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das gutenberg-komplott

das gutenberg-komplott

Titel: das gutenberg-komplott Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: born
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zu finden?«
    »Ich weiß doch nicht einmal, wer Ihr seid!«
    »Ich bin Richter in Mainz.«
    Sie entblößte einen zahnlosen Mund. »Richter also … und sehr in Eile.«
    Seine Ungeduld wuchs. Er hatte bis Mittag wieder in der Stadt sein wollen. Gleichzeitig spürte er, dass sie ihm entsche i dende Informationen liefern konnte.
    »Und wozu die Eile?«, fragte sie spöttisch.
    »Wenn ich nicht innerhalb von drei Tagen Klaras Mörder finde, verliere ich meine Stelle.«
    »Wer sagt das?«
    »Der Kurfürst.«
    Sie schob das Kinn nach vorne und nickte. »Der alte Die t rich. Er wird sich nicht mehr ändern. – Wenn Ihr zum Essen bleibt, will ich Euch ein bisschen was erzählen.«
    Thomas resignierte. »Ich bleibe gern.«
    »Im Kessel brodelt ein Eintopf. Und trinkt endlich Euren B e cher leer.«
    Er gehorchte, obwohl sich sein Kopf bereits zu drehen b e gann. Sobald er den Becher leer hatte, goss sie nach. Auße r dem füllte sie zwei Tonschalen mit Eintopf und stellte sie auf den Tisch. Sie reichte ihm einen Holzlöffel. »Kostet!«
    Er begann zu löffeln, und es schmeckte ihm gut.
    »Was habt Ihr bisher über Klaras Liebhaber herausgefu n den?«, fragte die Alte.
    »Von zweien habe ich den Namen rausbekommen und mit ihnen gesprochen. Einer wird seitdem vermisst.«
    »Der Baumeister. Ich habe davon gehört.«
    »Der zweite war hilfsbereit und unterstützt mich, sofern ich diskret bleibe.«
    »Das muss der Abt sein«, sagte sie.
    »Er ist ein sympathischer Mann. Ihr habt von drei Liebh a bern gesprochen. Über den dritten weiß ich bis jetzt nichts.«
    »Was habt Ihr noch herausgefunden?«
    »Dass Klara offensichtlich einem Geheimnis auf der Spur war.«
    »Welchem Geheimnis?«
    »Es war von Schwarzer Kunst die Rede …«
    »Und da dachtet Ihr natürlich gleich an Hexerei. Seid Ihr deshalb bei mir? Wer hat Euch das erzählt?«
    »Der Abt.«
    »Sie hat ihm also von mir berichtet. Das war unklug. Mit schwarzer Kunst verbindet der gemeine Mensch Hexenkünste, geheime Machenschaften, Teufelskram. Ist es nicht so?«
    »Ich glaube nicht an solche Dinge«, sagte Thomas.
    »Aber Sprache ist lebendig und vieldeutig. Oft drückt ein Begriff ganz verschiedene Dinge aus.«
    »Was wollt Ihr damit sagen?«
    »Dass die Spur in eine andere Richtung weist.«
    »In welche?«
    »Langsam, langsam. Ihr fallt immer mit der Tür ins Haus. Ich bin eine alte Frau. Ich hetze nicht gern. Und man ist einsam im Alter. Die Freunde sterben weg. Selten sieht man ein junges Gesicht. – Wie schmeckt es Euch?«
    »Gut! Wenn Ihr etwas wisst: Sagt es mir bitte! Was ist Schwarze Kunst? Und wer ist der dritte Liebhaber?«
    »So viele Fragen auf einmal? Ich will Euch die erste bean t worten. Schwarze Kunst ist etwas ganz Neues. Eine Revolut i on!«
    »Worum geht es dabei?«, fragte Thomas.
    »Kunst kommt von Können. Ich spreche von einer Erfi n dung. Von ein paar Menschen, die etwas können, wovon andere nicht zu träumen wagen.«
    »Aber warum wird diese Kunst, wenn sie nichts mit Hexerei zu tun hat, die Schwarze genannt?«
    »We il in diesem Fall Schwarz ganz wörtlich zu nehmen ist.«
    »Es geht um die Farbe?«
    »Unter anderem.«
    Es war klar, dass sie seinen Aufenthalt in die Länge zog. Sie blickte ihn eigenartig an. Sah er wirklich einem Mann, den sie früher geliebt hatte, ähnlich?
    »Eine neue Methode, Farbe herzustellen?«, spekulierte er. »Geht es darum, Stoffe zu färben?«
    »Es geht um eine Maschine.«
    Er fühlte sich betrunken, und sein Mund stand vor Staunen weit offen. Sie lachte amüsiert, und der Hund bellte. Daraufhin sagten sie eine Weile nichts und aßen schweigend.
    »Als Richter könnt Ihr natürlich schreiben und lesen«, fing sie auf einmal von selbst wieder an.
    »Im Moment würde es mir schwer fallen.«
    »Und Ihr habt studiert. Sicher waren die Lehrbücher sehr teuer?«
    »Das könnt Ihr laut sagen.« Thomas hatte Mühe, seine Worte klar zu artikulieren.
    »Müssen ja von Hand geschrieben werden. Eine furchtbar mühselige Arbeit. Früher«, sagte sie, »gab es Schreibstuben ausschließlich in Klöstern. Wenn man alt ist, kommt man nicht mehr viel rum. Aber ich habe mir sagen lassen, dass es mittle r weile kleine, gewerbliche Betriebe gibt, die sich auf das Ve r vielfältigen von Schriften spezialisiert haben …«
    »Das ist richtig. Zum Beispiel im Elsass gibt es eine bekan n te Schreibstube. Ich besitze einen Katalog der Bücher, die man dort kaufen kann.«
    »Dort sind sicher viele Schreiber angestellt, die sich den ga n zen

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