das gutenberg-komplott
bin der Er s te, der morgens die Werkstatt betritt und der Letzte, der sie ve r lässt . Ich habe keine Zeit, andere Leute umzubringen!«
»Ihr habt meine Frage nicht beantwortet«, sagte Thomas.
»Verdächtigt Ihr mich? Weshalb?«
»Antwortet bitte! Ich tue meine Arbeit und muss jedem Hi n weis nachgehen.«
»Was für einem Hinweis? Ich verstehe kein Wort! Hört, ich kann mich erinnern, in welcher Nacht der Mord geschah, und es gibt auch einen Zeugen – eine Zeugin –, die bestätigen kann, dass ich das Haus nicht verlassen habe. Aber das ist eine pr i vate Sache, die Euch nichts angeht.«
»So kommen wir nicht weiter. Ich untersuche zwei Mordfä l le, und Ihr tätet gut daran, mir zu helfen – in Eurem Interesse. Ich kann Dinge für mich behalten.«
»Ich habe die Nacht mit dem Mädchen verbracht, das Euch die Tür geöffnet hat.«
»Ruft sie!«
Gutenberg zögerte, verließ dann aber langsam das Zimmer. Thomas hörte, wie er mehrmals ›Maria‹ rief. Dann kam er mit dem Mädchen zurück, das eine Schürze umgebunden und die Haare zurückgesteckt hatte. Thomas konnte ihr Alter schlecht schätzen, aber sie war noch keine zwanzig. Er erklärte ihr den Sachverhalt, und sie bestätigte Gutenbergs Aussage. Sie hatten die Nacht in seinem Zimmer verbracht und waren zusammen dort eingeschlafen. Erst gegen Morgen verließ sie sein Bett, um in der Küche Feuer zu machen.
»Seid Ihr jetzt zufrieden?«, fragte Gutenberg, der sich keine Mühe mehr gab, seinen Ärger zu verbergen.
»Ich habe Euch schon vorher geglaubt«, sagte Thomas, »aber ich muss solche Fragen stellen.« Er dankte Maria, und sie ve r ließ den Raum.
»Wollt Ihr mir jetzt endlich sagen, weshalb Ihr mich ve r dächtigt?«
»War einer Eurer Mitarbeiter mit Klara Roth befreundet?«
»Darüber weiß ich nichts!«
»Wie viele Männer arbeiten für Euch?«
»Insgesamt zwölf.«
»Es könnte sein, dass einer in die Fälle verwickelt ist.«
»Ausgeschlossen! Für meine Männer lege ich meine Hand ins Feuer. Ich habe sie persönlich ausgesucht und mir die Wahl nicht leicht gemacht.«
»Man glaubt Menschen zu kennen und merkt dann, dass man sich in ihnen getäuscht hat«, sagte Thomas.
»Meine Mitarbeiter sind rechtschaffen. Alle!«
»Wie ich gehört habe, arbeitet Ihr an einer Erfindung?«
»Ich betreibe eine Druckerei. Wir sind in der Lage, Texte in bisher unvorstellbarer Zahl zu vervielfältigen.«
»Das ist in Mainz allgemein bekannt?«
»Selbstverständlich! Warum sollte ich ein Geheimnis daraus machen? Alle, die lesen können, sollen es wissen!«
»Habt Ihr Schulden gemacht, um Eure Werkstatt einzuric h ten?«
»Auch das pfeifen die Spatzen von den Dächern.«
»Erzählt mir etwas über Eure Mitarbeiter.«
»Sie arbeiten hart. Ich schätze ihr Können und ihre Zuverlä s sigkeit. Nur jemand, der sie nicht kennt, kann sie verdächt i gen.«
»Ein Fremder sieht aber mitunter Dinge, die sonst niema n dem auffallen«, sagte Thomas.
»Oder malt den Teufel an die Wand«, erwiderte Gutenberg.
»Seid Ihr auch großzügig mit Informationen, wenn es darum geht, wie Ihr Eure Bücher herstellt?«
Gutenberg lachte. »Haltet Ihr mich für blöd? Ich will meine Bücher verkaufen, also sollen die Leute wissen, dass ich welche herstelle. Aber wie ich das mache – das werde ich keinem auf die Nase binden!«
»Wer kennt die Hintergründe? Wer kann über Arbeitsabläufe im Detail berichten?«
»Niemand. Außer mir!«
»Und Eure Mitarbeiter!«
»Die natürlich auch. Aber die halten den Mund. Keiner sägt den Ast ab, auf dem er sitzt.«
»Seid Ihr Euch dessen sicher?«
Der Erfinder kniff die Augen zusammen. Erstmals wirkte er nachdenklich und leicht verunsichert. Aber nur für einen kurzen Augenblick. »Vollkommen sicher. – Worauf gründet Ihr Euren Verdacht?«
»Wie eng ist die Zusammenarbeit?«
»Wir sind eine Familie.«
»Nehmen wir an, einer Eurer Mitarbeiter möchte sich selbs t ständig machen …«
»Das ist absurd.«
»Weshalb?«
»Weil keiner von ihnen über die finanziellen Mittel verfügt.«
»Dann lassen wir das Geld außer Acht und reden nur von den Fähigkeiten: von Intelligenz, technischem Verständnis, han d werklichem Geschick …«
»Das haben sie alle. Sonst würden sie nicht für mich arbe i ten.«
»Ihr glaubt, jeder könnte eine eigene Druckerei betreiben, wenn er das nötige Geld hätte?«
»Die Werkstatt ist ein großer Raum, und jeder sieht, was der andere macht. Worauf laufen Eure Fragen hinaus?«
»Gibt
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