Das grüne Haus (suhrkamp taschenbuch) (German Edition)
erkannte sie sie: im ersten Fushía, im zweiten Pantacha, im dritten Huambisas. Warum kamen sie so bald zurück, er hatte doch einen Monat gesagt? Sie rannte zum Anlegeplatz hinunter, und Fushía, ist Aquilino gekommen, Lalita? sie, nein, noch nicht, und er, so ein Riesenarschloch von einem Alten. Sie brachten nur einige wenige Echsenhäute mit, Fushía war fuchsteufelswild, wir werden verrecken vor Hunger, Lalita. Die Huambisas lachten beim Ausladen, ihre Frauen drängten sich geschwätzig, grunzend zwischen sie, und Fushía, schau nur, wie zufrieden die sind, die Saukerle, wir sind ins Dorf gekommen, und die Shapras waren nicht da, die da haben alles verbrannt, einem Hund haben sie den Kopf abgesäbelt, nichts, alles umsonst, die ganze Reise ein Verlust, nicht ein Ballen Gummi, bloß diese Häute, die nichts wert sind, und die da sind fröhlich. Pantacha stand in der Unterhose da, kratzte sich unter den Armen, wir müssen halt weiter ins Innere, Patrón, die Selva ist groß und voller Reichtümer,und Fushía, Rindvieh, um weiter reinzugehen, brauchen wir einen Lotsen. Sie gingen zur Cabaña, aßen Bananen und gerösteten Maniok, Fushía redete unaufhörlich von Don Aquilino, was ist dem Alten bloß passiert, bisher hat er mich noch nie im Stich gelassen, und Lalita, es hat viel geregnet während der letzten Tage, wird irgendwo untergeschlüpft sein, damit die Sachen, die er uns mitbringen soll, nicht naß werden. Pantacha hatte sich auf die Hängematte geworfen, kratzte sich den Kopf, die Beine, die Brust, und wenn ihm das Boot in den Schnellen weggesackt ist, Patrón? und Fushía, dann sitzen wir in der Scheiße, weiß nicht, was wir dann machen. Und Lalita, nun reg dich nicht gleich so auf, die Huambisafrauen haben auf der ganzen Insel gesät, sogar kleine Pferche haben sie gemacht, und Fushía, alles Scheiße, dauert nur zu lange, die Nacktärsche können von Maniok leben, aber ein Christ nicht, wir warten zwei Tage, und wenn Aquilino dann nicht kommt, muß ich was unternehmen. Und bald danach schloß Pantacha die Augen, fing an zu schnarchen, und Fushía schüttelte ihn, die Huambisas sollten zuerst die Häute aufhängen, bevor sie sich besaufen, und Pantacha zuerst eine kleine Siesta, Patrón, ich bin völlig fertig von soviel Rudern, und Fushía, Trottel, kapierst du nicht? laß mich allein mit meiner Alten. Pantacha, mit offenem Mund, wer’s so schön hat wie Sie, bei einer richtigen Frau, Patrón, die Augen untröstlich, seit Jahren weiß ich nicht mehr, was eine Weiße ist, und Fushía, raus,hau ab. Pantacha ging weinerlich hinaus, und Fushía, da haben wir’s, jetzt säuft er wieder das Zeug, zieh dich schon aus, Lalita, auf was wartest du denn, sie, ich blut aber, und er, und wennschon. Und am Spätnachmittag, als Fushía aufwachte, gingen sie ins Dorf, wo’s nach Masato roch, die Huambisas torkelten völlig betrunken umher, und Pantacha war nirgends zu sehen. Sie fanden ihn am andern Ende der Insel, er hatte seine Pritsche an das Lagunenufer mitgenommen, und Fushía, was hab ich gesagt, er phantasiert wieder nach Herzenslust. Er brummte vor sich hin, das Gesicht in den Händen verborgen, unter dem bis zum Rand mit Kräutern gefüllten Töpfchen brannte noch das Feuer. Käfer krabbelten auf seinen Beinen herum, und Lalita, er spürt’s gar nicht. Fushía trat das Feuer aus, mit einem Fußtritt stieß er das Töpfchen ins Wasser, mal sehen, ob wir ihn wach kriegen, und zu zweit schüttelten sie ihn hin und her, zwickten ihn, ohrfeigten ihn, und er, vor sich hin, war nur aus Zufall Cuzqueño, seine Seele war am Ucayali geboren, Patrón, und Fushía, hörst du? sie, ich hör’s, wie irr, und Pantacha, sein Herz war traurig. Fushía rüttelte ihn, trat ihn, Sau- serrano , jetzt ist’s nicht Zeit zu träumen, jetzt heißt’s wach sein, sonst gehen wir ein vor Hunger, und Lalita, der hört dich nicht, der schwebt in den Wolken, Fushía. Und er, vor sich hin, zwanzig Jahre am Ucayali, Patrón, hatte sich bei den Paiches angesteckt, seine Haut war so hart wie Chontarinde, die Mücken kamen nichtdurch. Er hatte auf die Bläschen gewartet, die Paiches kommen schon hoch zum Luftholen, gib mir die Harpune, Andrés, feste, stärker, spieß ihn auf, ich bind ihn fest, Patrón, er hat die Paiches mit dem ersten Prügelschlag betäubt, und das Kanu ist ihnen auf dem Tamaya umgekippt, er hat sich gerettet und Andrés nicht mehr, du bist ersoffen, Bruderherz, die Sirenen haben dich hinuntergezerrt, jetzt wirst du
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