Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
das gutenberg-komplott

das gutenberg-komplott

Titel: das gutenberg-komplott Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: born
Vom Netzwerk:
Busch und Henning waren alte Freunde.
    Der Goldschmied hatte mittlerweile den Rubin, der den Schnittpunkt eines Kreuzes bildete, im Buchdeckel befestigt; gewohnheitsmäßig klemmte er seine Zunge während der Arbeit in den linken Mundwinkel. »Ich war heute früh bei ihm. Er ist sehr aufgebracht. Er hält vom neuen Richter überhaupt nichts. Der Mann pfusche ihm ins Handwerk, sagt er.«
    »Das sind persönliche Empfindlichkeiten, weil ihre Komp e tenzen sich überschneiden«, e rwiderte Bologna. »Es steht nä m li c h nirgendwo geschrieben, wer in einem Mordfall ermittelt, das basiert auf Gewohnheitsrecht. Euer Rechtssystem ist vera l tet. Aber mich interessiert etwas anderes: Ist Busch weiterg e kommen?«
    »Ich glaube nicht. Willst du meine Meinung hören? Die ta p pen alle im Dunkeln. Der Richter tappt im Dunkeln, weil er hier fremd ist und sich nicht auskennt. Und Busch – der ist zwar b e kannt wie ein bunter Hund, aber ich sage dir ganz offen, dass er in meinen Augen kein besonders heller Kopf ist. Symp a thisch – ja! Auch tüchtig und in praktischen Angelegenheiten eine Hi l fe! Aber hier haben wir es mit einem komplizierten Fall zu tun, und das übersteigt seine Fähigkeiten. Er glaubt an eine Räuberba n de, die die junge Roth überfallen haben soll. Wenn du ihn aber nach seinen Beweisen fragst, dann merkst du gleich, was für dünne Bretter er bohrt.«
    Bologna verzog den Mund. »Es ist ein schwacher Trost«, sagte er, »dass die andern genauso wenig wissen wie wir. Zwei Fragen beschäftigen mich vor allem. Hat der Mord damit zu tun, dass Klara für uns arbeitete? Und wo sind die Pläne und Klaras Aufzeichnungen?«
    Henning hatte seine Arbeit abgeschlossen und legte das Messbuch auf ein schräg stehendes Pult, um das Ergebnis be s ser begutachten zu können. »Und ich möchte wissen«, sagte Henning, »ob hier jemand bewusst eingegriffen hat, um uns zu schaden und möglicherweise zuvorzukommen – oder hat das Verbrechen damit nichts zu tun? Es wäre für uns am besten, wenn kein Zusammenhang bestünde und es sich um einen p u ren Zufall handelte!«
    Bologna stand nun ebenfalls auf. »Dein Auftraggeber wird zufrieden sein. Darf ich mir den Codex ansehen?« Der Gol d schmied trat zur Seite, und Bologna schlug langsam und mit einer gewissen Ehrfurcht das Buch auf und betrachtete die ei n leitende Initiale. »Hoffen wir, dass es sich um einen bloßen Z u fall handelt«, sagte er, »aber ich mag nicht recht daran glauben.
    Ich fürchte, zwischen der Tat und dem Geheimnis, dem wir auf der Spur sind, besteht ein Zusammenhang. Wir dürfen uns nicht auf die andern verlassen und müssen selbst an der Aufkl ä rung des Mordes arbeiten. Rede du von Zeit zu Zeit mit Busch, damit wir auf dem Laufenden bleiben! Den Richter lasse ich von mehreren Leuten abwechselnd beschatten.« Bologna blä t terte weiter.
    »Es ist zum Verrücktwerden«, sagte Henning. »Heute wollte sie mir die Pläne geben. Wir standen so kurz vorm Ziel.«
    Eine in Rot und Blau gehaltene und mit Blattgold hinterlegte Miniatur zeigte den Traum des Pharaos; fette und magere Kühe gruppierten sich um den im Bett liegenden Herrscher Ägyptens. Bologna hatte den Kopf nach vorn gebeugt, um die Details be s ser erkennen zu können. »Jammern bringt uns nicht weiter. Wir dürfen jetzt keinen Fehler begehen. Wenn der Richter etwas weiß, müssen wir herausbekommen, was es ist. Er könnte uns helfen, ohne es zu wollen. Gleichzeitig müssen wir vor ihm auf der Hut sein. Wenn er von uns erfährt, ist das ganze Vorhaben gefährdet.«
    »Was willst du tun, falls er etwas herausfindet?«, fragte He n ning.
    Bologna schien die Frage nicht zu beachten und blätterte weiter. »Hast du nicht gesagt, dass du Gewalt verabscheust?«, fuhr Henning fort. »Weißt du eigentlich, was für eine Sti m mung in der Stadt herrscht? Die Leute reden von nichts and e rem als dem Mord! Immerhin handelt es sich um Karl Roths Tochter, auch wenn er sie verstoßen hatte. Die Leute sind b e sorgt und nervös.«
    »Ich weiß das, mein Lieber«, unterbrach ihn der Italiener. »Ich wollte dir nur klar machen, dass uns von verschiedenen Seiten Gefahr droht.«
    »Hältst du es für möglich, dass der Richter die Pläne gefu n den hat?«
    »Wenn er sie hat, gehören sie bald uns.«
    »Vergiss nicht, dass er ein hohes Tier ist. Falls ihm etwas g e schieht, haben wir in kürzester Zeit die gesamte Obrigkeit g e gen uns.«
    »Vielleicht sind die Pläne auch im Besitz des Mörders.«
    »Oder

Weitere Kostenlose Bücher