das gutenberg-komplott
es einen Mitarbeiter, den Ihr für besonders fähig ha l tet?«
»Alle sind gut. Das ist meine Truppe ! «
»Und Ihr sprecht mit Euren Leuten auch über private Di n ge?«
»Natürlich.«
»Hat einer der Männer jemals Klara Roth erwähnt?«
»Nein. Daran kann ich mich nicht erinnern.«
»Wo wohnen Eure Mitarbeiter?«
»Zwei haben privat eine Kammer gemietet, der Rest wohnt bei mir.«
»Wo genau?«
»Wir befinden uns in einem alten Adelshof, der aus mehr e ren Gebäudeteilen besteht. Ein weitläufiges Gebilde. Meine Zi m mer sind im angrenzenden Gebäude untergebracht, im ob e ren Stock. Meine Männer wohnen in einem Gebäude auf der and e ren Seite des Hofs und in einem Zwischenbau.«
»Das heißt, Ihr bekommt es nicht mit, wenn einer abends sein Zimmer verlässt.«
»Das ist unwahrscheinlich. Ich bin nicht ihr Kindermä d chen.«
»Haben Eure Mitarbeiter Familie?«
»Sie sind Junggesellen. Darauf habe ich geachtet, denn wir arbeiten hart, bis weit in die Nacht – und auch am heiligen Sonntag, wenn Ihr es genau wissen wollt. Für Frau und Kinder bleibt da keine Zeit.«
»Es ist sehr wahrscheinlich, dass einer Eurer Männer Klara Roth die Geheimnisse der Erfindung verraten hat«, sagte Th o mas.
Gutenberg schüttelte energisch den Kopf. »Ich glaube Euch kein Wort.«
»Ich kann es beweisen«, sagte Thomas.
»Darauf bin ich gespannt. Bisher höre ich nur Verleumdu n gen!«
»Ihr behauptet, dass nur Ihr und Eure Mitarbeiter die A r beitsabläufe kennt …«
»Das ist richtig.«
Thomas sagte: »Ich bin im Besitz von Aufzeichnungen und Plänen, die ich in Klara Roths Haus gefunden habe. Sie waren gut versteckt, und der Mörder hat sie nicht entdeckt. Aus den Aufzeichnungen geht klar hervor, wie Eure Werkstatt aussieht und wie sie funktioniert. Was sagt Ihr dazu, dass ich Begriffe wie ›Winkelhaken‹ oder ›Gießgerät‹ kenne?«
In Gutenbergs Gesicht bewegte sich kein Muskel, aber sein Blick wirkte noch starrer und bohrender als zuvor. »Was wollt Ihr eigentlich?«, fragte er. Thomas fiel auf, wie blass seine Li p pen waren. »Mich erpressen?«
»Hat das jemand versucht?«
»Ich empfehle es keinem!«
Thomas warf einen verstohlenen Blick auf die starken Hände des Meisters. »Von wem stammen die Aufzeichnungen, die Ihr gefunden habt?«, fragte Gutenberg.
»Es ist Klara Roths Handschrift.«
»Aber das ist doch vollkommener Unsinn. Woher sollte …?«
»Genau die Frage stelle ich mir auch«, sagte Thomas. »W o her? Oder besser: Von wem?«
»Von mir bestimmt nicht!«, sagte Gutenberg. »Was wisst Ihr noch?«
»Im Grunde fast alles. Nur dass mir die Anschauung fehlt.«
»Ihr lügt!«
»Ich möchte Euch gern klarmachen«, sagte Thomas, »dass wir ein gemeinsames Ziel haben. Wir wollen beide wissen, wer Klara Roth das Geheimnis Eurer Erfindung verraten hat. Und wir wollen verhindern, dass diese Person weiteren Schaden a n richtet.«
Thomas spürte, dass Gutenberg nicht wusste, wie er ihn ei n schätzen sollte. Der Erfinder zögerte, ihm Glauben zu sche n ken. Aber Gutenbergs Vertrauen war höchst wichtig für Th o mas. Die Lösung des Falls, seine eigene Zukunft konnte davon abhängen.
»Soll ich Euch von Eurer Presse erzählen? Von dem Metal l rahmen, in dem man das Papier befestigt und dann mit dem Schlitten unter die Presse schiebt? Könnt Ihr Euch erklären, woher ich weiß, dass die Ballen, mit denen Ihr Eure Lettern ei n färbt, innen mit Rosshaar gefüllt sind?«
»Schweigt still!« Gutenbergs Tonfall war scharf und schne i dend. Thomas konnte sich lebhaft vorstellen, dass es kein Ve r gnügen war, ihn zum Gegner zu haben. Mit ihm sei nicht gut Kirschen essen, hatte der Schöffe gesagt.
»Ist Euch klar, dass ich ruiniert bin, wenn meine Erfindung in fremde Hände gerät?«
»Deshalb fragte ich vorhin nach Krediten.«
»Wie sonst hätte ich meine Werkstatt finanzieren sollen: die Geräte, die Mitarbeiter, meinen gesamten Haushalt. Es wird noch mindestens zwei oder drei Jahre dauern, bis meine Schu l den zurückgezahlt sind und ich Gewinne mache. – Wer außer Euch weiß Bescheid?«
»Niemand!«, sagte Thomas.
»Ihr sagt, dass Ihr mir helfen wollt, dass wir ein gemeins a mes Ziel haben. Wie soll ich Euch glauben?«
»Ich will Euch noch weiter entgegenkommen!«, sagte Th o mas. »Ich will Euch in alles einweihen, was geschehen ist, seit ich den Mordfall übernahm.«
Sie setzten sich an den langen Tisch, der in der Mitte des Zimmers stand. An der Wand sah Thomas ein Gemälde,
Weitere Kostenlose Bücher