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Das grüne Haus (suhrkamp taschenbuch) (German Edition)

Das grüne Haus (suhrkamp taschenbuch) (German Edition)

Titel: Das grüne Haus (suhrkamp taschenbuch) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mario Vargas Llosa
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Herzen«, sagte Bonifacia. »Fragen Sie die Nieves, die sind befreundet mit dem Sargento.«
    Einige Dochtlampen flackerten in der Hütte des Lotsen, und am Geländer waren Schatten zu erkennen. Das Floß legte vor dem Treppchen an, Begrüßungen wurden laut, und Adrián Nieves kam ins Wasser, um das Seil zu packen und an einem Pfahl festzumachen. Dann kletterte er auf das Floß, und er und Don Aquilino umarmten sich, und danach kam der Alte auf die Terrasse, und Bonifacia sah ihn Lalita den Arm um den Leib legen und ihr das Gesicht hinhalten und sah, daß sie ihn viele Male auf die Stirn, angenehme Reise gehabt? auf die Backen küßte, und die drei kleinen Jungen hatten sich dem Alten an die Beine gehängt, quietschten, und er streichelte ihre Köpfe: ein paar kleine Regengüsse, ja, sie waren dieses Jahr früher gekommen.
    »Da warst du also«, sagte Lalita. »Wir haben dich überall gesucht, Bonifacia. Das sag ich dem Sargento, daß du ins Dorf gegangen bist und Männer gesehen hast.«
    »Niemand hat mich gesehen, nur Don Aquilino.«
    »Macht nichts, wir sagen’s ihm trotzdem, damit er eifersüchtig wird«, lachte Lalita.
    »Hat meine Waren angeguckt«, sagte der Alte; er hatte den kleinsten der Jungen auf den Arm genommen, und sie machten sich gegenseitig das Haar wirr. »Müde bin ich, hab den ganzen Tag arbeiten müssen.«
    »Ich werd Ihnen ein Schnäpschen einschenken, bis das Essen fertig ist«, sagte der Lotse.
    Lalita brachte einen Stuhl für Don Aquilino auf die Terrasse, verschwand wieder im Innern, man hörte das Knistern im Herd, und es begann nach Gebratenem zu riechen. Die Jungen kletterten dem Alten auf die Knie, und der kitzelte sie, während er mit Adrián Nieves anstieß. Sie hatten die Flasche ausgetrunken, als Lalita herauskam und sich die Hände am Rock abtrocknete.
    »So schönes Haar«, sagte sie und streichelte über Don Aquilinos Kopf. »Jedesmal ist’s weißer, weicher.«
    »Willst du deinen Mann auch eifersüchtig machen?«
    Das Essen war gleich soweit, Don Aquilino, sie hatte ihm Sachen gekocht, die er gern mochte, und der Alte bewegte den Kopf, um sich von Lalitas Händen zu befreien: wenn sie ihn nicht in Ruhe ließ, würde er sich die Haare abschneiden. Die Kleinen hatten sich vor ihm aufgestellt, beobachteten ihn jetzt stumm und mit erwartungsvollen Augen.
    »Ich weiß schon, worauf ihr wartet«, sagte der Alte. »Ich hab’s nicht vergessen, für alle gibt’s Geschenke. Für dich einen Anzug, Aquilino, wie für einen Erwachsenen.«
    Die Schlitzaugen des Ältesten leuchteten auf, und Bonifacia hatte sich ans Geländer gelehnt. Von dort aus sah sie den Alten aufstehen, das Treppchen hinuntersteigen, mit Paketen auf die Terrasse zurückkommen, wo die Jungen sie ihm aus den Händen rissen, und sah ihn dann zu Adrián Nieves hingehen. Sie fingen an, leise miteinander zu sprechen, und von Zeit zu Zeit blickte Don Aquilino verstohlen zu ihr hin.
    »Du hast schon recht gehabt«, sagte der Alte. »Adrián sagt, der Sargento ist ein anständiger Kerl. Geh und hol dir den Stoff, ich schenk ihn dir zur Hochzeit.«
    Bonifacia wollte ihm die Hand küssen, aber Don Aquilino zog sie mit einer Geste des Unwillens zurück. Und während sie wieder zum Floß hinunterlief, zwischen den Kisten herumsuchte und den Stoff fand, hörte sie den Alten und den Lotsen geheimnisvoll tuscheln und sah sie, die Gesichter nahe beieinander, reden und reden. Sie kletterte wieder zur Terrasse hinauf, und sie verstummten. Jetzt roch die Nacht nach gebratenem Fisch, und eine frische Brise ließ den Urwald erzittern.
    »Morgen regnet’s«, sagte der Alte und schnupperte in der Luft. »Schlecht fürs Geschäft.«
    »Jetzt dürften sie schon auf der Insel sein«, sagte Lalita später, als sie aßen. »Sind vor mehr als zehn Tagen aufgebrochen. Hat Adrián Ihnen erzählt?«
    »Don Aquilino ist ihnen unterwegs begegnet«, sagte der Lotse Nieves. »Außer den Guardias waren auch ein paar Soldaten von Borja dabei. Es hat gestimmt, was der Sargento gesagt hat.«
    Bonifacia bemerkte, daß der Alte sie heimlich von der Seite her ansah, ohne mit Kauen aufzuhören, so als sei er beunruhigt. Aber einen Augenblick später lächelte er wieder und erzählte Geschichten von seinen Reisen.
    Von der ersten Expedition kehrten sie nach fünfzehn Tagen zurück. Sie war am Uferhang, die Sonne rötete die Lagune, und plötzlich tauchten sie in der Tunnelöffnung auf: ein, zwei, drei Kanus. Lalita sprang auf, muß mich verstecken, aber da

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