Das große Wawuschel-Buch
und suchte und suchte. Er bekam einen feuerroten Kopf vor Anstrengung, aber auch das nützte nichts.
Schließlich legte er das Zauberbuch wieder auf den Tisch.
»Ich kenne ein F bloß, wenn es in ›Die Kuh frisst auf der Wiese‹ vorkommt«, sagte er bekümmert, »ich kann es nicht finden.«
Also, da wurde die Wawuschelmutter sehr ärgerlich.
»Den ganzen Tag sitzt du mit deiner dummen Fibel herum«, jammerte sie, »wenn ich dich bitte, du möchtest einen Haken in die Wand schlagen, dann sagst du, dassdu Lesen lernen musst. Und nun, wo es darauf ankommt, da findest du nicht einmal ein F oder wie es heißt. Schlimm ist das, schlimm ist das, schlimm ist das.«
Auch der Wawuschelvater fand es schlimm. Er fand es schlimm und schämte sich und bekam einen solchen Zorn auf die Fibel, dass er sie in tausend Stücke zerriss, bis von der ganzen Fibel nichts übrig blieb als ein Haufen Papierschnitzel.
Dabei konnte die Fibel doch wirklich nichts dafür. Ja, nicht einmal der arme Wawuschelvater konnte etwas dafür.
Wawuschelmänner lernen nun einmal nicht Lesen, auch wenn sie sich noch so große Mühe geben. Doch davon hatten die Wawuschelleute in ihrer Höhle leider keine Ahnung.
Jedenfalls, die Fibel war kaputt, aber der Drache nicht da und Wischel erst recht nicht.
Die Wawuschels wussten vor Kummer nicht, was sie machen sollten. Deshalb setzten sie ihre Nachtmützen über die grünen Haare und gingen ins Bett. Dort sind auch Wawuschels am besten aufgehoben, wenn sie Kummer haben. Und außerdem war es bereits tief in der Nacht. Aber schlafen konnten sie trotzdem nicht gleich. Es dauerte ziemlich lange, bis das gewohnte Wawuschelschnarchen durch die Stube klang: piepsig bei der Wawuschelgroßmutter, jammernd bei der Wawuschelmutter, grunzend beim Wawuschelonkel. Nur der Wawuschelvater schnarchte wie üblich schön gleichmäßig und Wuschel schnarchte überhaupt nicht.
Am nächsten Morgen schliefen die Wawuschels bis in den hellen Vormittag hinein. Wahrscheinlich hätten sie noch viel länger geschlafen, wenn es nicht plötzlich an die Tür geklopft hätte.
Es klopfte einmal, es klopfte zweimal, es klopfte ein drittes Mal.
»Steh auf, Wuschel. Sieh nach, wer da ist«, gähnte der Wawuschelvater.
Wuschel sprang aus dem Bett und lief zur Tür.
»Vielleicht ist es Wischel«, dachte er.
Aber es war nicht Wischel.
Es war kein Wawuschel mit grünen Haaren.
Es war ein Wesen mit langen, dunklen Zotteln.
Es war der Mamoffel.
»Goten Täg«, krächzte er, »äch wollte äch bäsochen.«
Damit marschierte er mir nichts, dir nichts in die Wawuschelwohnung hinein, gerade als gehöre er dorthin.
Die Wawuschels sprangen aus ihren Betten und standen staunend um ihn herum. Ein Mamoffel! Wo es doch eigentlich gar keine Mamoffels mehr gab!
Der Mamoffel lachte laut und krächzend. Es sollte sich freundlich anhören. Aber es klang so schauerlich, dass sich die Wawuschels am liebsten die Ohren zugehalten hätten. Dem Wawuschelonkel fielen sogar zwölf Haare auf einmal aus, so scheußlich hörte es sich an.
»Goten Täg«, krächzte der Mamoffel noch einmal, »äch wäll äch bäsochen. Däs kläne Wäwoschelmädchen hät mäch ängeläden. Jetzt bän äch dä.«
Ja, jetzt war der Mamoffel da. Was sollten die Wawuschels tun? Sie bekamen sonst nie Besuch. Aber dass man einen Besuch nicht hinauswerfen darf, das wussten sie. Und vielleicht hatte er Wischel gesehen.
Also boten sie dem Mamoffel einen Stuhl an und die Wawuschelmutter holte sogar das vorletzte Töpfchen Himbeermarmelade aus der Speisekammer.
Der Mamoffel aß sie mit großem Vergnügen. Das heißt, er aß nicht. Er fraß. Er nahm gleich den ganzen Topf vor sein Zottelgesicht und schlürfte und schmatzte, dass den Wawuschels übel wurde.
»Däs hät got gäschmäckt«, krächzte er, als er den letzten Rest aus dem Töpfchen herausgeleckt hatte, »sähr got. Häbt ähr noch mähr davon?«
Die Wawuschelmutter schüttelte schnell den Kopf. Sie dachte nicht daran, dem gefräßigen Mamoffel auch noch ihre letzte Marmelade zu geben.
Der Mamoffel sah es ihr an der Nasenspitze an, dass noch etwas in der Speisekammer war, und das bestärkte ihn in seinem hinterhältigen Plan. Er würde die Marmelade schon noch bekommen. Die dummen Wawuschels sollten nur abwarten.
»Äne schäne Wohnong häbt ähr«, krächzte er. »Stähle änd Täsche änd Bätten, älles äst dä. Wärkläch sähr schän. Aber wo äst dänn däs kläne Wäwoschelmädchen gäbläben, das mäch
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