Das Gurren der Tauben (German Edition)
wieder Handschellen an. Dann stand der Dicke auf und verlies
den Raum.
Hasenscharte
ging hin ü ber zum Fenster,
schaute hinaus auf die Mauer und summte vor sich hin. Ein paar Minuten sp ä ter nahmen mich
die W ä rter in Empfang
und brachten mich zur ü ck zu meiner Zelle.
Mein einziger
Wunsch war, mein Paket zur ü ckzubekommen. Ich bat wer wei ß wie oft darum, Bobby sprechen zu d ü rfen, doch der
lie ß sich nicht mehr
blicken. Das machte mich so w ü tend, dass ich beschloss mit einem Hungerstreik zu drohen. Mir war noch der
misslungene Versuch von Ende ’ 81 in Erinnerung, doch wenn ich gewinnen wollte, musste ich etwas
riskieren. Sollte sich andeuten, dass der Hungerstreik zu nichts f ü hrt, w ü rde ich ihn
abbrechen.
Als der W ä rter mir das
Essentablett geben wollte, verweigerte ich die Annahme. Ein paar Minuten sp ä ter stand Bobby
auf der Matte, mein Paket unterm Arm. “ Hier ist Ihr Paket, Strafgefangener Baganz! ” , sagte er, als
sei es gerade angekommen und reichte mir die angefaulten Ä pfel und Orangen
durch die Gitter ö ffnung. “ Was wollen Sie
noch? ”
“ Wie, was will
ich noch? – Alles nat ü rlich ” , sagte ich.
“ Geht nicht. Sie
d ü rfen nur einen
Artikel von jeder Sorte im Verwahrraum haben ” , sagte Bobby.
“ Wer hat sich den
Schei ß ausgedacht? ”
“ Das ist eine
Bestimmung und die steht nicht zur Debatte ” , sagte Bobby ernst. “ Also, noch irgendwas? Ja oder nein? ”
Ich dachte nach.
Es war definitiv wieder eine von ihren Schikanen, doch ich wusste nicht, wie
weit ich gehen konnte. Ich hatte etwas erreicht: Ich drohe und Bobby springt – an sich schon
eine unerh ö rte Tatsache.
Ich entschied, nicht aufs Ganze zu gehen und meinen Teilerfolg sicherzustellen.
“ O. K. ” , sagte ich und
lie ß mir Kaugummis
und je eins von den Toilettenartikeln geben.
Bobby gab mir
das Zeug kommentarlos. Dann gab mir der W ä rter das Essen und die Angelegenheit war erledigt.
Mein Zustand
verbesserte sich langsam. Bald musste ich nicht mehr st ü ndlich auf die
Toilette, sondern nur noch drei- oder viermal am Tag. Ich begann vorsichtig
wieder Sport zu machen. Allerdings bekam ich Probleme beim Lesen. Meine Augen
schmerzten und ich hatte Schwierigkeiten, weiter Entferntes deutlich zu
erkennen. Fr ü her konnte ich
vom Fenster aus, die Aufschrift "Rufknopf" auf der Klingel neben dem
Gitter lesen. Inzwischen sah ich die Schrift nur noch verschwommen. Ich hielt das
f ü r eine
Nachwirkung der Vergiftung, denn es hatte an dem Tag begonnen, an dem ich krank
geworden war.
Der Besuch
meiner Eltern wurde um zwei Monate verschoben. Ungl ü cklicherweise
war mein Vater an dem neuen Termin verhindert. In der Nacht davor, tat ich kein
Auge zu. Dann am Morgen ging ich aufgeregt in meiner Zelle auf und ab und h ö rte auf jedes
Ger ä usch. Der Besuch
war f ü r 10 Uhr
angesetzt.
Endlich tat sich
was vor meiner Zelle. Die T ü r wurde aufgeschlossen und Bobby stand da. Ich machte Meldung. Bobby blickte
mich freundlich an und w ü nschte mir einen guten Morgen. Ein weiterer Offizier und drei W ä rter waren bei ihm.
Ich wurde in den
Besucherbereich gef ü hrt. Dort angekommen, schickte Bobby die drei W ä rter weg. Er
sagte, dass meine Mutter im Nebenraum warte und er schon mit ihr gesprochen
habe. Er belehrte mich, dass Ber ü hrungen sowie Gespr ä che ü ber meine Straftat und Haftbedingungen verboten waren. Sollte ich gegen
diese Regeln versto ß en, w ü rde er den
Besuch augenblicklich abbrechen. Ich h ä tte eine Stunde und es l ä ge an mir, ob wir sie ausnutzen oder nicht. Er
durchsuchte mich und nahm mir die Handschellen ab. Dann stie ß er die T ü r zum Nebenraum
auf und wir traten ein.
Da sa ß sie, l ä chelnd und
weinend zugleich. Bobby zeigte auf den Stuhl, der f ü r mich bestimmt
war, und beobachtete jede meiner Bewegungen. Ein Tisch mit einer niedrigen
Glasscheibe in der Mitte, trennte mich von meiner Mutter. Bobby und der andere
Offizier nahmen an der Seite des Tisches bzw. an der T ü r Platz.
“ Guten Morgen! ” sagte meine
Mutter ü bertrieben laut.
“ Hi Mutti! ” , sagte ich und
l ä chelte.
Wir blickten uns
an. Keiner wusste so recht, wie er anfangen sollte. Da war dieses Zucken um
ihren Mund, das sie immer hatte, wenn sie gegen die Tr ä nen ank ä mpfte. Sie
schaute verunsichert zu den Offizieren hin ü ber.
Ich r ä usperte mich, um
den Klo ß in meinem Hals
loszuwerden und versuchte, das Gespr ä ch in Gang zu bringen: “ Wie geht
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