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Das Gurren der Tauben (German Edition)

Das Gurren der Tauben (German Edition)

Titel: Das Gurren der Tauben (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A. Schneider
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B ü rot ü r stehen. Der
Chef meiner Eskorte dr ü ckte den Klingelknopf.
    Sekunden sp ä ter schwang die
T ü r auf. Sie hatte
auf der Innenseite eine dicke Polsterung. Im T ü rrahmen stand ein ä lterer Mann in Zivil . Mir fiel auf, dass seine
rechte Wange verunstaltet war. “ Kommen Sie! ” , sagte er und zog mich sanft am Oberarm in den Raum. "Ich ruf an,
wenn wir fertig sind", h ö rte ich ihn zu den W ä rtern sagen.
    Er schloss die T ü r, durchquerte
den kleinen Raum und ö ffnete eine andere T ü r: “ Hier entlang! ”
    In dem Nebenzimmer
waren zwei M ä nner, ebenfalls
in zivil. Einer sa ß hinter einem Schreibtisch, der andere stand am Fenster. Wir blickten uns
schweigend an. Der am Fenster sagte schlie ß lich: “ Wollen Sie sich nicht anmelden? ”
    “ Strafgefangener
Baganz meldet sich an ” , sagte ich.
    Ein L ä cheln huschte ü ber sein
Gesicht. Er deutete auf einen Stuhl: “ Bitte setzen Sie sich, Herr Baganz! ”
    Er hatte mich
mit “ Herr ” angesprochen
und bei meinem Namen genannt! Ich konnte es kaum glauben.
    “ Nanu! Sie tragen
ja Handfesseln! ” , sagte er, als sei es ihm gerade erst aufgefallen. “ Das gibt ’ s hier aber
nicht! ” Er ging ins
Nebenzimmer und schloss die T ü r hinter sich.
    Der hinter dem Schreibtisch
war korpulent. Er hatte schwarzes Haar. Die Partien im Gesicht, wo der Bart w ä chst, waren
dunkel. Er war einer von der Sorte, die sich zweimal am Tag rasieren m ü ssen. Ich sch ä tzte ihn, genau
wie seinen Kollegen, auf Mitte vierzig.
    Das Zimmer war eher
klein. In einer Ecke stand ein K ü hlschrank, daneben war ein Waschbecken. Der Fu ß boden war mit
Auslegware bedeckt. Die W ä nde dekorierten kommunistische Parolen und ein Bild von Erich Honecker.
    Ich sa ß dem Dicken
gegen ü ber am Kopf
eines Konferenztisches, der gegen den Schreibtisch gestellt war. Ich konnte
durchs Fenster sehen. Da war allerdings nur eine Mauer mit Signaldr ä hten. Mir gingen
allerlei Gedanken durch den Kopf. Einer davon war, dass mir jetzt das Ende
meiner Einzelhaft verk ü ndet werden w ü rde.
    Als der andere
zur ü ck ins Zimmer
kam, nahm er mir die Handschellen ab. Dann stellte er sich wieder ans Fenster.
Jetzt fiel mir auf, dass er eine leichte Hasenscharte hatte. Er war der
Sprecher. Er wollte wissen, seit wann ich in Bautzen war, warum, und wie lange
ich noch hatte.
    “ Warum fragen Sie
mich das alles? Sie wissen doch genau ü ber mich Bescheid ” , sagte ich, als mir die Fragerei zu dumm wurde.
    Jetzt machte der
Dicke zum ersten Mal den Mund auf: “ Sie beantworten die Fragen, die Ihnen gestellt werden,
klar?! ” Er hatte eine
tiefe Stimme und sprach genau wie sein Kollege mit un ü berh ö rbarem Berliner
Dialekt.
    “ Nein, Herr
Baganz, wir wissen ü berhaupt nichts. Wir sind nur hier um uns mit verschiedenen Leuten zu
unterhalten ” , sagte “ Hasenscharte ” , bem ü ht die Sch ä rfe wieder
herauszunehmen.
    “ Sie sind doch
von der Stasi, oder? ”
    Hasenscharte tat ü berrascht: “ Sie denken also
wie sind vom Ministerium f ü r Staatssicherheit? ”
    So ging das eine
Weile. Ich hatte keinen Schimmer, was die beiden von mir wollten.
    Irgendwann nahm
Hasenscharte einen Stuhl und setzte sich zu mir. Er bot mir eine Zigarette an.
Ich lehnte ab, genau wie den Kaffee, den der Dicke aus dem Nebenraum holte.
Obwohl ich beides gern angenommen h ä tte, wollte ich erst mal Distanz wahren.
    Hasenscharte
stellte viele Fragen. Er erkundigte sich nach meiner Mutter, meinem Vater und
meinen Br ü dern. Er wollte
wissen was ich nach meiner Entlassung tun w ü rde.
    Als ich ihm
sagte, dass ich keine Chance auf Entlassung h ä tte, widersprach er und versicherte, dass die
sozialistische Gesellschaft jedem B ü rger eine zweite Chance g ä be, egal was er getan habe. Nat ü rlich w ü rde ich nicht
heute oder morgen nach Hause gehen. Doch wenn ich ein bestimmtes Strafma ß abgesessen h ä tte, w ä re eine
Begnadigung, gute F ü hrung vorausgesetzt, kein Problem.
    Als wir auf
meine Haftbedingungen zu sprechen kamen, sch ü ttelte er ungl ä ubig den Kopf: Einzelhaft? Isolation? Handschellen? Wie
konnten die das machen? – Nun ... das alles stand freilich nicht im Widerspruch zum DDR-Recht. Aber
war ein so hartes Vorgehen denn wirklich erforderlich? Und ich war ganz allein
und konnte mit niemandem sprechen? – Hasenscharte war sprachlos ...
    Ich fragte mich
nach dem Grund f ü r dieses Sich-dumm-stellen. Doch dann sagte ich mir: “ Was soll ’ s? Nimm es

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