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Das grüne Haus (suhrkamp taschenbuch) (German Edition)

Das grüne Haus (suhrkamp taschenbuch) (German Edition)

Titel: Das grüne Haus (suhrkamp taschenbuch) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mario Vargas Llosa
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haben?« sagte Bonifacia. »Daß sie ihm die Haare abgeschnitten haben und daß er ratzekahl war?«
    »Bist du übergeschnappt?« sagte Madre Angélica.»Plötzlich kommst du mit den verrücktesten Dingen an.«
    Aber sie wußte es, Mamita: die Soldaten hatten ihn in einem Boot gebracht, ihn an den Fahnenmast gebunden, die Mündel stiegen aufs Dach des Wohnhauses, um zuzuschauen, und Madre Angélica versohlte sie dafür. Kamen die Gaunerinnen immer noch mit diesen Geschichten an? Wann hatten sie Bonifacia das erzählt?
    »Ein gelbes Vögelchen hat mir das erzählt, das hereingeflogen gekommen ist«, sagte Bonifacia. »Haben sie ihm wirklich die Haare abgeschnitten? So wie Madre Griselda den Heidenmädchen?«
    »Die Soldaten haben sie ihm abgeschnitten, Dummkopf«, sagte Madre Angélica. »Das ist doch nicht das gleiche. Madre Griselda schneidet sie den Kleinen ab, damit sie sich nicht mehr zu kratzen brauchen. Bei ihm war es zur Strafe.«
    »Was hat er denn angestellt, der Heide, Mamita?« sagte Bonifacia.
    »Schlechtigkeiten, häßliche Dinge«, sagte Madre Angélica. »Er hat gesündigt.«
    Bonifacia und die zwei Kleinen schleichen auf Zehenspitzen hinaus. Der Patio besteht aus zwei Teilen: der Mond beleuchtet die dreieckige Fassade der Kapelle und den Kamin der Küche; der andere Teil der Mission ist eine Anhäufung von feuchten Schatten. Die Ziegelmauer wirkt kürzer, undeutlich unter den dunklen Arkaden aus Lianen und Zweigen. Das Wohnhaus der Nonnen ist in der Nacht versunken.
    »Du hast eine sehr ungerechte Art, die Dinge zu sehen«, sagte die Oberin. »Den Madres liegt an deiner Seele, nicht an der Farbe deiner Haut oder an der Sprache, die du sprichst. Du bist undankbar, Bonifacia. Madre Angélica hat nichts anderes getan, seit du in die Mission gekommen bist, als dich zu verwöhnen.«
    »Ich weiß, Madre, deswegen bitte ich dich, für mich zu beten«, sagte Bonifacia. »In der Nacht bin ich eben wieder eine Wilde geworden, wirst schon sehen, wie sehr.«
    »Hör endlich zu heulen auf«, sagte die Oberin. »Ich weiß jetzt schon, daß du wieder eine Wilde geworden bist. Ich möchte wissen, was du getan hast.«
    Sie läßt sie los, heißt sie mit einer Handbewegung schweigen und fängt an zu laufen, immer noch auf Zehenspitzen. Zuerst ist sie ihnen um einiges voraus, aber in der Mitte des Patio laufen die zwei Mädchen schon neben ihr. Zusammen kommen sie bei der verschlossenen Tür an. Bonifacia beugt sich vor, probiert die groben, verrosteten Schlüssel des Bundes einen nach dem andern aus. Das Schloß quietscht, das Holz ist feucht und klingt hohl, als sie mit der flachen Hand dagegenschlagen, aber die Tür geht nicht auf. Alle drei keuchen.
    »Ich war damals noch ganz klein, nicht?« sagte Bonifacia. »Wie klein war ich, Mamita? Zeig mir’s.«
    »So, so groß«, sagte Madre Angélica. »Aber du warst schon damals eine Teufelin.«
    »Und wie lange war ich schon in der Mission?« sagte Bonifacia.
    »Nicht lange«, sagte Madre Angélica. »Ein paar Monate.«
    Na bitte, schon steckte der Teufel in ihr, Mamita. Was sagte sie da, die Irre? Mal sehen, was sie jetzt vorbrachte, und Bonifacia war doch mit diesem Heiden nach Santa María de Nieva gebracht worden. Die Mündel hatten es ihr erzählt, jetzt mußte Madre Angélica die Lüge beichten gehen. Wenn nicht, kam sie in die Hölle, Mamita.
    »Und warum fragst du mich dann, Hinterlistige?« sagte Madre Angélica. »Das ist ein Mangel an Respekt, und obendrein eine Sünde.«
    »Das war nur ein Scherz, Mamita«, sagte Bonifacia. »Ich weiß schon, daß du in den Himmel kommst.«
    Der dritte Schlüssel dreht sich, die Tür gibt nach. Aber draußen müssen wohl Stengel, Gestrüpp und Schlingpflanzen, Nester, Spinnweben, Schwämme und Lianengeflechte hartnäckig Widerstand leisten und der Tür im Wege sein. Bonifacia wuchtet ihren Körper gegen das Holz und stößt – man hört winzige, vielfältige Reißgeräusche, es knackst und bricht etwas –, bis die Öffnung weit genug ist. Sie stemmt sich gegen die einen Spalt breit offene Tür, spürt, wie Fasern sanft ihr Gesicht berühren, hört das Murmeln des unsichtbaren Blätterwerks und, auf einmal, hinter sich ein anderes Murmeln.
    »Ich bin geworden wie sie, Madre«, sagte Bonifacia.»Die mit dem Nasenring hat gegessen und hat mit Gewalt die andere Heidin zum Essen gezwungen. Mit den Fingern hat sie ihr die Banane in den Mund gestopft, Madre.«
    »Und was hat das mit dem Teufel zu tun?« sagte die Oberin.
    »Die

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