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Das große Zeitabenteuer

Das große Zeitabenteuer

Titel: Das große Zeitabenteuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Keith Laumer
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erklären, weshalb ich hier bin…«, begann Lafayette und schwieg, als die beiden ihn mit ihren Lanzen an die Wand drückten. »Alles ist nur ein Irrtum! Ich habe in meinem Zimmer geschlafen, aber plötzlich …«
    »Plötzlich fiel ihm ein, er könnte ins Boudoir der Prinzessin vordringen!« beendete die Dicke den Satz für ihn. »Seht euch den Schuft an!«
    »Ich wollte nur…«
    »Schweig, Hundesohn!« knurrte einer der Soldaten. »Wer der Prinzessin schaden will, bekommt es mit uns zu tun!«
    »Hat er was geklaut?« fragte der andere.
    »Du lieber Gott!« protestierte O'Leary. »Ich bin doch kein Dieb!« Er machte eine Handbewegung. »Ich …« Der Sack, den er noch immer umklammert hielt, knallte an die Wand. Er starrte ihn verwirrt an.
    »Was hast du da?« Der Posten riß Lafayette den Leinwandbeutel aus der Hand, warf einen Blick hinein und ging damit ans Bett. »Mit Verlaub, Hoheit«, sagte er und leerte den Inhalt auf die geblümte Bettdecke – eine glitzernde Ansammlung von Ringen, Halsketten, Armreifen, Broschen und Spangen.
    »Die Juwelen der Prinzessin!« keuchte die Hofdame. Lafayette machte eine Bewegung und blieb wieder stehen, als sich eine Lanzenspitze durch sein Hemd bohrte. »Das hat mir jemand in die Hand gedrückt!« rief er. »Es war so dunkel, und ich …«
    »Schweig, Dieb!« knurrte der Soldat vor ihm. »Komm jetzt mit und sieh dich vor, sonst wirst du aufgespießt!«
    »Wie ist der Schurke überhaupt hereingekommen?« wollte die Dicke wissen. »Habt ihr beiden großen Lümmel im Dienst geschlafen?«
    »Es war eine Art Schiebetür«, sagte O'Leary und wandte sich an die Prinzessin. »Sie muß irgendwo dort drüben sein; sie hat sich hinter mir geschlossen, und ich …«
    Adoranne warf ihm einen verächtlichen Blick zu. »Vielen Dank, Martha«, sagte sie zu ihrer Hofdame. »Und ich danke auch Ihnen, meine Herren, für Ihre Wachsamkeit. Lassen Sie mich jetzt allein.«
    »Adoranne, wenn Sie nur zuhören …« Lafayette konnte nicht weitersprechen, denn die Soldaten traten links und rechts an ihn heran und schleppten ihn hinaus.
    »Wartet!« keuchte er noch. »Hört endlich zu!«
    »Das kannst du morgen dem Scharfrichter erzählen«, fuhr ihn der linke Posten an. »Noch ein Wort, dann erspare ich der Krone die Unkosten einer Hinrichtung!«
    O'Leary stolperte weiter durch lange Gänge und enge Treppen hinab, wurde durch Stöße und Püffe ermuntert, ließ eine Wendeltreppe hinter sich, marschierte durch einen feuchten Gang an Eisengittern vorbei und durfte endlich in einem niedrigen Raum haltmachen, der von drei blakenden Fackeln nur undeutlich erhellt wurde. Er lehnte an der Wand und überlegte, welche blauen Flecken am meisten schmerzten, während die Soldaten einem häßlichen Kerl mit dicken Lippen, aufgedunsenem Gesicht und wirrer Mähne seinen Fall schilderten.
    »Aha, einer von denen, was?« Der Schließer nickte verständnisvoll.
    »Wartet nur, bis … ich wieder… atmen kann«, keuchte O'Leary. »Dann schicke… ich euch… die Pest an den Hals!«
    Harte Fäuste griffen nach ihm und stießen ihn weiter bis zu einer massiven Tür aus Eichenholz. Schlüssel klirrten, dann bewegte sich die Tür in rostigen Angeln. O'Leary sah einen Steinfußboden und etwas Stroh in der Ecke.
    »Natürlich keine standesgemäße Unterkunft für einen so vornehmen Herrn«, meinte der Schließer grinsend. »Hier liegt Stroh, aber ich gebe dir einen guten Rat: Schlafe lieber auf dem Fußboden! Wir haben nämlich Flöhe und so weiter, kapiert?«
    Dann versetzte er O'Leary einen Tritt und ließ die Tür hinter ihm ins Schloß fallen.

 
6
     
    Lafayette hockte einige Minuten in völliger Dunkelheit auf dem feuchten Boden, bevor er sich aufraffte und seine Zelle untersuchte. Sie hatte keine Fenster – oder er konnte sie jedenfalls nicht erreichen – und nur die schwere Tür. Er hörte leise Geräusche und dachte sofort an Ratten. Hier sollte er also den Rest seines Traumes verbringen! O'Leary seufzte schicksalsergeben, bis ihm einfiel, daß sich daran vielleicht etwas ändern ließ …
    Vor allem Licht. Eine Kerze würde genügen. Er stellte sich einen fünf Zentimeter langen Stummel in der Ecke im Stroh vor … und Zündhölzer in seiner Tasche. Der Ruck kam diesmal wie erwartet, und Lafayette zündete eine Minute später die Kerze an, deren Lichtschein den ersten Eindruck von seiner Zelle bestätigte. Nun, daran ließ sich nichts ändern, aber es war vielleicht doch besser, den nächsten Schachzug zu

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