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das gutenberg-komplott

das gutenberg-komplott

Titel: das gutenberg-komplott Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: born
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e chen geschieht, ohne dass Zeichen am Tatort zurückbleiben. Thomas hatte vor allem deshalb zu Brand aufgeschaut, weil er ein fortschrittlicher Mensch war, der nichts von Aberglauben und Vorurteilen hielt, sondern lieber seinen Verstand gebrauc h te. Er ähnelte darin den italienischen Gelehrten, denen es nicht g e nügte, etwas zu glauben, zu vermuten, zu erahnen, sondern sie verfolgten die Dinge zurück zu ihren Ursprüngen, begaben sich auf Spurensuche, sammelten Belege, trugen Material z u sam men, stellten Vergleiche an.
    Aber noch etwas hatte Brand ihn gelehrt: Alles braucht seine Zeit. »Es ist nur eine Frage von zwei oder drei Stunden«, sagte Thomas. Er wollte keinen Streit provozieren.
    »Was wollt Ihr tun?«, fragte der Vater.
    »Es gibt hier einige offene Fragen, mit denen sich niemand befasst hat«, sagte Thomas.
    »Zum Beispiel?«
    »Wenn das wirklich eine Bande von Räubern war: Warum lassen sie dann die Kleider zurück?«
    »Vielleicht haben sie sich nur für Geld interessiert«, sagte Busch.
    »Hat Eure Tochter hier Geld aufbewahrt?«, fragte Thomas.
    »Woher soll ich das wissen?«, erwiderte der Vater.
    »Ihr spracht nicht über solche Dinge?«
    »Wir sprachen überhaupt nicht miteinander.«
    Er sagte das, als sei es selbstverständlich. Überhaupt zeigte er sich vom Tod seiner Tochter wenig beeindruckt. Seine ganze Haltung schien auszudrücken: Ich habe es schon immer g e wusst !
    »Sie besaß Geld, aber nicht viel«, sagte die Frau, die abseits stand.
    »Ihr seid die Schwester?«
    »Ja. Ich bin Katharina Roth.«
    »Wo hat sie das Geld aufbewahrt?«
    »Das weiß ich nicht. Aber sie hat manchmal von Ersparni s sen gesprochen.«
    »Eine größere Summe?«
    »Möglich.«
    »Wer hat die Tote gefunden?«
    »Ich habe sie gefunden«, sagte sie.
    Sie berichtete kurz darüber, wie sie die Leiche entdeckt hatte.
    »Waren andere Leute in der Nähe?«
    »Ein Hirte.«
    »Geht der Sache morgen nach«, sagte Thomas zu Fuchs, der bei ihm stand. »Ich möchte wissen, ob der Mann etwas bemerkt hat!« Und zu Katharina. »Wann habt Ihr Eure Schwester zuletzt lebend gesehen?«
    »Vielleicht vor einer Woche.«
    »Hatte sie Feinde?«
    Katharina wog ihre Worte genau ab. »Mir gegenüber hat sie nichts dergleichen erwähnt. Und ich möchte keine Spekulati o nen in die Welt setzen.«
    »Eure Schwester lebte ganz allein in diesem Haus?«
    »Ja.«
    »Seit wann?«
    »Seit etwa drei Jahren.«
    »Wo hat sie vorher gewohnt?«
    »Bei uns zu Hause.«
    Thomas wandte sich an den Vater. »Wann hattet Ihr zuletzt Kontakt mit Eurer Tochter?«
    »Kurz nachdem sie ausgezogen ist, war ich zweimal hier, um sie zur Vernunft zu bringen. Aber es war zwecklos!«
    »Was ist zwischen Euch vorgefallen?«
    »Das geht Euch nichts an.«
    Thomas gab sich Mühe, seine Verärgerung nicht zu zeigen. »Wie ist Eure Tochter an das Haus gekommen?«
    »Das würde mich auch interessieren.«
    »Und wer hat vorher hier gewohnt?«
    »Ein Köhler. Er war alt und konnte seinen Beruf nicht mehr ausüben. Falls er noch lebt, wohnt er bei seinem Sohn, irgen d wo in der Gegend von Speyer.«
    »Hat Eure Tochter ihm das Haus abgekauft?«
    »Ich sagte bereits: Ich weiß es nicht!«
    Thomas presste die Lippen aufeinander. Er ließ Busch und Roth stehen und ging in die Ecke des Raums, wo die Tote n e ben ihrem Bett lag. Sie hatte den rechten Arm von sich g e streckt, während der linke am Körper anlag. Mitten aus ihrem Rücken, etwas unterhalb der Schulterblätter, ragte der Schaft des Me s sers hervor. Die Klinge steckte vollständig im Körper. Thomas hatte seit dem Morgen fast nichts gegessen, der Regen hatte seine Kleidung durchnässt, und er spürte, wie ihm übel wurde. Er hatte in seinem bisherigen Leben keine Erfahrungen mit dem Tod gemacht.
    Klara Roth trug ein dünnes Kleid, auf dem sich rund um die Wunde ein dunkler Fleck abzeichnete. Thomas blieb reglos st e hen, bis er sich etwas besser fühlte. Wahrscheinlich war er kre i debleich. Seine Beine fühlten sich zittrig an. Warum gab er Busch und dem Vater nicht einfach nach? Warum ließ er nicht zu, dass die beiden Wachmänner, die immer noch beim Fenster standen, die Leiche wegtransportierten? Warum ging er nicht in die Stadt zurück, besorgte sich etwas zu essen und legte sich ins Bett? Niemand hätte ihm einen Vorwurf gemacht. Am nächsten Tag könnte er Steininger Bericht erstatten und behaupten, es handele sich um einen Raubüberfall. Er hatte schon ein Hän d chen dafür, von einem Fettnäpfchen ins

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