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Das grüne Haus (suhrkamp taschenbuch) (German Edition)

Das grüne Haus (suhrkamp taschenbuch) (German Edition)

Titel: Das grüne Haus (suhrkamp taschenbuch) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mario Vargas Llosa
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die Grillen begannen zu singen, die Frösche zu quaken, und eine widerlich feiste Riesenkröte kroch auf Lalitas Fuß, eine Lust habe ich, die zu zerquetschen, ihre Schleimspur, ihr weißlicher Bauch, und er, rühr dich ja nicht, der Mond war bereits aufgegangen, und sie, ich kann nicht mehr wie tot dastehen, ich möcht heulen, laut heulen. Die Nacht war hell, lau, eine leichte Brise wehte, und Fushía, sie haben uns zum Narren gehalten, aber auch nicht eine sieht man, diese Saukerle, und Pantacha, ruhig, Patrón, sehen Sie denn nicht? da sind sie doch schon. Mit den kleinen Wellen des Flusses schaukelten sie heran wie Mützen, dunkel, groß, blieben angeschwemmt liegen, und auf einmal bewegten sie sich, krochen behutsam vorwärts, und ihre Panzer glühten golden auf, zwei, vier, sechs, kamen näher, krabbelten über den Sand, die runzligen Körper vorgereckt, wie wedelnd, ob sie uns sehen, riechen? und einige wühlten schon, um sich Nester zu graben, andere krochen aus dem Wasser. Und jetzt schossen zwischen den Bäumen blitzschnell geräuschlose kupferfarbene Schatten hervor, und Fushía, los, schnell, Lalita, und als sie an den Wasserrand gelangten, Pantacha, schau nur,Patrón, sie beißen, reißen mir fast eine Zehe aus, die Weibchen sind am wildesten. Die Huambisas hatten viele auf den Rücken gelegt und grunzten einander befriedigt zu. Zappelnd, die Köpfe eingezogen, strampelten die Charapas, und Fushía, zähl sie, acht sind’s, und die Männer bohrten Löcher in die Panzer, zogen Lianen hindurch, und Pantacha, essen wir eine, das Warten hatte ihn hungrig gemacht. Sie schliefen an Ort und Stelle, und am nächsten Tag fuhren sie weiter und nachts wieder ein Strand, fünf Charapas, wieder eine ganze Kette, und schliefen, fuhren weiter, und Fushía, Gott sei Dank ist Laichzeit, und Pantacha, was wir da machen, ist das verboten, Patrón? und Fushía, das Leben ist eine verbotene Sache nach der andern, Cholo. Die Rückkehr ging langsam vonstatten, die Kanus kämpften mit den Ketten im Schlepp gegen die Strömung, und die Charapas stemmten sich dagegen, bremsten, und Fushía, was macht ihr denn, ihr Rindviecher, prügelt sie doch nicht, ihr bringt sie ja um, und Lalita, hast du gehört? hör doch, ich muß kotzen, Fushía, ich krieg ein Kind, und er, dir fällt immer nur das Schlimmste ein. Im Tunnel verfingen sich die Charapas in den Wurzeln am Grund, und sie mußten alle Augenblicke haltmachen, die Huambisas sprangen ins Wasser, die Charapas bissen sie, und sie krochen jammernd zurück ins Kanu. Bei der Einfahrt in die Lagune sahen sie das Boot und Don Aquilino, der am Steg stand und ihnen mit seinem Taschentuch zuwinkte. Er brachte Konserven, Töpfe,Macheten, Anisschnaps, und Fushía, lieber Alter, ich hab schon geglaubt, du wärst ersoffen, und er war auf ein Boot voller Soldaten gestoßen und hatte sie zum Schein begleitet. Und Fushía, Soldaten? und Aquilino, in Urakusa hat’s Stunk gegeben, die Aguarunas hatten scheinbar einen Cabo verdroschen und einen Lotsen umgebracht, der Gobernador von Santa María de Nieva war auch dabei, um mit ihnen abzurechnen, die würden ihnen den Arsch aufreißen, wenn sie nicht abhauten. Die Huambisas zerrten die Charapas hinauf zum Bassin, gaben ihnen Blätter, Schalen, Ameisen zum Fressen, und Fushía, ach was? der Hund von Reátegui trieb sich also hier herum? und Aquilino, die Soldaten wollten, daß ich ihnen die Konserven verkaufe, hab ihnen ein Märchen erzählen müssen, und Fushía, hieß es aber nicht, daß Reátegui, dieser Hund, nach Iquitos zurückging und die Gobernación abgab? und Aquilino, ja, er sagt, wenn er mit dieser Angelegenheit fertig ist, geht er, und Lalita, Gott sei Dank, daß Sie gekommen sind, Don Aquilino, den ganzen Winter über Schildkröten essen, das hätt mir nicht gefallen.
    Und so wurde Don Anselmo ein Mangache. Freilich nicht über Nacht wie ein Mann, der sich einen Flecken Erde aussucht, sein Haus darauf baut und sich einrichtet; er wurde langsam einer, unmerklich. Am Anfang tauchte er in den Chicherías auf, die Arpa unter dem Arm, und die Musiker (fast alle hatten irgendwann einmal für ihn gespielt) akzeptierten ihnals Begleiter. Den Leuten gefiel es, ihm zuzuhören, sie applaudierten. Und die Chicha-Wirtinnen schätzten ihn, boten ihm zu essen und zu trinken an und, wenn er betrunken war, eine Strohmatte, eine Decke und einen Winkel, wo er schlafen konnte. In Castilla sah man ihn nie, auch die Alte Brücke überquerte er nie, als sei

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