das gutenberg-komplott
untergegangenen Flusses war angestiegen und hatte den alten Treidelpfad überschwemmt. An Schifffahrt war nicht zu denken. Sie liefen über die holprige Rheinaue. Schließlich erreichten sie den Wald und kamen zu Klaras Haus. Es wirkte auf Katharina noch verlassener als sonst. Sie betraten den Raum, in dem es kalt war und nach feuchten Wänden roch. Die beiden Schreiner gingen zum Bett und betrachteten es von allen Seiten. Sie hatten Werkzeug mi t gebracht und begannen mit ihrer Arbeit.
Einer der beiden, ein schmaler, fast verhungert wirkender Mann, schlug mit seinem Hammer vorsichtig gegen einen der Bettpfosten und stutzte. »Hör mal!«, sagte er zu seinem Koll e gen. »Das klingt hohl.«
»Und wenn schon!«, meinte der andere, rothaarig und einen Kopf kleiner. »Mach vorwärts, damit wir nach Hause ko m men.«
Der seltsame Klang fiel ihnen bei allen Pfosten auf. Sie ze r legten das Bett in seine Einzelteile, damit es durch die Tür pas s te und transportfähig war. Klara hatte das Bett damals, als sie das Haus vom Köhler übernahm, für teures Geld anfertigen la s sen. Der einzige Luxus, den ich mir je im Leben erlaubt habe, sagte sie. Die beiden Schreiner hatten einen Karren mitg e bracht, auf den sie es luden und den sie zu zweit zogen, während K a tharina aufpasste, dass nichts herunterfiel. Trotzdem fluchten die be i den über das Gewicht und den holprigen Unte r grund, während sie Richtung Stadt liefen.
Sie passierten das Fischtor. Der Marktplatz war fast me n schenleer. Man konnte kaum von einer Seite zur anderen scha u en. Der Nebel verschluckte die Türme des Doms, dessen gewa l tige, eiserne Eingangspforte nicht so weit offen stand wie sonst. Die Schreiner stellten den Karren vor Katharinas Elter n haus ab, und sie zeigte ihnen den Weg zu ihrem Zimmer. Das Bett wi e der aufzubauen, dauerte länger als das Abschlagen, und der Rothaarige wurde ungeduldig. Endlich waren sie fertig, und die beiden eilten davon.
Zum Glück waren Katharinas Geschwister nicht im Haus.
Sie würden ärgerlich sein, das hatte der Vater richtig vorau s gesehen. Katharina war mit dem eigenen Zimmer ohnehin pr i vilegiert. Sie schloss die Tür, ging zum Fenster und betrachtete das breite Bett, das kaum ins Zimmer passte. Sie klopfte gegen den linken Pfosten des Fußendes, der ihr am nächsten war. Hier und bei den drei anderen Pfosten derselbe Klang. Ein kuge l förmiger Knauf saß auf den Pfosten. Er ließ sich nicht bewegen. Katharina ging in den Keller, wo ihr Vater sein Werkzeug au f bewahrte. Sie fand einen Hammer und eine flache Eisenstange, etwas verrostet schon, und nahm beides mit nach oben. Sie klemmte das Eisen unter den Knauf und schlug mit dem Ha m mer dagegen. Nun benutzte sie das Eisen wie einen Hebel, und die Holzkugel gab nach. Sie nahm den Knauf in beide Hände, und mit einem Ruck löste sie ihn vom Bettgestell. Sie legte die Kugel zur Seite und untersuchte den Pfosten. Innen war er hohl. Die Aushöhlung hatte die Form eines Zylinders, und darin b e fand sich etwas Zusammengerolltes. Sie griff danach. Aber ihre Hand, obwohl schmal, passte nicht hinein, und ihre Finger w a ren zu kurz. Sie versuchte, nur mit Zeige- und Mittelfinger hi n einzufassen, aber auch das nützte nichts. Sie dachte daran, die Eisenstange zu benutzten, hatte aber Angst, dann das Papier, oder was immer sich dort befand, zu beschädigen. Sie entschied sich schließlich für einen schmalen Holzstab, den sie manchmal im Unterricht als Zeigestock benutzte. Es gelang ihr, die Rolle ein wenig anzuheben, sodass sie eine Ecke mit den Fingern zu fassen bekam, und zog sie vorsichtig heraus. Zum Vorschein kam ein gerolltes, mit Fäden zusammengebundenes Papier. Sie hielt es eine Weile in Händen. Es war gutes Papier, sie erkannte es am Aussehen und daran, wie es sich anfühlte. Sie hatte vor Jahren mit ihrem Vater eine Papiermühle im Süddeutschen b e sucht und sich gewundert, dass das beste Papier (so genanntes Hadernpapier) aus alten Lumpen hergestellt wurde. An ma n chen Stellen schimmerte Schrift durch.
Katharina löste vorsichtig die Fäden und entrollte den B o gen, der großformatig war. Sie hatte sich nicht getäuscht: Schriftze i chen bedeckten das Papier, hauptsächlich aber eine große Zeichnung, die etwa die Hälfte der Fläche einnahm; da r unter noch zwei kleinere Skizzen. Sie erkannte, dass es sich immer um den gleichen Gegenstand handelte, den sie oben in Vorde r ansicht sah, unten aber in Seitenansicht.
Was war das für ein
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