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Das Gurren der Tauben (German Edition)

Das Gurren der Tauben (German Edition)

Titel: Das Gurren der Tauben (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A. Schneider
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dumm gewesen! Ich musste daf ü r b üß en und das
Schicksal hatte diese Horde auserkoren um die Strafe zu vollstrecken.
    Es tat gut,
ehrlich zu mir selbst zu sein. Als ich so mit mir im Reinen war, machte ich
mich daran die Zukunft zu planen. Mein Umfeld konnte ich nicht ä ndern, das hatte
ich gerade schmerzlich erfahren. Aber ich konnte mich ä ndern. Das war
der Ansatz. Ich konnte nicht weiter den ganzen Tag in meiner Zelle hin und her
tigern. Ich brauchte Ziele, etwas das ich erreichen wollte, wof ü r es sich
lohnte, am Morgen aufzustehen.
    Ich entschied
mich f ü r Sport: Liegest ü tzen,
Hockstreckspr ü nge, Sit-Ups.
Das war nicht erlaubt, doch die W ä rter konnten nicht st ä ndig vor meiner T ü r stehen und durch den Spion gucken.
    Da war auch noch
die Zeitung. Bisher hatten mich nur die Weltnachrichten und der Sportteil
interessiert. Das musste sich ä ndern.
    Ich begann am n ä chsten Tag,
machte Sport und studierte die Zeitung. Ich las jeden Artikel, auch wenn mich
die kommunistische Propaganda fast in den Wahnsinn trieb. Ich las zwischen den
Zeilen und bald wurde mir bewusst, wie begrenzt mein Horizont war, wie viel ich
noch zu lernen hatte.
    Allm ä hlich lernte ich
die W ä rter kennen. Au ß er Latschenpaul
und H ä nschen, zwei
alte Obermeister, waren alle extrem unfreundlich. Ich konnte aber dennoch
differenzieren: Chinese und Rotb ä ckchen waren geradezu gemein. Sie behandelten mich, als
ob ich ihnen pers ö nlich etwas Schreckliches angetan h ä tte.
    Mein erstes
Weihnachten war eine traurige Angelegenheit. Obwohl ich vom Fest nichts
mitbekam, sp ü rte ich die
spezielle Atmosph ä re. Die Phantasiewelt, die ich mir aufgebaut hatte und die mich vor der
Realit ä t sch ü tzte sollte,
zerfiel. Wieder einmal merkte ich, wie trostlos meine Situation war.
    Die Zeit
verging: sechs Wochen, drei Monate, ein halbes Jahr. Sporadisch hatte ich ü bers Telefon
Kontakt mit zwei Gefangenen vom benachbarten Isolationsbereich. Sie waren zu
sechst, unter ihnen ein alter Mann, Kriegsverbrecher, der an Migr ä ne litt. Alle
paar Wochen hatte er einen Anfall. Dann schrie er stundenlang. Sie stritten
sich oft so laut, dass ich es h ö ren konnte. In solchen Momenten wurde mir klar, dass Einzelhaft nicht nur
Nachteile hat.
    Obwohl ich
meiner Mutter nicht antwortete, h ö rte sie nicht auf, mir zu schreiben. Es waren immer Gl ü cksmomente, wenn
ich ihre Brief las. Wenn sie mir schrieb, wie sehr sie mich liebte und von
meiner Tochter berichtete. Ihre Worte gaben mir Kraft und Zuversicht, egal wie
niedergeschlagen ich zuvor gewesen war.
    Als es w ä rmer wurde, trug
ich mich mit Fluchtgedanken. Auf dem kurzen Weg zur Freistunde, versuchte ich
so viel wie m ö glich
auszukundschaften. Doch ich fand keine einzige Schwachstelle. Der Plan schien
undurchf ü hrbar und ich
gab ihn bald wieder auf.
    Von Zeit zu Zeit
war da ein Ger ä usch, das mich
fast in den Wahnsinn trieb. Es war direkt ü ber meiner Zelle und dauerte oft Stunden. Es klang wie das
Rollen einer Bowlingkugel ...
    W ä hrend einer
Hitzewelle im Sommer ‘ 82, ging es mir besonders schlecht. Ich war am Ende meiner Kraft, physisch
und psychisch. Ich hatte nur den einen Wunsch, auf der Stelle tot umzufallen,
damit diese Tortur ein Ende fand. Zu allem Ü berfluss hatte Rotb ä ckchen mit seiner Mannschaft die Tagschicht. Er war ein
Psychoterrorist der Extraklasse und lie ß keine Gelegenheit aus, mich zu provozieren.
    Zuerst “ verga ß” er mir meinen
Kaffee zu bringen. Dann hielt er die Zeitung zur ü ck und schlie ß lich teilte er mir mit, dass die Freistunde ausf ä llt. Als ich
fragte warum, sagte er “ aus vollzugstechnischen Gr ü nden ” , doch abgesehen
davon, w ü rde er die
Angelegenheit sowie so nicht mit mir diskutieren.
    Ich war
inzwischen lange genug in dem Gef ä ngnis und konnte die verschiedenen Ger ä usche
definieren. Ich wusste, dass der L ä rm wenig sp ä ter im Treppenhaus von den Kommandos kam, die zur
Freistunde ausr ü ckten. Rotb ä ckchen hatte nur keine Lust gehabt, mich herauszuschlie ß en – zu viel Arbeit
bei dieser Affenhitze.
    Ü ber die letzten
Monate hatte sich eine Menge Wut in mir angestaut. So viel, dass ich kurz davor
war, zu explodieren. Die Verweigerung meiner Freistunde, war das, was noch
fehlte.
    Es war Mittwoch,
der Tag an dem ich meine Zelle wischen und bohnern musste. Das bedeutete, Rotb ä ckchen w ü rde noch mal
kommen und mir das Reinigungszeug bringen. Er w ü rde das Gitter aufschlie ß en. Zuvor w

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