Das große Yogabuch
erhalten können.
Der lunare Atemtyp
Charakteristisch für den aktiven Einatemvorgang ist, dass sich eine Spannung aufbaut, die unsere Aufrichtung bewirkt. Wir streben in Haltung und Energie aufwärts und wachsen über den Kopf hinaus in den Raum. Für die Bewegung des Brustkorbs bedeutet dies, dass die Rippen sich weiten oder heben und das Zwerchfell aufgespannt wird. Das macht den Brustkorb zum führenden Dehnungsraum – deshalb lieben es alle lunaren Menschen, ihren Brustkorb zu dehnen, zu heben und zu räkeln.
Die Erfahrung von Weite rund ums Dekolletee wird unterstützt durch ein leichtes Heben des Kinns und eine deutliche Halslordose.
Der bewegliche »luftige« Brustraum bekommt von unten Halt aus dem Beckenraum, denn die lunaren Menschen lieben es, ihren Beckenboden zu aktivieren, indem sie die Beine strecken und sich gegen den Widerstand des Bodens aktiv von innen heraus aufrichten. Daraus entstehen dann auch die Vorlieben für das aufgerichtete Becken und den langen unteren Rücken.
Durch diese Organisation des Körpers entsteht für einen einatembetonten Menschen ein Gefühl der Weite und Leichtigkeit gleichermaßen nach oben und in den rückwärtigen Raum.
Der solare Atemtyp
Charakteristisch für den aktiven Ausatemvorgang ist, dass Spannung geführt abgegeben wird (wie man es zum Beispiel macht, wenn man mit dem Laut »fff« ausatmet). Die Einatmung ergibt sich aus dem Lösen der Spannung.
Solare Menschen entwickeln eine intensive Wahrnehmungsfähigkeit für Gewicht, wodurch sie jede Abwärtsbewegung deutlicher erfahren. Für die Bewegung des Brustkorbs bedeutet dies, dass die Rippen sich schließen beziehungsweise senken und das Zwerchfell sich langsam entspannt. Dabei folgt der Brustkorb der Schwerkraft und dem Gewicht der Rippen, die sie ausatmend nach unten und innen sinken lassen. Damit wird der Brustkorb zum Verengungsraum.
Die Erfahrung des sich ausatmend zentrierenden Brustraums wird dadurch unterstützt, dass sich das Brustbein »vorn an die Luft anlehnt« und damit das Kinn sinkt und der Nacken lang wird.
Solare Menschen entwickeln ihren führenden Dehnungs- und Atemraum im Becken – deshalb lieben sie es, ihr Becken zu bewegen, zu räkeln und nach hinten in die Weite zu dehnen. So entstehen die solaren Vorlieben dafür, die Beine immer andeutungsweise gebeugt zu lassen (oder gar nicht vollständig strecken zu können!) und das Becken leicht nach vorn zu kippen. Daraus folgt ein leichtes Hohlkreuz, das gewissermaßen ein »solares Markenzeichen« ist, also keine Fehlhaltung, sondern unverzichtbar, um tief in die Weite des Beckenraumes hinein atmen zu können.
Durch diese Organisation des Körpers entsteht für einen ausatembetonten Menschen das Gefühl, Gewicht an den Boden abzugeben, und eine Ausrichtung auf den vorderen Raum.
Dehnungs- und Verengungsräume des Körpers
Im aufrechten Stand zeigt unser Körper eine Tendenz, eher die Fersen (lunar) oder eher die Fußballen (solar) zu belasten, wodurch unterschiedliche Muskelketten entweder an der Vorderseite (lunar) oder an der Rückseite (solar) der Wirbelsäule angesprochen werden. Daraus entsteht eine stabile Abfolge in der Dynamik der Dehnungs- und Verengungsräume (siehe Abbildung).
Unser Rumpf ist unterteilt in zwei Druckräume: den »geschlossenen« Bauchbeckenraum und den »offenen« Brustraum.
Die lunare Dehnung des Brustraums nach oben und außen hat eine Verengung des Bauchbeckenraums zur Folge, die Bauchdecke flacht sich ab (das tut sie, wenn der Brustkorb wirklich gehoben und aufgedehnt wird!). Bei dieser Weitung des Brustkorbs ist die äußere Zwischenrippenmuskulatur zusammen mit den entsprechenden Zwerchfellanteilen aktiv. Gleichzeitig kann eine Zentrierung im Beckenboden wahrnehmbar sein.
Umgekehrt hat die solare Verengung des Brustraums eine Dehnung des Bauchbeckenraums zur Folge. Hier sind die innere Zwischenrippenmuskulatur und die entsprechenden Zwerchfellanteile aktiv. Dabei kann eine Dehnungsspannung im Beckenboden wahrnehmbar sein.
Die Abbildung zeigt Ihnen die Dehnungs- und Verengungszonen, die wir als Polaritäten im ganzen Körper wiederfinden können, die sich gegenseitig ergänzen und dadurch den Körper stabilisieren:
• Für den lunaren Atemtyp: Beine –Dehnungsraum / Becken – Verengungsraum / Bauch und Brustkorb – Dehnungsraum / Hals, Nacken und Gesicht – Verengungsraum / Kopfhaut – Dehnungsraum.
• Für den solaren Atemtyp: Beine – Verengungsraum / Becken – Dehnungsraum | Bauch
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