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Das Gurren der Tauben (German Edition)

Das Gurren der Tauben (German Edition)

Titel: Das Gurren der Tauben (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A. Schneider
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meine, soll
das hier so weiter gehen wie in Frankfurt oder wollen wir ’ s mal mit Arbeit
versuchen? ”
    “ Was redet der f ü rn Schei ß ! ” , ging mir durch
den Kopf. “ Wenn die wollen,
dass ich arbeite, sollen sie mich zuerst auf ein Kommando verlegen. ”
    In mir stieg Wut
auf. Ich dachte an Hasenscharte und daran, dass er meine Probleme l ö sen w ü rde. Statt dem
General zu antworten, starrte ich an die Decke.
    Trixi unterbrach
die Stille und sagte unterw ü rfig: “ Ich schlage vor,
Sie kommen in einem Jahr noch mal um erneut nachzufragen, Genosse General! ”
    Jetzt kam das
Donnerwetter. “ Da komm ich ü berhaupt nicht
mehr! ” , schrie der
General, drehte sich um und verlie ß die Zelle, wobei er Trixi unsanft aus dem T ü rbogen schob.
    Obwohl ich
diesen Besuch eigenartig fand, dachte ich nicht weiter dar ü ber nach. Viel
interessanter f ü r mich war, ob Hasenscharte sein Versprechen halten w ü rde.
    Nichtsdestotrotz,
sah ich ein Muster: Nach einem Jahr Einzelhaft, werde ich zwei Stasitypen
vorgef ü hrt. Dann kommt
ein hohes Tier in meine Zelle und stellt mir d ä mliche Fragen. Da war definitiv etwas im Gange. Ich
war sicher, dass ich die schwerste Zeit hinter mir hatte.
    Am Donnerstag,
an dem die zwei Wochen um waren, achtete ich auf jedes Ger ä usch. Nach dem
Mittagessen kamen sie endlich.
    Ich wurde
freundlich begr üß t: "Kaffee? Zigarette?"
    Diesmal nahm ich
beides an. Wieder war allein Hasenscharte mein Gespr ä chspartner. Wir
sprachen ü ber Politik, aber
auch ü ber meine
Haftbedingungen. Als er mich fragte, ob ich in meiner Zelle arbeiten w ü rde, machte ich
ihm klar, dass zuerst meine Einzelhaft beendet werden m ü sse.
    Hasenscharte
sagte, dass es genau anders rum liefe: Ich m ü sste zuerst guten Willen zeigen. Er z ä hlte mir die
Vorteile auf, die ich h ä tte, wenn ich in meiner Zelle arbeiten w ü rde: Ich k ö nnte mir Zigaretten, Kaffee, Tee und Toilettenartikel
kaufen und w ä re au ß erdem in der
Lage, den von mir zu leistenden Schadenersatz abzuzahlen. Er k ö nne daf ü r sorgen, dass
ich Pakete und regelm äß ige Besuche von meinen Eltern bek ä me, wenn ich das wollte. Er wiederholte, dass er all
meine Probleme l ö sen k ö nne.
    Die eine Stunde
verging viel zu schnell. Als sie vor ü ber war, lie ß Hasenscharte seine Hand wie nebenbei in seine
Aktentasche gleiten. Sie kam mit einem Buch wieder heraus: “ Hier ist der
versprochene englische Grund- und Aufbauwortschatz! ”
    Das war die Kr ö nung! Ich h ä tte vor Freude
in die Luft springen k ö nnen. Wenn ich noch Zweifel gehabt hatte, waren sie nun verschwunden. Nein,
dieser Mann hatte keine b ö sen Absichten. Er sagte, wir w ü rden uns in zwei Wochen wiedersehen ...
    Ich z ä hlte die Tage.
Ich verlor jegliches Misstrauen und h ö rte auf nach dem Sinn seiner Besuche zu fragen. Er
unterhielt sich nett mit mir und wollte meine Situation verbessern. Was sonst,
konnte ich verlangen?
    Am Montag nach
meinem zweiten Treffen mit Hasenscharte, kam Bobby mit einem Zivilangestellten
in meine Zelle. Der Mann stellte ein Kiste mit Arbeitsmaterial auf meinen Tisch
und wies mich ein. Mein Job war es, Federscheiben auf Schrauben zu schieben und
in Tragbleche zu legen. Vierzig Schrauben waren eine Reihe und 10 Reihen
bildeten eine Schicht. Dann wurde eine Lage Ö lpapier darauf gelegt und das ganze begann von vorn bis
das Blech mit 2.400 Schrauben gef ü llt war. Tagesnorm waren drei Bleche.
    Die T ä tigkeit war
stumpf. Doch ich war zufrieden, dass sie mich nicht forderte, so konnte ich
mich w ä hrend der “ Arbeit ” voll auf das
Erlernen von englischen Vokabeln konzentrieren.
    Hasenscharte
hielt sein Wort. Am ü bern ä chsten
Donnerstag kamen sie mich wieder holen. Dieses Mal sprachen wir ü ber ehemalige
Freunde von mir. Er stellte Fragen wie: "Wissen Sie, dass die meisten
Ihrer Freunde Sie f ü r tot halten? Wie geht es Ihren Mitt ä tern? In welchen Strafvollz ü gen sind sie?"
    All diese Fragen
waren dumm – denn wie konnte
ich sie beantworten? Doch das interessierte mich nicht mehr. Ich f ü llte mir den
Magen mit Broiler und Kuchen und trank mehrere Tassen Kaffee. Als die Stunde um
war, sagte Hasenscharte, dass er mich in zwei Wochen wieder holen lassen w ü rde.
    Auf halbem Weg
in meine Zelle begann ich mich komisch zu f ü hlen. Ich sah alles verschwommen und hatte Brechreiz.
Gleich nachdem der W ä rter die T ü r geschlossen
hatte, beugte ich mich ü ber die Toilette und ü bergab mich. Dann legte

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