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Das Gurren der Tauben (German Edition)

Das Gurren der Tauben (German Edition)

Titel: Das Gurren der Tauben (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A. Schneider
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ich mich aufs Bett.
    Mein Kopf schien
zu explodieren. Pl ö tzlich bekam ich Wadenkr ä mpfe und einen erneuten Brechreiz. Ich hatte die Toilette kaum erreicht,
als mir eine Font ä ne aus dem Mund schoss. Diesmal half ich mit dem Finger nach und leerte
meinen Magen komplett.
    Ich warf mich
wieder aufs Bett. Allm ä hlich f ü hlte ich mich
besser. Irgendwann war es vorbei, nur der Kopfschmerz hielt noch l ä nger an. So
etwas war mir noch nie passiert. Ich war sicher, dass ich zu viel gegessen hatte
und beschloss, das n ä chste Mal zur ü ckhaltender zu sein.
    Weihnachten
stand vor der T ü r. Diesmal machte es mir nicht so viel aus, wie im Jahr zuvor. Ich hatte
meine B ü cher, meine
Arbeit und keine Langeweile. Trixi lie ß es sich nicht nehmen, mir meinen ersten Lohn pers ö nlich
vorbeizubringen. Er gestattete mir gn ä dig ab sofort den Kauf von Tabakwaren, Schreibzeug und
Lebensmitteln. Ich br ä uchte dem W ä rter nur Bescheid zu sagen und der w ü rde mir die gew ü nschten Artikel von der Verkaufsstelle holen. Allerdings
bek ä me ich vorl ä ufig nicht mehr
als 20 Mark monatlich, weil ich zuerst meine Schulden abbauen m ü sse.
    Unter den Umst ä nden, ging ’ s mir zu jener
Zeit psychisch und physisch gut. Nat ü rlich gab es W ä rter, allen voran Rotb ä ckchen, die nicht aufh ö ren konnten, mich zu provozieren. Doch das prallte an mir
ab.
    Beim n ä chsten Treffen
mit Hasenscharte, hielt ich mich an meinen Entschluss: Ich a ß ein St ü ck Kuchen und
trank eine Tasse Kaffee, mehr nicht. Die meiste Zeit war ich mit ihm allein.
Der Dicke spielte den Kellner und schaute nur ab und zu rein. Von Zeit zu Zeit
h ö rte ich seine
ged ä mpfte Stimme im
Nebenraum, wenn er sich mit Knautschbacke unterhielt.
    Die Unterhaltung
zwischen Hasenscharte und mir war inhaltsleer. Als wir uns verabschiedeten,
versprach er, mich vor Weihnachten noch einmal holen zu lassen.
    Auf dem Weg zur ü ck in meine
Zelle, passierte es wieder. Ich f ü hlte mich hundeelend. Was war das? Ich hatte nur eine
Tasse Kaffee getrunken und ein St ü ckchen Streuselkuchen gegessen. Davon wurde kein normaler
Mensch krank. Und was hatten die Wadenkr ä mpfe zu bedeuten? Hatte der Dicke mir etwa was in den
Kaffee getan?!
    So schnell wie
mir der Gedanke in den Sinn kam, schob ich ihn von mir. Das konnte nicht sein.
So was passierte in Spionagefilmen, aber nicht im wirklichen Leben. Und vor
allem: Was sollte der Grund daf ü r sein?
    Wahrscheinlich
war ich l ä ngere Gespr ä che nicht mehr
gewohnt und wegen der ganzen Aufregung, spielte mein K ö rper verr ü ckt. Mit dieser
Erkl ä rung tat ich die
Sache ab und wartete ungeduldig darauf, dass Hasenscharte mich wieder holen lassen
w ü rde.
    Das tat er am
Donnerstag vor dem Weihnachtswochenende. Der Dicke setzte mir wieder eine Menge
Essen vor, doch ich hielt mich zur ü ck. Eine Tasse Kaffee und ein paar Kekse, mehr nicht. Die
Unterhaltung mit Hasenscharte war trivial wie immer. Er hatte mir ein neues
Buch zum Englischlernen mitgebracht.
    Ich blieb die
ganze Zeit ü ber locker und
meine Verfassung war absolut normal als ich ging. Doch es passierte wieder, als
ich in meiner Zelle war.
    Ich verstand das
nicht. War ich krank? Aber was f ü r eine Krankheit sollte das sein, die jede zwei Wochen f ü r eine Stunde
kam und dann wieder verschwand? Je mehr ich dar ü ber nachdachte, desto misstrauischer wurde ich. Was
konnte der Grund daf ü r sein, mir etwas in den Kaffee zu tun? Konnte wirklich jemand so
hinterlistig sein? Auf der anderen Seite durfte ich nicht vergessen, dass die
Typen von der Stasi waren. Die Tatsache, dass Hasenscharte mir kleine Geschenke
machte, musste nichts bedeuten ... Ich beschloss, beim n ä chsten Mal alles
abzulehnen. Sollte ich danach wieder einen Anfall bekommen, trug die Stasi
keine Schuld.
    Ü ber die
Feiertage ging meine Stimmung in den Keller, obwohl ich geglaubt hatte, es w ü rde in diesem
Jahr anders sein. Ich war niedergeschlagen und hatte zu nichts Lust.
Weihnachten war immer etwas Besonderes in meinem Leben gewesen und nun
verbrachte ich schon das zweite Fest hinter Gittern. Die unverwechselbare
Weihnachtsatmosph ä re drang bis in meine Zelle hinein und es machte mich traurig, dass ich an
den Freuden der Menschen die da drau ß en feierten nicht teilhaben konnte. Wieder wurde mir
grausam bewusst, wie einsam ich war.
    Am ersten
Weihnachtstag lagen ein paar St ü ckchen Stollen auf dem Essentablett, doch die waren hart und trocken. Ich
sehnte mich nach dem

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