Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
das gutenberg-komplott

das gutenberg-komplott

Titel: das gutenberg-komplott Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: born
Vom Netzwerk:
ältesten und bedeutendsten Di ö zesen nördlich von Rom. Erbach galt als besonnen, als ein Mann der schlichten und vermitteln konnte, wenn es zwischen geistlichen und weltlichen Fürsten zu Konflikten kam. Es hieß, dass er als Mediator manchen unnötigen Rechtsstreit und sogar Krieg verhindert habe. Seine Verwaltung galt als vorbildlich organisiert. Er hatte nach seinem Amtsantritt die Kanzlei neu geordnet, und in einem Archiv, das im deutschsprachigen Raum seinesgleichen suchte, waren wichtige Schriftstücke und U r kun den jederzeit abrufbar. Menschen, deren Urteil Thomas traute, ha t ten so von Erbach gesprochen.
    »Niemals!«, rief Erbach. Niemals was? Thomas hatte den Faden verloren. Er musste sich verteidigen und rechtfertigen!
    »Ich lasse nicht zu, dass man mich zum Narren hält!«, tobte der Fürst, dessen Kopf rot angelaufen war. »Wie wollt Ihr jetzt vorgehen?«
    »Ich bin dem Mörder auf den Fersen«, sagte Thomas. »Auch wenn ich ihn noch nicht gefunden habe, kommen die Ermit t lungen gut voran. Ich habe den Tatort und die Leiche unte r sucht, und vieles deutet darauf hin, dass es sich nicht um einen Rau b mord handelt. Es ist eine alte Erfahrung, dass die meisten Verbrechen mit Eifersucht, Neid oder Hass zu tun haben und sich aufklären lassen, wenn man das Umfeld des Opfers e r forscht. Ich habe herausbekommen, dass Klara Roth Affären mit verschiedenen Männern hatte.«
    Der Kurfürst zog die Brauen hoch. »Mit wem hatte sie Aff ä ren?«
    »Mit Bewohnern von Mainz«, antwortete Thomas auswe i chend.
    Der Bischof klopfte mit der Hand auf die Lehne seines Stuhls. »Namen!«
    »Eine Spur führt zu einem Mitglied des Stadtrats, eine and e re ins geistliche Milieu …«
    »Stadtrat jederzeit gerne«, sagte Erbach. »Aber die Geis t lichkeit bleibt aus dem Spiel.«
    Thomas begriff endgültig, worum es dem Bischof ging. »Ich werde behutsam vorgehen, und es dringt nichts an die Öffen t lichkeit. Aber ich brauche Zeit. Ich bitte Euch …«
    Der Bischof schüttelte den Kopf. »Ihr habt es immer noch nicht begriffen. Wir müssen schnell handeln!«
    »Was nützt es denn«, fragte Thomas, »wenn wir einen Bet t ler aufhängen, und der Mörder läuft frei herum und sucht sein nächstes Opfer?«
    »Der Blick zum Galgen wird ihn eines Besseren belehren!«
    »Darauf können wir uns nicht verlassen!«
    »Ihr seid jung, und trotzdem wisst Ihr alles besser. Ich habe das Gerede satt. Hört mir sehr gut zu! Ich werde Euch jetzt s a gen, was Ihr zu tun habt, und Ihr richtet Euch danach! Ander n falls verliert Ihr Euer Amt. – Und ich hoffe, Ihr wisst, was das bedeutet? Wenn ich den Daumen nach unten halte, seid Ihr e r ledigt. Auf der anderen Seite kann diese Stelle für Euch ein Sprungbrett sein. Ein Empfehlungsschreiben von mir öffnet alle Türen; vor allem für einen Mann in Eurem A l ter.«
    »Gebt mir vier Wochen«, sagte Thomas. »Wenn ich bis d a hin den Täter nicht habe, gehe ich freiwillig.«
    »Nein.«
    »Drei Wochen!?«
    »Nicht mal eine.«
    »Aber das ist Wahnsinn.«
    »Noch so eine Bemerkung, und Ihr könnt Eure Sachen p a cken.«
    Die waren noch nicht mal ausgepackt.
    »Und hier ist meine Anordnung: In drei Tagen wird eine groß inszenierte, öffentliche Hinrichtung stattfinden. Oder Ihr seid Eure Stelle los!«
     
    Thomas verließ den Markt platz und wählte den kürzesten Weg zu seiner Wohnung. Ihm fiel ein, dass er gelegentlich beim Schuster vorbeischauen musste. Er hatte bisher kaum Zeit g e habt, sich ein Brot zu kaufen. Thomas erreichte den Turm. Die Häuser gegenüber der Stadtmauer wirkten ärmlich. Außer e i nem Mann, der mit einem Stock zwei Ochsen vor sich he r trieb, war die Gasse leer. Hier und da sah man etwas Lichtschein hi n ter den geschlossenen Fensterläden. In einer Rinne sammelten sich Exkremente. Thomas öffnete die Tür zu seiner Wohnung.
    Innen war es fast so kalt wie draußen. Selbst der Nebel schien seinen Weg durch die Ritzen gefunden zu haben. Th o mas streifte seine nassen Stiefel von den Füßen und setzte ein Feuer in Gang; aber es dauerte lange, bis die Flammen Kraft gewannen. Thomas setzte sich vor den Kamin und legte die Stiefel neben das Feuer.
    Wie sollte er innerhalb von drei Tagen den Mörder finden? Da musste ihm schon ein gewaltiger Zufall zu Hilfe kommen. Er würde bald als Versager dastehen. Wen interessierten schon die Hintergründe einer Entlassung?
    Es klopfte an der Tür. Sein Herz schlug schneller bei dem Gedanken, dass es Katharina sein könnte. Wenn er

Weitere Kostenlose Bücher