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Das Gurren der Tauben (German Edition)

Das Gurren der Tauben (German Edition)

Titel: Das Gurren der Tauben (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A. Schneider
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als
willkommene Abwechslung vom tristen Leben in der Zelle. ”
    Wir sprachen ü ber
Weiterbildung und B ü cher. Hasenscharte wollte wissen, womit ich mich gern besch ä ftigen w ü rde. Ich sagte,
mit der englischen Sprache. Grund- und Aufbauwortschatz w ä ren genug f ü r den Anfang.
    Er sagte, er w ü rde sich nach
einem solchen Buch umzuschauen. Er sagte auch, er w ü rde daf ü r sorgen, dass
ich mir in Zukunft die B ü cher aus der B ü cherei selbst aussuchen k ö nne.
    Ich fragte,
warum er das alles f ü r mich tun wolle. Er dachte einen Moment nach, dann sagte er l ä chelnd: “ Betrachten Sie
meinen Kollegen und mich als Menschenfreunde. ”
    Wir redeten ü ber Gott und die
Welt. Dabei versicherte er mir immer wieder, dass er mir helfen wolle. Ich m ü sse nur
Vertrauen zu ihm haben. Irgendwann schaute er auf die Uhr: “ Oh, die Zeit ist
um! ”
    Der Dicke stand
auf und ging in den Nebenraum. Als er zur ü ck kam, nahm Hasenscharte die Handschellen vom Tisch und
legte sie mir an. “ Ich sehe Sie in zwei Wochen wieder, Herr Baganz! ” , sagte er, als
er mich zur T ü r brachte und der
Knautschbacke ü bergab.
    Zur ü ck in meiner
Zelle, musste ich das alles erst einmal verarbeiten. Seit vielen Monaten hatte
ich wieder eine vern ü nftige Unterhaltung mit jemandem gef ü hrt – f ü r mich, das
Ereignis des Jahres. Ich ging aufgeregt in meiner Zelle hin und her. Meine
Gedanken ü berschlugen
sich. Vielleicht wollten sie mir helfen? Jedenfalls war Hasenscharte freundlich
gewesen, das konnte ich nicht abstreiten. Vielleicht sollte diese Unterhaltung
den Weg f ü r meine
Verlegung auf ein Kommando ebnen?
    Andererseits,
die Typen waren von der Stasi und ich durfte denen nicht trauen, auch wenn ’ s schwer fiel.
Es w ä re ein Fehler,
auch nur das Geringste von denen zu erwarten. Die wollten wahrscheinlich nur
herausfinden, ob ich sicher genug untergebracht war und Kontakt zu anderen
Gefangenen hatte ...
    In der Nacht tat
ich kein Auge zu. Ich h ö rte Hasenschartes Stimme und ging jedes Detail unserer Unterhaltung durch.
    Als ich am n ä chsten Tag von
der Freistunde einr ü ckte, wartete Trixi vor meiner Zellent ü r. Er hatte einen B ü cherkatalog in der Hand: “ Ab sofort d ü rfen Sie sich drei B ü cher pro Woche ausleihen. ” Sein Ton verriet, dass er pers ö nlich damit ü berhaupt nicht
einverstanden war.
    Hasenscharte
hatte also nicht gelogen! Und es bewies auch, dass die W ä rter, einschlie ß lich Trixi, nur
kleine Lichter waren: Wenn die Stasi befahl, hatten sie zu gehorchen.
    Mein Herz
jauchzte als ich den B ü cherkatalog durchging: Da waren so viele amerikanische Schriftsteller, B ü cher zum
Erlernen von Englisch, Franz ö sisch, Spanisch und sogar Chinesisch! Eine derart gro ß e Auswahl hatte
ich in einer Gefangenenb ü cherei nicht erwartet.
    Ich war pl ö tzlich der gl ü cklichste Mensch
auf der Welt. Es gab nichts, das mich runterziehen konnte. Erstaunlich, was B ü cher bewirken k ö nnen: Ich hatte
Lebensl ä nglich, sa ß in Einzelhaft
und war trotzdem gl ü cklich, nur weil ich mir drei selbst ausgesuchte B ü cher pro Woche
ausleihen konnte. Verr ü ckt!
    Da ich nichts zu
schreiben hatte, ritzte ich die Titel der B ü cher, die mich interessierten, mit dem Fingernagel in die
Wand. Ich w ä hlte 50 Titel – genug f ü rs n ä chste halbe
Jahr.
    Eines Morgens brach
Hektik aus im Flur vor meiner T ü r. Es wurde mehrmals durch den Spion geschaut und dann aufgeschlossen. Da
stand ein ä lterer, gro ß gewachsener
Mann mit Generalschulterst ü cken. Mehrere hohe Offiziere sah ich im Hintergrund.
    “ Gitter aufschlie ß en! ” , befahl der
General.
    Trixi wand sich
an ihm vorbei um den Befehl auszuf ü hren.
    Der General
musste sich b ü cken als er
durch den T ü rbogen ging. In
der Zelle richtete er sich zu voller Gr öß e auf. Obwohl vom Alter gebeugt, sch ä tzte ich ihn
immer noch auf ü ber eins-neunzig.
    Ich machte
Meldung.
    Der General
murmelte etwas wie “ Guten Morgen ” . Er blickte sich um, ö ffnete das Wandschr ä nkchen ü ber dem
Waschbecken und schaute hinein. Dann r ä usperte er sich und sagte: “ Wie soll ’ s jetzt mit Ihnen weitergehen? ” Es klang so,
als ob er eine Unterhaltung, die wir gerade gef ü hrt hatten, fortsetzen wolle.
    “ Was meinen Sie? ” , fragte ich
respektlos.
    Trixi, der klein
genug war um im T ü rbogen zu stehen, blickte zum General empor als ob er ein Donnerwetter
erwarte. Doch der General fuhr in ruhigem Ton fort: “ Ich

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