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das gutenberg-komplott

das gutenberg-komplott

Titel: das gutenberg-komplott Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: born
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sie durch menschenleere Seitengassen, und bald ging es in der Nähe der westlichen Stadtmauer einen Hügel hinauf, wo ihnen niemand begegnete. Der Begleiter des Wilden Mannes, der Dämon, verband ihr die Augen und fesse l te sie an Händen und Füßen. Es waren keine Stricke, sondern wahrscheinlich Stoffbänder, aber er zog sie so fest an, dass sie ihr tief ins Fleisch schnitten. Sie schrie nicht und protestierte nicht, was ohnehin zwecklos gewesen wäre. Die beiden redeten nichts. Katharina hatte den Eindruck, dass es weiter bergauf ging.
    Es wäre schön gewesen, gleich im Bett hochzuschrecken mit dem Gefühl, dass die nächtlichen Bilder vorüber waren – aber der Alptraum war sehr real. Ihr wehte Bieratem ins Gesicht, und ihre Hand- und Fußgelenke schmerzten.
    Es fiel Katharina schwer, ihre Angst zu kontrollieren. Sie musste an das Schicksal ihrer Schwester denken. Sie versuchte, sich selbst Mut zu machen. Die bringen mich irgendwohin, sa g te sie sich, die haben noch etwas mit mir vor. Der Gedanke tat ihr gut. Sie musste auf ihre Willensstärke vertrauen und durfte sich nicht unterkriegen lassen. Gleichzeitig spürte sie Zweifel und eine eigenartige Müdigkeit.
    Die beiden Männer blieben stehen, sie legten Katharina auf den kalten Boden, setzten Fackeln in Brand; sie erkannte das a m Geruch, und außerdem sickerte Helligkeit durch die Auge n binde. Als man sie fesselte, waren sie nicht weit von der St e phans kirche gewesen. Katharina hatte danach versucht, zumi n dest die Richtung zu erahnen, wohin man sie trug – aber es war u n möglich gewesen. Auch Geräusche lieferten ihr keinen Hi n weis, nur den Lärm des Festes hörte sie von fern, sonst war es still. Sie waren irgendwo am Stadtrand. Mehr konnte sie nicht sagen.
    Einer der Männer löste ihr die Fußfesseln. Endlich konnte sie wieder stehen. Er packte sie beim Arm. »Da runter!«
    Sie verstand erst, wovon er redete, als Treppenstufen kamen. Modriger Geruch, es ging wohl in einen Keller. Es roch feucht und verschimmelt, und die Luft war sehr kalt. Sie hörte das Hallen ihrer Schritte, und als sie ins Stolpern kam und ins Leere zu fallen fürchtete, fing einer der beiden sie auf. Eine Wende l treppe! Katharina zählte die Stufen, es waren über vierzig.
    »Wo sind wir?«
    »Keine Fragen!«
    Die letzte Stufe, es ging geradeaus, dann um eine Ecke. Beim Weitergehen bemerkte sie Gefälle, kein starkes, aber doch beim Gehen deutlich spürbar, weil die Fußspitzen unsicher nach vorn kippten. Sie hatte einen beklemmenden Druck auf der Brust.
    Erneut Stufen, und nun war der Klang der Schritte ein and e rer; ihrem Eindruck nach befanden sie sich in einem breiten Gang oder sogar einem kleinen Raum. So ging es weiter, Gänge entlang, mal bogen sie nach rechts und mal nach links.
    Katharina kramte in ihrem Gedächtnis, ob sie von unterird i schen Gängen gehört hatte. Sicher gab es unter größeren G e bäuden, also vor allem den Kirchen, den einen oder anderen Kellerraum. Aber das hier war etwas anderes. Es schien sich um ein weit verzweigtes, kompliziertes System von Gängen zu ha n deln. Nein, sie war fast sicher, nie davon gehört zu haben. Ihr Vater, der gewöhnlich gut informiert war, hätte ihr von di e sem Labyrinth erzählt. Wie alt mochten die Gänge sein? Und wer wusste von ihrer Existenz? Vor kurzem hatte sie unter dem Ei n druck der Fastnacht gedacht, dass man die Türen geöffnet habe in eine geheime Welt, und sie hatte das im übertragenen Sinn gemeint; aber hier war der Vergleich Wirklichkeit gewo r den: Es gab unter der Stadt, die sie seit ihrer Geburt kannte, tatsäc h lich eine verborgene Welt! Geheimnisvoll war dieses Labyrinth, und trotzdem kam es ihr bekannt vor, aus Träumen vielleicht oder den Märchen, die ihr früher die Großmutter e r zählt hatte.
    Jeder Versuch einer Orientierung misslang, und sie bemühte sich, eine ungefähre Vorstellung von der Länge der Strecke zu bekommen, indem sie die Schritte zählte. Aber schließlich, bei über tausend, gab sie auch das auf. Es war zwecklos und depr i mierend.
    »Stehen bleiben!«
    Sie gehorchte mechanisch. Kurze Zeit war es still. Zunächst glaubte sie, die Trommeln vom Fest zu hören, aber das konnte auch eine Täuschung sein; vielleicht hatten sie ihr so lang im Ohr geklungen, dass die Geräusche in ihrer Vorstellung weite r lebten.
    Statt dessen ein klirrendes, metallisches Geräusch. Sie hörte das Quietschen einer Tür, die geöffnet wurde, man schob sie in einen Raum. Das erste,

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