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Das grüne Haus (suhrkamp taschenbuch) (German Edition)

Das grüne Haus (suhrkamp taschenbuch) (German Edition)

Titel: Das grüne Haus (suhrkamp taschenbuch) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mario Vargas Llosa
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sich sputen! Adrián Nieves riet ab, mi cabo , die beobachteten sie doch sicherlich, wenn sie sie ausplünderten, würden die über sie herfallen und sie waren nur drei. Aber der Cabo wollte keine Ratschläge, von niemand, Scheiße, hatte man ihn etwa gefragt? und wennschon, sollten doch über sie herfallen, mit den Urakusas wurde er sogar ohne Revolver fertig, mit Ohrfeigen, sonst nichts, und setzt sich auf den Boden, kreuzt die Beine, steckt sich eine Zigarette an. Die gehen auf die Hütten zu, kommen zurück, und der Cabo Roberto Delgado schläft friedlich, der Zigarettenstummel verqualmt auf der Erde, von neugierigen Ameisen umringt. Adrián Nieves und der Träger essen Maniok, Bagres, rauchen, und als der Cabo aufwacht, kriecht er auf sie zu und trinkt aus der Feldflasche. Dann untersucht er das Bündel: eine kleine Eidechsenhaut, Mist, Halsketten aus Vogelschrot und Muscheln, war das alles? Tonschalen, Armbänder, und das Zeug, das er dem Capitán versprochen hatte? Fußkettchen, Diademe, gar nichts von dem Harz gegen die Insekten? ein Korb aus Chambiragerten und eine Kalebasse voller Masato, lauter Mist. Er wühlt mit dem Fuß in dem Bündel herum und wollte wissen, ob sie irgend jemand gesehen hatten, während er schlief? Nein, mi cabo , niemand. Der da meinte, sie trieben sich in der Nähe herum, und der Träger deutet mit dem Finger auf den Urwald, aber den Cabo läßt es kalt: sie würden in Urakusaübernachten und morgen früh weiterfahren. Er brummt noch, was sollte das denn heißen, sich vor ihnen verstecken wie vor Stinktieren? steht auf, pißt, schnallt die Stiefelschäfte ab und geht auf eine Hütte zu, sie folgen ihm. Es ist nicht heiß, die Nacht ist feucht und lärmend, eine leichte Brise trägt in die Lichtung den Geruch von verfaulten Pflanzen, und der Träger, gehen lieber, mi cabo , sauer hier, sagen, nicht bleiben, nicht gefallen, und Adrián Nieves zuckt mit den Achseln: wem gefiel es schon, aber er sollte sich die Mühe sparen, der Cabo hörte ihn nicht, er schlief schon.
    »Wie ist’s dir dort gegangen?« sagte Josefino. »Erzähl, Lituma.«
    »Wie wird’s mir gegangen sein, lieber Herr Kollege«, sagte Lituma, und seine kleinen Augen blicken überrascht. »Sehr schlecht.«
    »Hat man dich verprügelt, Vetter?« sagte José. »Wasser und Brot?«
    »Ach was, gut haben sie mich behandelt. Der Cabo Cárdenas hat mir mehr Essen geben lassen als allen andern. In der Selva war er mein Untergebener, ein anständiger Zambo 7 , wir haben ihn immer den Dunklen genannt. Aber traurig war’s trotzdem.«
    Der Affe hielt eine Zigarette in den Händen und streckte ihr plötzlich die Zunge heraus und zwinkerte ihr zu. Er lächelte, unbekümmert um die andern, und probierte Grimassen aus, die Grübchen in seinenWangen und Runzeln auf seiner Stirn entstehen ließen. Mitunter applaudierte er sich selbst.
    »Sie haben mich ein wenig bewundert«, sagte Lituma. »Sagten immer, du hast Eier wie ein Bock, Cholo.«
    »Recht haben sie gehabt, Vetter, und ob, wer will das schon bezweifeln.«
    »Ganz Piura hat von dir geredet, Kollege«, sagte Josefino.
    »Die Kinder, die Erwachsenen. Du warst schon längst abgehauen, da haben sie immer noch über dich diskutiert.«
    »Abgehauen?« sagte Lituma. »Ich bin nicht fort, weil’s mir Spaß gemacht hat.«
    »Wir haben die Zeitungen noch«, sagte José. »Wirst schon sehen, Vetter. In ›El Tiempo‹ haben sie dich sehr beschimpft, Missetäter haben sie dich genannt, aber in ›Ecos y Noticias‹ und in ›La Industria‹ haben sie dir wenigstens Mut zugestanden.«
    »Warst ein ganzer Kerl, Kollege«, sagte Josefino. »Die Mangaches waren stolz auf dich.«
    »Und was hat’s mir genutzt?« Lituma zuckte die Achseln, spuckte aus und zerrieb den Speichel mit der Schuhsohle. »Außerdem war’s im Suff. Nüchtern hätt ich mich nicht getraut.«
    »Hier in der Mangachería sind wir alle Urristas«, sagte der Affe und sprang mit einem Satz auf. »Fanatische Anhänger des Generals Sánchez Cerro, aus allertiefstem Herzen.«
    Er stellte sich vor dem Zeitungsausschnitt auf, salutierte militärisch und kehrte zur Matte zurück, wobei er schallend lachte.
    »Der Affe ist schon blau«, sagte Lituma. »Kommt, wir wollen zur Chunga gehen, bevor er einschläft.«
    »Wir müssen dir was erzählen, Kollege«, sagte Josefino.
    »Voriges Jahr hat sich ein Aprista hier niedergelassen, Lituma«, sagte der Affe. »Einer von denen, die den General umgebracht haben. Eine Wut krieg ich

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