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das gutenberg-komplott

das gutenberg-komplott

Titel: das gutenberg-komplott Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: born
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mehr, als du je in Fingern hattest.« Er wus s te, dass es für sie ein Vermögen war und dass ihr Herz p o chen würde, nachher, wenn sie die Münzen bei Licht betrac h tete.
    »Trotzdem!«, beharrte sie. »Ich bin nicht geübt darin, Leute zu betrügen.«
    Bologna verschlug es für einen Moment die Sprache.
    »Was soll mit ihm passieren?«, fragte sie. »Ich will wissen, um was es geht!«
    Er schüttelte den Kopf. »Ihm geschieht kein Leid.«
    »Die Sache gefällt mir nicht.«
    Bologna ärgerte sich maßlos. Was hatte Henning ihm für e i nen Unsinn erzählt? Sie ist die ideale Person dafür, hatte er g e sagt. Bologna war unvorsichtig gewesen. Er hatte die Katze gleich aus dem Sack gelassen. Nun gab es kein Zurück mehr; sie wusste bereits zu viel. Er hatte sich verhalten wie ein du m mer Anfänger.
    »Wohnen deine Eltern hier?«, fragte er.
    »Sie leben in einem Dorf im Westerwald.«
    »Wie bist du nach Mainz gekommen?«
    »Der Hof war zu klein für acht Kinder.«
    »Und deine Familie war froh, dich los zu sein.«
    Sie schwieg, und Bologna vermutete, dass er den Nagel auf den Kopf getroffen hatte. »Was ist das für ein Leben?«, fragte er. »Willst du ewig so weitermachen?«
    Sie gab immer noch keine Antwort. »Du gehörst doch zu den Betrogenen«, sagte er und fasste sie am Arm. »Was steht dir denn bevor? Im günstigsten Fall findest du wieder eine Anste l lung bei einer Familie. Du kannst bei ihnen wohnen, du b e kommst was zu essen, aber kein Geld. Du wirst von morgens bis abends den Buckel krumm machen! Du wirst die Erste im Haus sein, die aufsteht und Feuer macht. Beim Frühstück und den Mahlzeiten bist du diejenige, die die schlechtesten Brocken abbekommt. Wer putzt das Haus? Wer schleppt die schweren Körbe vom Markt nach Hause? Muss ich dir von den Wascht a gen erzählen? Und du bist nicht nur ihr Arbeitstier, du musst auch noch als Hure herhalten! Wenn es nicht der Hausherr ist, dann sind es seine Söhne. Was aber, wenn du ein Kind b e kommst? Dann jagen sie dich zum Teufel. – Sind das nicht her r liche Aussichten?«
    Bologna schaute sie herausfordernd an. Er hatte, während er sprach, ihr im Dunkel liegendes Gesicht eindringlich beobac h tet. Das Zucken um ihre Mundwinkel war ihm nicht entgangen.
    »Wie heißt du?«, fragte er.
    »Gerlinde.«
    »Wie alt bist du?«
    »Einundzwanzig.«
    »Eine Chance, wie ich sie dir biete, kommt nicht wieder!«
    »Gut!«, sagte sie. »Aber ich tue es nicht gern …«

15.
     
    T
    homas saß in seinem Arbeitszimmer. Der Kurfürst hatte ihn zu sich bestellt, und er wusste nicht, worum es ging. Bis dahin war allerdings noch Zeit. Deshalb dachte er über die Spur nach, auf die ihn der Baumeister (nach dem man i m mer noch erfolglos suchte) gebracht hatte. Der Abt des Karm e literordens hatte ein Verhältnis mit Klara Roth gehabt. Der O r den war a n gesehen, und der Mann an seiner Spitze besaß Macht. Da Th o mas sich bereits hinreichend unbeliebt gemacht hatte, wollte er behutsam vorgehen. Der Abt gehörte dem geis t lichen Gericht an, mit dem er in Z u kunft zusammenarbeiten musste, und so beschloss er, unter dem Vorwand eines Antritt s besuchs das G e spräch mit ihm zu suchen.
    Thomas machte sich spontan auf den Weg zum Kloster, denn er war sehr ungeduldig. Es war fraglich, ob der Abt Zeit für ihn hatte. Das Mainzer Karmeliterkloster war von einer Mauer u m geben. Durch das geöffnete Tor betrat Thomas das Klosterg e lände. Die Wirtschaftsgebäude und die Kirche waren in einem guten Zustand. Thomas begab sich ins Kapitelhaus und fragte einen Mönch, wo der Abt zu finden sei. Er erklärte ihm, we s halb er gekommen sei, und der Mann bat ihn, im Kapite l saal zu warten.
    Thomas hatte kaum Zeit, den großen, von Säulen getragenen Raum zu betrachten, als ein weiterer Mönch erschien und ihn aufforderte, ihm zu folgen. Sie traten ins Freie, und Thomas sah von weitem den Abt aus der Richtung des Kreuzgangs auf sie zukommen.
    Der Abt begrüßte Thomas mit festem Händedruck und führte ihn zu einem kleinen Haus, das neben dem Kapitelgebäude lag. Hier wohnte der Abt, und ein Raum diente dem Empfang von Gästen. Thomas ließ sich zu einem Becher Wein überreden. Ein Novize brachte einen Krug, zwei Becher und etwas Brot – ein Ritual, mit dem in den meisten Klöstern ein wichtiger Gast empfangen wurde. Sie machten sich miteinander bekannt. Der Abt hieß Siegmund, und Thomas schätzte ihn auf Mitte fünfzig. Er hatte einen wuchtigen Schädel, und die Stirn war von einer

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