Das große Wawuschel-Buch
riefen sie in ihrer gemütlichen O-Sprache . »So donn! Ond grone Hoore! Wo kommst do hor?«
»Wo ich herkomme?«, sagte Wischel. »Ich bin durch das Loch zu euch heruntergerutscht. Und wer seid ihr?«
»Wor sond do Korkse«, erklärte der größte der Kugelleute, »ond och bon dor Oberkorks.«
»Aha, Korkse«, nickte Wischel. »Ich habe noch nie etwas von Korksen gehört. Ich komme nämlich aus einem ganz anderen Wald. Dort wohnen wir in einem Berg. Habt ihr schon etwas von uns Wawuschels gehört?«
Die Korkse schüttelten ihre Kugelköpfe. Wawuschels waren ihnen völlig unbekannt. Doch jetzt wollten sie alles über sie wissen.
Wischel erzählte von der Wohnung im Berg, von der Wawuschelfamilie, vom Zauberbuch und wie sie, Wischel, Lesen und Zaubern gelernt hatte. Sie sprach, so schnell sie konnte, denn sie wollte möglichst bald wieder zu dem Drachen zurückkehren. Aber die Korkse stellten immer neue Fragen, und als sie alles wussten, fingen sie an, aus ihrem Korksenleben zu berichten.
»Wor sotzen don gonzen Tog hor onter dor Orde«, erzählten sie. »Nor nochts, wonn dor Mond schont, dorfen wor on don Wold, Sonnenlocht vertrogen wor nocht. Och, os ost nocht schon, ommer om Donkeln zo sotzen. Wo hobsch soht os oos, wonn done gronen Hoore lochten, Wowoschelmodchen. Vol gemotlocher, so one holle Wohnong.«
Wischel nickte. Sie konnte sich vorstellen, dass es nicht schön war, den ganzen Tag unter der Erde zu sitzen und nur bei Nacht hinauszudürfen.
»Ihr tut mir leid«, sagte sie. »Wenn ich Zeit hätte, würde ich euch gern noch eine Weile leuchten. Aber ich muss leider wieder gehen. Der Drache macht sich sicher große Sorgen.«
»Wo schode«, seufzten die Korkse in ihrer gemütlichen O-Sprache . »Wo schode!« Und der Oberkorks bat: »Blob doch hor! Os ost so gemotloch.«
Wischel schüttelte den Kopf.
»Es geht nicht. Ich kann nicht hierbleiben. Ich muss meinen Bruder suchen. Und der Drache wartet.«
Sie war fast ein bisschen traurig, dass sie den netten Korksen nicht gefällig sein konnte.
»Wo schode«, seufzten die Korkse, »wo schode.«
Sie nickten einander bedeutsam zu und gingen in eine Ecke und tuschelten. Dann sagte der Oberkorks: »Klones Wowoschelmodchen, wor lossen doch nocht fort. Do bost zo ons gekommen ond do sollst horbloben. Wor wollen one holle Wohnong hoben, do sollst onsere Lompe son.«
So sprach der Oberkorks in seiner O-Sprache . Es hörte sich sehr gemütlich an, aber trotzdem bekam Wischel ein ungemütliches Gefühl. Entsetzlich! Die Korkse wollten sie als Lampe behalten! Was sollte sie tun? Wehren konnte sie sich nicht. Ein einziger Wawuschel gegen so viele Korkse …!
»Liebe Korkse«, bat sie. »Lasst mich doch gehen. Ich muss meinen Bruder Wuschel suchen. Er ist auf das Dach von einem Eisenbahndings geflogen und davongefahren. Vielleicht liegt er irgendwo mit gebrochenen Beinen und braucht Hilfe. Vielleicht verhungert er dort schon! Bitte, lasst mich gehen.«
Die Korkse zogen ihre Kugelgesichter in bekümmerte Falten. Auch der Oberkorks sah aus, als wolle er vor Mitgefühlgleich in Tränen ausbrechen. Aber trotzdem schüttelte er den Kopf und sagte:
»Wor brochen doch, klones Wowoschelmodchen. Do sohst doch, wo donkel os bo ons ost. Ondloch hoben wor one Lompe. Ond do sollen wor woder horgoben? Onmogloch!«
»Onmogloch!«, seufzten auch die anderen Korkse und Wischel rutschte das Herz bis in die Beine vor Furcht, dass sie endgültig bei den Korksen bleiben müsse.
»Liebe Korkse«, bettelte sie. »Ihr seid doch nicht böse wie der Mamoffel, ihr seid doch gut und freundlich. Bitte, lasst mich meinen Bruder Wuschel suchen. Wenn ich Wuschel gefunden habe, suchen wir zusammen den Mamoffel. Und haben wir unser Zauberbuch wieder, dann kann ich euch einen Herd zaubern. Einen Herd mit Feuer, viel, viel heller als meine Haare, und warm dazu. Das verspreche ich euch. Aber lasst mich Wuschel suchen.«
Vor Angst und Sorge fing Wischel an zu weinen. Das brach den Korksen fast das Herz. Sie waren wirklich sehr gutmütige Korkse und wollten nicht, dass Wischel weinte.
»Wone nocht, klones Wowoschelmodchen mot don Lochthooren!«, riefen sie in ihrer gemütlichen O-Sprache . »Wone nocht.«
»Wone nocht«, sagte auch der Oberkorks, »sonst moss och obenfolls wonen ond os ost nocht got, wonn on Oberkorks wont. Ober wor ost dos ogentlich, dor Momoffel? Ond worom hot or dos Zoberboch?«
Wischel hatte die Mamoffelgeschichte in ihrem Bericht ausgelassen, um Zeit zu sparen. Jetzt
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