanft über ihren Bauch nach unten glitt. Catherine winkelte die Beine an und zog Johns Lenden näher zu sich.
»Ich bin es nicht wert, John«, flüsterte Catherine, »es gibt doch so viele schöne Frauen in Paris, die nicht verheiratet sind ...«
»Aber keine ist wie Sie, Catherine«, antwortete John und hielt einen Augenblick inne.
»Und wie hoch ist die Wahrscheinlichkeit, dass wir hier überrascht werden?«, scherzte Catherine. Sie schloss die Augen und genoss die wohlige Wärme, die ihren Unterleib durchflutete.
»Die Wahrscheinlichkeit, dass wir hier überrascht werden, beträgt 4,56 Prozent...«, lachte John Law leise. Die Tür des Zimmers wurde aufgestoßen, und drei bewaffnete Polizisten stürmten mit gezogenen Degen in den Raum.
John Law sprang auf und griff dabei nach dem bestickten Bettüberzug. Er bedeckte damit Catherines nackten Körper. Er selbst trat, nackt wie er war, den Polizisten entgegen.
»Ich muss Ihr Klopfen wohl überhört haben«, bemerkte John.
»Wir haben nicht angeklopft, Monsieur Law«, entgegnete eine Stimme im Hintergrund. Der oberste Polizeipräfekt von Paris, der Marquis d'Argenson, betrat das Zimmer und gab den drei Polizisten ein Zeichen, zu verschwinden. Genüsslich betrachtete er die Szene, während sich Catherine den bestickten Bettüberwurf wie einen römischen Umhang um den Körper warf und trotzig dem stechenden Blick des Polizeipräfekten standhielt.
»Madame, gehe ich recht in der Annahme, dass Sir George of St. Andrews Ihr angetrauter Ehemann ist?«
»Monsieur le Marquis d'Argenson, gehe ich recht in der Annahme, dass es Ihnen auch als oberstem Polizeipräfekten von Paris in keiner Weise zusteht, nachts in ein Gästehaus der französischen Krone einzudringen ...«
Der Marquis schmunzelte.
John Law griff nach seiner Hose und sagte an Catherine gewandt: »Monsieur le Marquis ist auf der Suche nach englischen Spionen ...«
D'Argenson zog amüsiert die kräftigen, schwarzen Augenbrauen hoch: »Es ist in der Tat nicht auszuschließen, dass sich in der Entourage Ihres exilierten Königs englische Spione tummeln.«
John Law nahm sein Hemd auf: »Jetzt sehe ich, was geschehen ist. Die Dame hat mein Hemd ruiniert, Monsieur d'Argenson, aber ich verzichte auf eine Anklage.«
Aus einer Schublade seines Arbeitstisches holte er ein Dokument und reichte es d'Argenson: »Meine
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