das gutenberg-komplott
Zeitaufwand mehr erreichen. – Ist das klar?!«
Gutenberg war zu keinerlei Kompromissen bereit, wenn es um die Qualität seiner Arbeit ging. Fust verstand nichts von technischen und mechanischen Fragen, auch wenn er alles be s ser wusste. Kam es bei einer Erfindung von solcher Bedeutung auf ein paar Monate mehr oder weniger an? Er würde Bücher schaffen, deren Größe und Schönheit schärfster Kritik stan d hielten.
Und doch spürte Gutenberg, dass ein Funke Wahrheit in Fusts Vorwürfen lag. Gutenbergs Stärke war gleichzeitig sein schwacher Punkt. Wenn er etwas machte, musste es perfekt sein. Ohne diese besessene Liebe zum Detail gäbe es keine E r findung. Aber die Charaktereigenschaften, die dem Erfinder nutzten, schadeten dem Geschäftsmann. Fust sprach als Gel d geber, und aus kaufmännischer Sicht hatte er Recht! Trotzdem konnte Gutenberg nicht nachgeben, er hätte sich verbiegen müssen. Also bemühte er sich um Diplomatie.
»Ich werde prüfen, ob Verbesserungen möglich sind.«
»Dann haben wir uns nicht verstanden«, sagte Fust. »Ich g e be mich nicht länger mit gutem Willen zufrieden. Das höre ich seit Monaten. Keine vagen Versprechungen mehr! Ich habe mitbekommen, wie eine ganze Seite neu gesetzt werden musste, weil Euch das Schriftbild nicht gefiel. Da liegt der Hund begr a ben!«
Gutenberg gab keine Antwort. Die Seite musste neu gesetzt werden, weil einige Zeilen zu viele Buchstaben enthielten; das Schriftbild schwankte und Gutenberg fand den Anblick une r träglich.
»Ich komme bald wieder«, sagte Fust. »Ich habe ausgerec h net, wie viele Seiten Ihr bisher pro Woche gedruckt habt. Ich hoffe, dass auch Ihr eine solche Rechnung führt. Ich erwarte nach den Fastnachtstagen eine deutliche Steigerung. – Sonst sehe ich mich zu anderen Schritten gezwungen!«
Fust machte auf dem Absatz kehrt und verließ eilig den Raum. Er behandelt mich wie einen Hund, dem man einen Tritt versetzt, wenn er nicht gehorcht, dachte Gutenberg. Sonst sehe ich mich zu anderen Schritten gezwungen. So deutlich hatte Fust noch nie gedroht. Gutenberg hatte als Gegenleistung für den Kredit die Werkstatt verpfändet und die Bibeln.
28.
B
ologna hielt den Kopf in beide Hände gestützt und star r te in die Flamme der Öllampe, die vor ihm auf dem Hol z tisch stand. Er befand sich wieder im Kloster. Der größte Teil des Raums lag im Dunkeln, während die Gegenstände in seiner N ä he lange Schatten warfen. Er dachte daran, dass seine Leute den Richter hatten entkommen lassen. Auch die Pläne w a ren ihm durch die Lappen gegangen, bis auf ein Fragment, das vom Mehrfarbendruck handelte und nicht viel nützte. Es war a b sehbar, dass der Richter versuchen würde, G u tenberg zu warnen.
Bologna rieb sich die Schläfen. Noch mehr regte er sich da r über auf, dass seine Männer zeitweise Katharina Roth aus den Augen verloren hatten. Sie war ihnen aus dem Kaufhaus en t wischt. Hennings Fehler, der dachte, ein Mann reiche aus, sie zu überwachen! Was hatte sie im Kaufhaus gesucht? Sie war wi e der zu Hause, bei ihren Eltern. Waren die Pläne jetzt bei ihr? Wah r scheinlich würde sie aus Angst das Haus nicht mehr ve r lassen.
Er würde einen letzten Versuch machen, an die Pläne zu kommen. Notfalls musste es auch ohne sie gehen. Überhaupt machte es keinen Sinn mehr, die Hauptaufgabe länger hinau s zuschieben. Gutenberg wusste wahrscheinlich, dass man ihn au s spioniert hatte. Aber über das wirkliche Ausmaß der Gefahr, in der er schwebte, war er nicht im Bild.
Der Mord an Klara kam ihm in den Sinn: Wer steckte dahi n ter? Und wer hatte einen Grund, den Baumeister zu töten? Gab es einen Konkurrenten, der die Früchte ernten wollte, die B o logna gesät hatte?
Aber außer ihm und Henning wusste niemand Bescheid. Und für Henning kam das alles genauso unerwartet wie für ihn selbst. Hoffentlich eine Eifersuchtsgeschichte, die mit Gute n berg nichts zu tun hatte.
Fastnacht stand vor der Tür. Auf diesen Termin hatte B o logna alles zugeschnitten. Gutenberg würde seine Leute nicht in der Werkstatt halten können. Bolognas Informanten hatten sich umgehört, in den Wirtshäusern herumgetrieben und mit Gute n bergs Leuten Bier getrunken. Sie gaben nichts über die Erfi n dung preis, auch nicht, wenn sie betrunken waren. Aber sie ha t ten erzählt, wie sehr sie sich auf Fastnacht freuten und dass die Arbeit dann ruhte. Offenbar hatte Gutenberg nur schweren He r zens zugestimmt. Aber er wusste, dass er seinen Leuten
Weitere Kostenlose Bücher