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Das Gurren der Tauben (German Edition)

Das Gurren der Tauben (German Edition)

Titel: Das Gurren der Tauben (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A. Schneider
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nicht zu erf ü llen war.
    In meiner
siebten Woche in Leipzig traf das Paket von meiner Mutter ein. Es enthielt
Kaffee, Obst, Kaugummis, Zahnpasta, Rasierwasser und Duschgel. Die
Toilettenartikel stammten allesamt aus dem Intershop. Die h ü bsche
Krankenschwester freute sich mit mir und machte eine lustige Bemerkung bei
jedem Artikel den sie auspackte.
    Unter den
gegebenen Umst ä nden ging es mir
gut. Ich war gl ü cklich und ahnungslos. Zwei Stunden nachdem ich das Paket erhalten hatte,
kamen zwei Pfleger. Sie sagten, ich solle mich anziehen und meine Sachen
zusammenpacken.
    Als ich hinaus
in den Flur trat, sah ich Rotb ä ckchens Wangen in der Ferne leuchten. Er stand mit einem weiteren W ä rter von Bautzen
am Ende des Flurs. Er spielte l ä ssig mit den Handschellen, als ich ihm entgegen ging. Das Paket nahm er mir
sofort ab: “ Das brauchen Sie
vorl ä ufig nicht mehr! ” Dann klickten
die Handschellen.
    W ä hrend wir auf
die Papiere warteten, blickte ich mich ein letztes Mal um. Die h ü bsche
Krankenschwester stand in der T ü r des Stationszimmers und schaute in meine Richtung. Ich sagte Danke und
auf Wiedersehen mit den Augen. Sie verstand und nickte zur ü ck. Dann sp ü rte ich einen
Sto ß im R ü cken: “ Los! Jetzt geht ’ s heme! ”
    Vor dem Geb ä ude wartete der
Barkas. Ich wurde in eine von den Sitzzellen gesperrt. Nach ein paar Minuten
gingen meine Lichter aus. F ü r diese Art von Transport war ich bei Weitem noch zu schwach.
    Ich hegte die
leise Hoffnung, dass ich vielleicht auf ein Kommando verlegt werden w ü rde. Doch als
ich vor meiner alten Zelle stand, war ich nicht einmal mehr entt ä uscht: Wie kam
ich darauf, Gnade von diesen Unmenschen zu erwarten? Die wollten nur eins: mich
zerst ö ren ... Obwohl
nicht entt ä uscht, war ich
dennoch zutiefst deprimiert.
    Verglichen mit
dem hellen, modernen Zimmer im Haftkrankenhaus, f ü hlte ich mich nun wie in einer mittelalterlichen
Gruft. Nur Stunden zuvor, war ich noch so zufrieden gewesen. Jetzt kam es mir
vor, als sei das alles nur ein Traum gewesen. Ich f ü hlte eine
Mischung aus Angst und Hilflosigkeit. Ich w ü nschte so sehr, ich h ä tte das alles aus mir herausweinen k ö nnen. Doch ich
konnte nicht. Die Realit ä t hatte mich eingeholt. Ich war in einer kleinen Zelle in der
Strafvollzugseinrichtung Bautzen II. Und hier herrschten Hass und Terror.
    Am n ä chsten Morgen,
verlangte ich Bobby wegen meines Pakets zu sprechen. Er kam am Nachmittag und
sagte, er m ü sse die
Angelegenheit erst pr ü fen. Ich sagte ihm, er brauche nichts zu pr ü fen sondern mir einfach nur mein Paket auszuh ä ndigen. Er
sagte, er diskutiere nicht mit mir und schlug die T ü r zu. Wieder
wurde mir bewusst, wie hilflos ich solchen Willk ü rma ß nahmen ausgesetzt war. Diese Typen respektierten nicht einmal ihre eigenen
Regeln.
    Ein paar Minuten
sp ä ter wurde ich
aus der Zelle geholt. An der Richtung, die wir einschlugen, erkannte ich, wo es
hinging. An die beiden hatte ich in letzter Zeit nicht mehr gedacht.
    Hasenscharte
begr üß te mich
freundlich und tat so als sei ihm mein Nichtgr üß en entgangen. Er sagte mir, wie schlecht
ich aussah und stellte Fragen ü ber meinen Krankenhausaufenthalt.
    Ich antwortete
kurz und knapp. Ich war so schwach, dass ich fast vom Stuhl fiel. Doch ich riss
mich zusammen. Als der Dicke mir ein Glas Orangensaft vorsetzte und ich
ablehnte, redeten wir Tacheles.
    Hasenscharte
schlug sich mit der flachen Hand auf die Stirn und sagte ironisch: “ Stimmt! Hatte ich
ganz vergessen. Sie nehmen ja nichts mehr von uns, weil wir Sie angeblich
vergiftet haben. ”
    “ Nicht angeblich,
sondern tats ä chlich ” , berichtigte
ich und blickte ihm in die Augen.
    Er wich meinem
Blick aus. “ Wie kommen Sie
dazu so was zu behaupten! ” , schrie er. Hasenscharte war pl ö tzlich nicht mehr locker.
    “ Weil ’ s die Wahrheit
ist! ” , schrie ich zur ü ck. “ Und im ü brigen, das ist
das letzte Mal, dass ich hierher komme. Zwischen uns gibt ’ s keine Gespr ä che mehr. ”
    “ Das entscheiden
wir! ” , sagte der
Dicke mit donnernder Stimme.
    Ich war so w ü tend, dass mir
alles egal war: “ Ihr Stasischweine k ö nnt mich am Arsch lecken. F ü r das, was Ihr getan habt, werdet Ihr bezahlen. Eure schei ß DDR existiert
sowieso nicht mehr lange und dann wird abgerechnet! ”
    Der Dicke
lachte: “ Mal sehen wer
hier wen ü berlebt, die DDR
Sie oder umgedreht. Ich setze auf das Erste. ”
    Hasenscharte
legte mir sofort

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