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das gutenberg-komplott

das gutenberg-komplott

Titel: das gutenberg-komplott Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: born
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wieder zurück zum Tisch, wo Thomas noch stand, und hielt abwechselnd verschi e dene Papierbögen mit Zeichnungen in die Höhe. »Was glaubt Ihr, warum ich mir diese Arbeit mache? Es ist fast fünfhundert Jahre her, dass Bischof Willigis hier eine Kathedrale errichten ließ. Sie brannte ab, sie wurde wieder aufgebaut. Was ist dag e gen die Spanne eines Menschenlebens? Mein Beruf verlangt von mir, dass ich an künftige Generationen denke, dass ich vo r ausschaue und Visionen entwickle. Denkt Ihr wirklich …«, und während er das sagte, trat Metz näher zu Thomas heran, »ein Mann wie ich würde, wenn er einen Mord ausführen will, so stümperhaft vorgehen, dass der Verdacht sofort auf ihn fällt? Das Messer gehört mir, ja, aber das habe ich sofort zugegeben. Ich spiele Euch nichts vor! Glaubt Ihr im Ernst, wenn ich etwas mit der Tat zu tun hätte, dann würde ich das Messer zurückla s sen? Im Gegenteil: Ich würde vor dem Mord einen Plan machen – einen detaillierten Plan – und nichts dem Zufall überlassen. Würde ich jemals so eine Tat begehen, wäre ich der Allerletzte, auf den der Verdacht fällt, das könnt Ihr mir glauben!«
    Thomas musste sich eingestehen, dass ihn die kleine Verte i digungsrede des Baumeisters überzeugte. »Trotzdem«, sagte er, »muss ich Euch fragen, wo Ihr den vorgestrigen Abend und die vorgestrige Nacht verbracht habt.«
    »Zu Hause, bei meiner Familie. Meine Frau kann das best ä tigen!«
    »Das hat sie bereits getan. Wie war Euer Verhältnis zu Klara Roth?«
    »Wenn wir uns auf der Straße begegneten, grüßten wir uns.«
    »Ihr habt sie nie in ihrem Haus besucht?«
    »Ich bin zu beschäftigt, um in der Gegend herumzulaufen.«
    Thomas streckte die Hand aus. »Das Messer muss ich beha l ten. Ihr hört von mir …«

9.
     
    E
    s klopfte an der Tür, und ein Mann, dessen Gesicht sich zum größten Teil hinter einem struppigen Vollbart ve r steckte, trat in Guido Bolognas Stube in Mainz. Bologna woh n te im Franziskanerkloster. Der Gästeraum grenzte an das Dormitorium. Eine Säule in der Mitte des Raums trug die vie r teilige Gewölbedecke. Auf zwei Wandregalen sei t lich eines schmalen Fensters lagen dickleibige, lederg e bundene Bücher. Ein Bett mit Baldachin und ein prassel n des Kaminfeuer sorgten für eine behagliche Atmosphäre. Ni e mand erwartete von einem Legaten aus Rom, dass er das franziskanische Gebot der Armut wörtlich nahm. B o logna stand hinter einem Pult und schrieb an einem Brief. Er le g te seine Brille zur Seite.
    Der Besucher war klein, hatte einen Kugelbauch und war seiner Kleidung nach ein Arbeiter oder Tagelöhner. Er gehörte zu den zehn Männern, die Bologna aus Italien mitgebracht ha t te. Der Mann stammte aber aus Konstanz. In einer Handelsstadt wie Mainz fielen Fremde kaum auf.
    Bologna schaute auf die Schuhe seines Mitarbeiters, an d e nen dicker Schlamm klebte; ein Brocken war schon auf die kostbaren Bodenfliesen gefallen. Er machte ein Zeichen mit der Hand und bedeutete ihm, stehen zu bleiben, wo er war.
    »Was gibt es Neues?«
    Der kleine Mann holte tief Luft. »Was für ein Sauwetter, es ist wirklich kein Vergnügen …«
    »Wenn die Arbeit, die ich dir auftrage, ein Vergnügen wäre«, unterbrach ihn Bologna, »würde nicht ich zahlen, sondern ich würde von dir Geld verlangen! Und jetzt erzähl!«
    »Schon gut, schon gut«, meinte der Mann und schaute mit nachdenklichem Gesicht auf seine Schuhe, weil er Bolognas anhaltenden Blick spürte. »Er scheint eine bestimmte Spur zu verfolgen, und sie hat irgendwas mit dem Dombaumeister zu tun.«
    »Irgendwas«, ahmte Bologna den brummigen Tonfall des andern nach. »Habe ich dir nicht gesagt, dass ich präzise Au s kün f te will?!«
    »Ich kann nicht durch Wände hindurchsehen. Ich weiß nur folgendes: Er war erst bei der Frau des Baumeisters, anschli e ßend im Schusterladen gegenüber und dann bei Metz selbst.«
    Bologna stützte die Ellbogen auf das Pult und legte die Fi n gerspitzen aneinander. »Worüber haben sie gesprochen?«
    »Ich konnte nicht lauschen, das wäre zu gefährlich gewesen – aber ich habe unter einem Vorwand mit dem Schuster gespr o chen.«
    »Was sagt er?«
    Der Informant breitete die Arme aus. »Der Richter vermutet offenbar, dass Metz ein Verhältnis mit Klara Roth hatte.«
    »Wie kommt er darauf?«
    »Weiß ich nicht, aber das Messer, mit dem sie ermordet wu r de, spielt wohl eine Rolle.«
    »Was hat der Richter danach gemacht?«
    »Er ging zurück in die Amtsstube. Dort

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