das gutenberg-komplott
Mut, die mich vorantreibt.«
Thomas erwiderte nichts. Im Grunde konnte der letzte Satz auch für ihn gelten.
»Hätte ich eine ungefähre Vorstellung von den Problemen gehabt, die auf mich zukommen«, fuhr Gutenberg fort, »gäbe es keine Werkstatt.«
»Es ist vielleicht besser, dass wir nicht in die Zukunft scha u en können.«
»Mag sein. – Und jetzt erzählt, was die Verkleidung soll!«
Thomas berichtete, was seit ihrem letzten Treffen vorgefa l len war.
»Ihr bleibt vorerst bei mir, hier seid Ihr sicher«, sagte Gute n berg. Thomas war dankbar, dass er den Vorschlag machte, denn er hatte ihn ohnehin darum bitten wollen.
»Maria soll Euch gleich ein Bad machen und sich um das Bein kümmern. Sie kennt ein paar gute Hausmittel.«
»Klara Roth lebte von dem Geld, das sie von ihren Liebh a bern bekam«, sagte Thomas. »Einer Eurer Männer gehörte e benfalls zu diesem Kreis. Er kam regelmäßig zu ihr und verriet ihr die Geheimnisse der Werkstatt. Sie fertigte Aufzeichnungen und Skizzen an. Es gibt nun zwei Möglichkeiten: Sie machte das entweder mit seinem Einverständnis – oder aber er wusste nichts davon. Möglicherweise war er sich über die Folgen se i ner Leichtfertigkeit nicht im Klaren und weiß nichts von der Verschwörung, die gegen Euch läuft.«
»Davon wird die Sache nicht besser«, sagte Gutenberg. »Au ßerdem halte ich das für unwahrscheinlich.«
»Es ist nur ein Gedankenspiel: Nehmen wir mal an, dass er ein Verräter wider Willen ist; dass Klara Roth ihn für ihre Zw e cke benutzte und er die Folgen nicht absah. Möglicherweise hande l te sie im Auftrag eines andern. Als ich den Fall untersuchte, be wachte man mich auf Schritt und Tritt. Man hat auch ein Dienstmädchen bestochen, das ein paar Tage für mich arbe i tete und die Pläne bei mir sah. Wir müssen herausfinden, wer der Kopf ist, der hinter allem steckt.«
»Deshalb hole ich jetzt meine Leute«, sagte Gutenberg, »und wir werden den Herrn auf der Gasse bitten, hereinzukommen! Hier ist es wärmer. Wir stellen ihm ein paar Fragen. Er wird wissen, wer ihn beauftragt hat.«
»Ich glaube, dass wir uns damit keinen Gefallen tun. Wah r scheinlich weiß er nichts oder wenig. Und wir verraten, dass wir gewarnt sind. Bevor wir etwas unternehmen, sollten wir genau überlegen, was wir tun. Ich frage mich, ob Ihr den Unb e kannten nicht kennt, den wir suchen?«
Gutenberg starrte unverwandt auf die Straße hinaus. »Wie kommt Ihr darauf?«
»Beweisen kann ich es nicht. Aber ich habe versucht, mir ein Bild von seiner Persönlichkeit zu machen. Ich halte ihn für g e bildet. Er versteht etwas von Büchern, hat studiert. Er ist inte l ligent und hat die Bedeutung der Erfindung erkannt. Er weiß mehr, als die Gerüchte besagen, aber zu wenig, um auf eigene Faust eine Werkstatt einzurichten. Ihm fehlen die handwerkl i chen und technischen Kenntnisse. An Organisationstalent fehlt es ihm nicht.«
»Jetzt geht er auf und ab«, sagte Gutenberg. Er schien Th o mas nur mit halbem Ohr zuzuhören. »Ein guter Organisator a l so?«
»Wegen des großen Aufwands, den er betreibt. Ich denke, er hat zehn oder zwanzig Leute, die für ihn arbeiten.«
»Und einer ist dort draußen.«
»Er hat überall seine Fäden gespannt, wie ein Netz.«
»Und er hat Geld«, sagte Gutenberg. »Viel Geld, denn er muss die Leute bezahlen.«
»Aber perfekt ist seine Organisation trotzdem nicht«, sagte Thomas. »Es ist einiges schief gelaufen. Es gab zwei Tote und eine Menge Aufsehen. Und die Pläne sind verschwunden!«
»Außerdem ist ihm der Richter durch die Lappen gegangen«, sagte Gutenberg. »Wir können annehmen, dass unser Unb e kannter langsam unruhig wird. Aber was wäre passiert, wenn er die Pläne bekommen hätte! Hätte er sich damit zufrieden geg e ben? Könnte er dann eine Werkstatt einrichten? Ich behaupte: Nein!«
»Weshalb nicht?«
»Weil Aufzeichnungen nicht genügen. Sie können die pra k tische Anschauung und Erfahrung nicht ersetzen. Wer eine Werkstatt aufbauen will, muss von mir selbst lernen, wie das geht. Er braucht meine Hilfe.«
»Wer kommt in Frage? Es muss jemand sein, der die Aktion von langer Hand geplant hat. Man treibt nicht solchen Aufwand auf ein paar Gerüchte hin. Unser Mann weiß mehr als die Leute auf der Straße – und das nicht seit gestern! Jemand vielleicht, der früher für Euch gearbeitet hat und nun nicht mehr zur Tru p pe gehört?«
»Da fällt mir niemand ein.«
»Es muss ja nicht in Mainz gewesen sein!«
»Ich
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