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Das Große Spiel

Das Große Spiel

Titel: Das Große Spiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claude Cueni
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es versuchen, Madam, aber ich verstehe nicht, wie er hier wohnen und tatenlos zusehen kann, wie das Anwesen verkommt. Das Mindeste wäre, darauf Acht zu geben, dass es nicht an Wert verliert.«
    »Er ist nicht so wie du, John«, sagte Madam leise.
    In diesem Moment ging die Tür auf, und ein junger Mann von zweiunddreißig Jahren betrat den Raum: »Der große John Law of Lauriston beehrt die Kloake Edinburgh mit seinem Besuch!«
    »Sei gegrüßt,William«, sagte John, ohne sich zu erheben.
    »Bist du hergekommen, um dich um dieses alte Gemäuer zu kümmern? Oder bist du auf der Flucht vor dem Londoner Henker? Oder der Pariser Polizei? Oder einem einohrigen Schotten?«
    Jean Law senkte den Kopf und faltete die Hände. Jetzt sah man, wie sich ihr graues Haar bereits gelichtet hatte.
    »Madam«, frohlockte William und genoss seinen Auftritt, »Ihr Sohn hat sich in London duelliert und einen Mann erstochen, in Paris hat man ihn zum Teufel gejagt.Vielleicht will er sich hier unter Ihrem Rock verstecken und sich nachts als Handwerker nützlich machen ...«
    Plötzlich stand die alte Frau auf und rief mit fester, entschiedener Stimme: »Sei still, William. Unter meinem Dach wird nicht gestritten.«
    Dann war plötzlich Stille. Mit einer Geste forderte Madam William auf, sich zu setzen. William war längst ein Mann geworden, aber er wirkte noch immer wie ein großer vorlauter Junge. Es gibt Menschen, die werden älter, aber nie erwachsen.
    »Wie sehen deine Pläne aus, John?«, fragte Madam nach einer Weile.
    »Wir waren zuletzt in Amsterdam, Madam. Ich habe für verschiedene Banken und Handelshäuser gearbeitet. Jetzt ist die Zeit gekommen, meine Gedanken niederzuschreiben und zu publizieren. Ich habe Pläne entwickelt zur Neuordnung der nationalen Finanzen, monetäre Theorien, um dem Staat neue Geldmittel zuzuführen. Ich möchte diese Thesen gern publizieren und dem schottischen Parlament vortragen.«
    William verdrehte die Augen, während ihm Catherine ihre ganze Abneigung zeigte.
    »Du wirst Hilfe brauchen, John«, sagte seine Mutter. »Während deiner Abwesenheit hat sich einiges geändert in Edinburgh. Mr Hugh Chamberlen hat zahlreiche Schriften zur Neuordnung der Finanzen verfasst. Ich weiß nicht, ob du davon gehörst hast. Sein Wort hat auf jeden Fall Gewicht. Aber er duldet niemanden neben sich.«
    »Ich werde den Duke of Argyll bitten, mir einen Auftritt vor dem schottischen Parlament zu vermitteln. Ich habe gehört, er sei mittlerweile Queen's Commissioner.«
    »Dann möchtest du vielleicht längere Zeit auf Lauriston Castle bleiben? Du bist willkommen, John.«
    »Mit Verlaub, Madam«, mischte sich William erneut ein, »ich möchte höflich zu bedenken geben, dass mein Bruder John nicht sehr viel Zeit zur Verfügung hat, zumal eine Regierungsunion von England und Schottland unmittelbar bevorsteht.«
    Madam schaute William missmutig an und machte eine abschätzige Handbewegung.
    »Wird die Regierungsunion vollzogen«, sprach William mit gespieltem Bedauern, »gilt das in London verhängte Todesurteil auch in Edinburgh.«
    »Sei still, William, es wird nie eine Union geben«, sagte Madam mit trotziger Stimme.
    »Ich habe in Notwehr gehandelt, Madam. Hätte ich mich kampflos erstechen lassen sollen?«
    »Wenn du ein Gnadengesuch stellst, wird Königin Anne dich begnadigen, da bin ich mir ganz sicher. Sie ist nicht so stur wie König William«, sagte Johns Mutter.
    John Law schwieg und schaute Catherine nachdenklich an.
    »Und, wie stehen die Chancen, Bruderherz?«, fragte William.
    Madame warf ihrem Jüngsten einen strengen Blick zu.
    William zog die Schultern ein und zeigte die offenen Handflächen: »Verzeihung, Madam, aber in den europäischen Salons soll er mit seinen Rechenkünsten und Wahrscheinlichkeitsrechnungen eine Attraktion geworden sein. Selbst in Edinburgh spricht man darüber, nicht wahr, John? Du bist nicht nur für deine Frauengeschichten berühmt.«
    »Du gehst jetzt besser, William«, sagte Madam, ohne ihn anzusehen.
    »Es ist an der Zeit, dass wir uns draußen im Hof ein bisschen unterhalten, hm?«, sagte John. Er sah seinen Bruder dabei sehr ernst an.
    William stand auf, verbeugte sich knapp vor Catherine und verließ eilig den Salon. John folgte ihm.
    Als John ihn auf dem Hof einholte, war William gerade bei dem kaputten Fensterladen angekommen. Er zeigte hinauf.
    »Was meinst du, wie hoch ist die Wahrscheinlichkeit, dass der Fensterladen runterfällt und dabei einen dreiunddreißigjährigen

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