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Das Gurren der Tauben (German Edition)

Das Gurren der Tauben (German Edition)

Titel: Das Gurren der Tauben (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A. Schneider
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verst ä ndlich bei dem
Urteil das Sie haben. ”
    Ich schluckte.
Ich konnte nicht glauben, was ich da gerade geh ö rt hatte. “ Wer sagt das? ” , fragte ich mit bebender Stimme.
    “ Das ist egal.
Ich wei ß es und das gen ü gt ” , sagte der
Arzt.
    In mir stieg Wut
auf. Hasenscharte und sein fetter Partner hatten mich vergiftet und jetzt
musste ich mir diesen Schei ß anh ö ren!
    Ich riss mich
zusammen. “ Ich hab keine
Zahnpasta gegessen. So was w ü rde ich nie tun ” , sagte ich und sank ersch ö pft auf mein Kissen.
    “ Wie Sie wollen ” , sagte der
Arzt, sah mich skeptisch an, erhob sich und ging.
    Die
Angelegenheit lie ß mir keine Ruhe. Nachdem der Arzt in Bautzen so ablehnend auf meine
Geschichte reagierte, hielt ich es f ü r besser, die Stasi nicht mehr zu erw ä hnen. Doch jetzt
hatte sich die Situation ver ä ndert: Die waren drauf und dran mir einen Selbstmordversuch anzuh ä ngen!
    Als der Pfleger
kam und die T ü r abschlie ß en wollte, bat
ich ihn, den Arzt zur ü ckzurufen. Der kam sofort und stellte sich neben mein Bett.
    “ Setzen Sie sich
doch! ” , sagte ich.
    “ Warum? Ich kann
doch auch stehen ” , sagte er arrogant.
    “ Jetzt denkt er
bestimmt, ich gestehe, dass ich Zahnpasta gegessen habe ” , ging mir durch
den Kopf. Ich suchte nach den richtigen Worten und begann z ö gerlich: “ Da waren zwei M ä nner von der ...
Stasi ... Die haben mir was in den ... Kaffee getan ... Daher ... kommt das. ”
    Der Arzt starrte
mich an und sagte mit ernster Miene: “ Halten Sie mich f ü r einen Idioten? ” Dann eilte er aus dem Zimmer.
    Unbeholfener h ä tte ich mich wirklich
nicht ausdr ü cken k ö nnen. Wenn mir
diese Geschichte jemand abnehmen sollte, musste ich zumindest in der Lage sein,
sie plausibel zu erz ä hlen. Doch ich hatte herumgestottert, wie ein Idiot. Dass der Arzt mir
nicht glaubte, war meine eigene Schuld. Ich war sauer auf mich selbst.
    Mein Zustand
verbesserte sich. Nach zwei Wochen lie ß der Durchfall nach und ich konnte wieder etwas anderes
als Zwieback essen. Ich hatte das Schlimmste ü berstanden, war aber immer noch sehr schwach. Ich wog
nur noch 60 Kilo.
    Immer wenn die h ü bsche
Krankenschwester Dienst hatte, ging es mir besonders gut. Sie sorgte daf ü r, dass ich gen ü gend B ü cher hatte und
die Zeitung p ü nktlich bekam.
Die Tatsache, dass meine T ü r meistens abgeschlossen war, hinderte mich nicht daran, mit anderen
Gefangenen zu sprechen. Ich erfuhr, dass Andreas seine 13 Jahre in Torgau absa ß . Der Mann der
mir das sagte, war dort gewesen, bevor er nach Leipzig kam.
    Als ich in der
Lage war, wieder f ü nf Minuten am Tisch zu sitzen, schrieb ich einen Brief an meine Eltern und
informierte sie, dass der Besuch verschoben werden muss. Au ß erdem bat ich
sie, mir ein Paket zu schicken.
    Bei einer der
zahlreichen Untersuchungen, er ö ffnete mir der Arzt, dass ich noch lange mit den Folgen der Darmentz ü ndung zu k ä mpfen haben w ü rde, in Form von
blutigem und schleimigem Stuhl, Durchfall und Verdauungsst ö rungen. Er
sagte, meine vollst ä ndige Genesung w ü rde etwa ein Jahr in Anspruch nehmen.
    Er wollte mich
wahrscheinlich beruhigen, als er sagte, dass ich nicht die ganze Zeit ü ber im
Krankenhaus bleiben m ü sse, denn wie konnte er wissen, dass ich tausendmal lieber im
Haftkrankenhaus war, als in Bautzen ... Jedenfalls w ü rde ich noch
lange an diesen “ Selbstmordversuch ” erinnert werden. Er bezog sich nie wieder direkt darauf, obwohl er ab und
zu zweideutige Bemerkungen machte.
    Meine Mutter
schrieb mir t ä glich. Wenn die
h ü bsche
Krankenschwester mir die Post brachte, wedelte sie schon an der T ü r mit dem Brief
und sagte: “ Wieder ein Brief
von Mutti f ü r unseren Postk ö nig! ”
    Die Behandlung
in Leipzig war mit der in Bautzen nicht zu vergleichen. Ich befand mich zwar in
einem Haftkrankenhaus, was bedeutete, Pfleger und Ä rzte waren trotz
der wei ß en Kittel die
sie trugen, SV-Angeh ö rige. Doch die meisten waren umg ä nglich und immer zu einem kurzen Gespr ä ch bereit.
    In Bautzen
dagegen, war der grenzenlose Hass des Personals allgegenw ä rtig. Sie
betrachteten mich nicht als Menschen, sondern als ein wildes Tier, dem man nur
mit Grausamkeit begegnen konnte. Mir war Angst und Bange vor dem Tag, an dem
ich an diesen schrecklichen Ort zur ü ckgebracht werden w ü rde und ich w ü nschte mir, ich k ö nnte meine ganze Haftzeit in Leipzig verbringen. Doch ich
wusste, dass dieser Wunsch illusorisch und

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