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das gutenberg-komplott

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Titel: das gutenberg-komplott Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: born
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nächste zu treten und sich das Leben unnötig schwer zu machen!
    Thomas kniete neben der Toten nieder, um in der Dunkelheit besser sehen zu können. Aus den Augenwinkeln bemerkte er, dass Katharina Roth zu ihm kam. Die Männer im Raum be o bachteten ihn wortlos. Obwohl er ihnen den Rücken zukehrte, glaubte er ihre missbilligenden Blicke zu spüren.
    Er berührte die linke Hand der Toten, und sie fühlte sich kalt an. Er hatte in Bologna einen Kurs besucht, der sich mit dem menschlichen Körper beschäftigte. Er wusste, dass die Leichenstarre sich zeitlich nicht genau festlegen ließ, sie kon n te nach vier Stunden eintreten, aber in anderen Fällen erst nach elf oder zwölf Stunden – und sie verschwand wieder mit Einsetzen der Fäulnis; das konnte bereits nach einem Tag g e sch e hen oder auch erst nach fünf bis sechs Tagen. So hatte er es gelernt.
    Klara Roths Körper war starr. Thomas berührte mit Daumen und Zeigefinger den Stoff nahe der Wunde, dort wo er sich dunkel gefärbt hatte. Er fühlte sich hart und verkrustet an.
    Sein Blick fiel auf den Schaft des Messers, auf dem sich f i ligrane Schnitzereien abzeichneten; doch es war zu dunkel, als dass er Genaueres hätte erkennen können.
    »Wir brauchen Licht.« Thomas hob den Kopf und schaute Katharina Roth an, die neben ihm sta nd. Er wunderte sich, dass er » wir« gesagt hatte.
    Was war mit der Feuerstelle? Er erinnerte sich, beim Herei n kommen einen Haufen Asche bemerkt zu haben, die erkaltet wirkte. Oder verbarg sich darin noch Glut? Ein solches Detail konnte helfen, die Tatzeit einzugrenzen.
    »Wir können hier nicht ewig stehen bleiben!«, sagte Busch und trat von einem Bein auf das andere. »Ich schlage vor, dass meine Männer die Tote jetzt mit in die Stadt nehmen.«
    »Ich will Euch und Eure Leute und auch Herrn Roth nicht aufhalten. Aber die Tote lasst bitte hier. Ich habe meine Unte r suchung gerade erst begonnen. Ihr hört dann von mir!« Thomas sagte das höflich, aber bestimmt. Solange die Besserwisser hier herumstanden, kam er auf keinen grünen Zweig.
    Busch tauschte mit dem Vater viel sagende Blicke aus.
    »Bis später!«, sagte Thomas.
    Der Kaufmann schien noch etwas sagen zu wollen, aber Thomas kniete wieder neben der Toten und beachtete die be i den nicht. Der Kommandant machte seinen Männern ein Ze i chen, und sie gingen zur Tür.
    »Fuchs, Ihr könnt auch gehen«, sagte Thomas. Und zu K a tharina: » Euch möchte ich bitten, noch zu bleiben.«
    »Was soll das?«, fragte der Vater.
    »Ich möchte ihr noch ein paar Fragen stellen.« Sie war die Einzige, von der er sich erhoffte, dass sie ihm weiterhalf.
    Der Kaufmann schüttelte den Kopf, verließ aber mit den a n dern das Haus. Nur Katharina blieb zurück. Thomas war unz u frieden. Er hatte Busch und Roth verärgert. Gerade das hatte er vermeiden wollen! Würden sie sich über ihn beschweren? Off i ziell stand er in der Hierarchie höher als Busch und war we i sungsbefugt. Aber das entsprach nicht den tatsächlichen Mach t verhältnissen. Und Roth unterhielt gute Kontakte zum Kurfür s ten, wie Fuchs ihm erzählt hatte.
    Katharina Roth schien Ähnliches zu denken. »Mein Vater kann sehr unangenehm werden«, sagte sie. »Ihr solltet vorsic h tig sein!«
    »Solange vier Leute im Raum stehen«, erwiderte Thomas, »die wissen, wer der Täter war, komme ich keinen Schritt we i ter. – Wir brauchen Licht.« Thomas ging zur Feuerstelle, griff nach einem Stock und stocherte in der Asche. Dann fasste er mit der Hand hinein: Sie war vollständig kalt.
    Von einem Brett an der Wand nahm Katharina einen Stein, ein Feuereisen, eine Kerze und Stücke von getrocknetem Baumpilz. Dann schlug sie mit dem Feuereisen an der Kante des Steins entlang, bis Funken auf den Pilz fielen, so dass er zu glühen anfing. »Bei der Tür liegt etwas Stroh«, sagte Katharina. Er holte es, und sie legte das Stroh auf den Zunderschwamm. Thomas beugte den Kopf nach vorn und pustete vorsichtig in die Glut, bis sich das Stroh entzündete. Kurze Zeit später bran n te die Kerze, und sie brachten an der Herdstelle ein Feuer in Gang.
    »Wir müssen uns das Messer genauer anschauen«, sagte Thomas.
    Er nahm die Kerze, und sie gingen zur Toten. Sie betracht e ten die Schnitzereien auf dem Schaft des Messers. »Das ist E l fenbein!«, sagte Katharina.
    Thomas näherte die Flamme dem Schaft, den ein metallb e schlagener Knauf abschloss. In beide Flachseiten des Griffs w a ren Elfenbeinplatten eingelegt. Eine davon war

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