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das gutenberg-komplott

das gutenberg-komplott

Titel: das gutenberg-komplott Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: born
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verstehe nicht …«
    »Ihr habt lange in Straßburg gelebt. Habt Ihr schon dort an der Erfindung gearbeitet?«
    »Ja und nein. Es waren erste Versuche, Anfänge …«
    »Aber mit dem Ziel, Bücher zu drucken?«
    »Das schon. Aber die Erfolge waren spärlich.«
    »Hattet Ihr damals andere Mitarbeiter als heute?«
    »Selbstverständlich.«
    »Was ist aus ihnen geworden? Wohnen sie noch in Stra ß burg?«
    »Woher soll ich das wissen? Viele hatten damals Angst vor den Armagnaken und verließen die Stadt.«
    »Ihr habt also keinen Kontakt mehr zu den Leuten?«
    »Nein. Wahrscheinlich haben sie sich in alle Winde ze r streut.«
    Plötzlich schwieg Gutenberg, und obwohl Thomas ihn nur als dunklen Schatten beim Fenster sah, spürte er, dass der E r finder nachdachte.
    »Mit wem habt Ihr damals Eure ersten Versuche unterno m men, Bücher zu drucken?«
    »Was nützen Euch die Namen?«, sagte Gutenberg. »Es gab keine Werkstatt wie heute. Ich brauchte Geld und tat mich mit einigen Männern zusammen, die ich für meine Idee begeistern konnte. Straßburger Bürger.«
    »Haltet Ihr es für denkbar, dass einer der ehemaligen Ko m pagnons Euch die Erfindung abjagen will, nachdem er erfahren hat, dass sie mittlerweile funktioniert?«
    »Es ist möglich, kommt mir aber sehr abwegig vor. – Und nun genug geredet«, sagte Gutenberg. »Was Ihr jetzt dringend braucht, ist ein Bad. Ich sage Maria Bescheid. Bleibt hier und beobachtet die Gasse, bis ich zurückkomme. Ich hole meine Männer, und wir fangen uns den Vogel. – Keine Widerrede!«
    Er verschwand und kam nach einiger Zeit mit dem Mädchen zurück. »Maria begleitet Euch ins Badehaus.«
    Maria führte Thomas über den Hof in einen anderen Teil des Gebäudes; in einem schmalen Zwischenbau standen im Erdg e schoss zwei Wannen. Sie griff sich einen großen Kessel.
    »Bleibt hier, bis ich das Wasser heiß gemacht habe.«
    Sie kam und ging mehrmals und füllte eine der Holzwannen abwechselnd mit heißem und kaltem Wasser. Eine Öllampe, die als Ampel von der Decke hing, schimmerte im Wasser.
    »Ihr könnt Euch schon reinsetzen.«
    Thomas genoss es, die verschmutzte Kutte und die vor Dreck starrende Hose in eine Ecke zu werfen und stieg ins Bad. Maria schüttete ihm aus einer großen Holzkelle Wasser über den Kopf. Thomas erinnerte sich an seine besten Tage in Italien, wo es herrliche Badehäuser gab, mit gekachelten Böden und Ma r mor an den Wänden. Aber nie hatte er ein Bad so sehr genossen wie im Moment.
    »Ich bin einiges gewohnt«, sagte Maria. »Aber so verdreckt habe ich noch keinen erlebt.«
    »Dann haben wir was gemeinsam.«
    Als Maria weg war, hörte Thomas von fern Lärm. Sie kam mit dem gefüllten Kessel zurück, und er fragte, was passiert sei. »Der Kerl ist entwischt«, sagte sie.
    Jedes Mal, wenn sie neues Wasser brachte und es in die Wanne goss, schüttelte sie den Kopf. »Noch nie «, murmelte sie.

29.
     
    K
    atharina lag wach und grübelte. Würde ihr Vater sie ve r stoßen, falls sie ein Kind bekam? Ihr Traum, auf eigenen Füßen zu stehen, wäre geplatzt. Und Thomas hatte seine Stelle verloren. Ihr Vater sprach abfällig von ihm. Sie malte sich eine Szene aus, wie sie ihrem Vater eine Schwangerschaft gestehen musste, und bekam Schwei ß ausbrüche. Die Zeit bis zum Mo r gen zog sich quälend in die Länge.
    War Thomas mittlerweile bei Gutenberg? Hoffentlich war ihm nichts zugestoßen. Niemand konnte wissen, dass sie die Pläne ha t te, auch wenn man sie überwacht hatte und ihr gefolgt war. Sie wusste immer noch nicht, wie sie die Vorgänge im Kaufhaus de u ten sollte. Vielleicht war nur ein Lagerarbeiter im obersten Stock gewesen, und sie hatten sich umsonst geängstigt. Thomas alle r dings war überfallen worden. Bestand auch für sie selbst G e fahr?
    Katharina stand auf, zog sich an und ging ins Erdgeschoss, um in der Küche zu frühstücken. Mit dem heutigen Tag begann die Faschingszeit, noch nicht der große Trubel, der stand erst morgen an; heute würden noch viele Leute zur Arbeit gehen. Aber überall liefen die Vorbereitungen. Früher hatte sie mitg e feiert und Spaß am Ausnahmezustand gehabt. Aber sie wollte nicht nach draußen. Sie hatte Angst.
    Sie verbrachte den Tag im Haus und half ihrer Mutter bei verschiedenen Arbeiten. Es fiel ihr schwer. Draußen hörte sie Trommeln, Blasinstrumente und Lieder. Sie spürte die Unruhe in der Stadt; ihre Geschwister verkleideten sich und zogen ma s kiert los. Ihre Schwester nannte sie einen Spielverderber und

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