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das gutenberg-komplott

das gutenberg-komplott

Titel: das gutenberg-komplott Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: born
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in seiner Wohnung.«
    »Weil ich wissen wollte, was er herausgefunden hat.«
    »Das war der einzige Grund?«
    »Das ist doch normal. Es ging um meine Schwester.«
    »Ich verstehe.«
    Nie wusste sie, was er eigentlich dachte.
    »Der Richter besaß Aufzeichnungen, die Eure Schwester a n gefertigt hat«, sagte er schließlich.
    »Das hat er mir verschwiegen.«
    »Ihr habt ihn auch am Gericht besucht.«
    »Habt Ihr keine Geschwister?«
    »Ich kenne nicht mal meine Eltern.«
    »Klaras Tod ging mir nahe. Wir sind zusammen aufgewac h sen. – Wer hat Euch übrigens die Gänge gezeigt?«
    »Lasst mich die Fragen stellen! Wir sprachen von Eurem Verhältnis zum Richter. Er ist verschwunden. Wo hält er sich versteckt?«
    »Das weiß ich nicht.«
    »Wie ist er an die Aufzeichnungen Eurer Schwester geko m men?«
    »Keine Ahnung.«
    »Ihr ahnt natürlich auch nicht, worum es bei diesen Au f zeichnungen geht?«
    Sie schüttelte den Kopf. Seine Stimme verlor den leichten, spielerischen Klang. »Ich brauche diese Papiere, und Ihr wisst, wo sie sind!«
    »Nein.«
    Sie hatte nicht den Eindruck, dass er sich seiner Sache sicher war. Woher sollte er auch wissen, ob sie die Pläne hatte?
    »Ihr wart im Kaufhaus …«, sagte er.
    Sie durfte jetzt keinen Fehler machen, und ihre Gedanken a r beiteten fieberhaft. »Ich wollte meinen Vater besuchen.«
    »Weshalb?«
    »Ich brauchte Geld für einen Mantel.«
    »Ihr wart aber nicht bei Eurem Vater.«
    Wenn ihre Antworten nicht überzeugten, wenn sie sich in W i dersprüche verstrickte, konnte das den Tod bedeuten. Man hat mich beobachtet, überlegte sie, und folglich wissen sie auch, dass ich zum alten Franz bin, ihn weggelockt habe und hinter der Tür verschwunden bin. Aber haben sie auch Thomas ges e hen? Gab es einen Verfolger oder mehrere? Wenn es ein ei n zelner war, muss er Thomas nicht gesehen haben – oder er hat ihn nicht e r kannt.
    »Ich habe meinen Vater gesucht«, sagte sie. »Ich bin zum a l ten Franz und habe ihn gefragt, ob er weiß, wo Vater steckt.«
    Der alte Franz hatte eine Enkelin, die er über alles liebte. K a tharina hatte sich das zunutze gemacht, um ihn wegzulocken. Sie habe die Enkelin hinten in der Halle gesehen, hatte sie g e sagt, sie könne ihm zeigen, wo genau – und er ging mit. Der Alte lief hin und her und suchte, während Katharina sich d a vonmachte und durch die unbewachte Tür schlüpfte.
    »Franz sagte, er habe meinen Vater gesehen«, sagte Kathar i na, »beim Schmuckhändler sei er gewesen, und er kam mit und half mir, ihn zu suchen.«
    »Seltsam«, meinte der Mann mit dem südländischen Akzent. »Während der Alte zwischen den Ständen herumlief, seid Ihr durch die Tür gegangen, die er bewachen sollte – und dann nicht wieder aufgetaucht.«
    »Und Ihr glaubt, dass ich den alten Franz weggelockt habe?«
    »Man könnte auf den Gedanken kommen.«
    Von Thomas erwähnte er nichts. »Aber das ist doch U n sinn«, sagte Katharina. »Warum hätte ich ihn weglocken sollen. Er hätte mich auch so durchgelassen. Er kennt mich, seit ich ein Kind bin. Ich vermutete Vater irgendwo im Lager. Deshalb bin ich durch die Tür. Aber das musste ich nicht verheimlichen.«
    War das überzeugend? Mit dem nächsten Einwand hatte sie gerechnet und war vorbereitet. »Komisch nur, dass Ihr aus dem Lager nicht wieder herausgekommen seid.«
    »Selbstverständlich bin ich wieder herausgekommen«, sagte Katharina. »Aber der Mann, der mich verfolgte, war wohl ein Blinder.«
    »Was habt Ihr so lange im Lager gemacht?«
    Schon als Kind konnte Katharina lügen, dass sich die Balken bogen; sie profitierte nun von dieser Fähigkeit. »Ich war nicht lange im Lager«, sagte sie in provokantem Ton, denn sie wollte ihren Gegner aus der Reserve locken. »Aber es gibt einen zwe i ten Ausgang! Und den hat offenbar keiner bewacht!«
    Der zweite Ausgang war nur von innen zu öffnen, wurde zum Transport von Waren genutzt und anschließend verriegelte man ihn wieder. Falls er darüber informiert war, konnte sie in Erklärungsnot kommen.
    »Ihr habt die Frage nicht beantwortet: Was habt Ihr im Lager gemacht?«
    »Das sagte ich schon: Ich suchte meinen Vater. Aber er war nicht da, und deshalb bin ich wieder gegangen. Über die A u ßentreppe.«
    »Der zweite Ausgang kann nur von innen geöffnet werden. Habt Ihr die Tür offen gelassen?«
    »Ein Lagerarbeiter war dort am Aufräumen. Ich bat ihn, sie wieder zu schließen. Ob er das auch gemacht hat, weiß ich nicht.« Würde er das schlucken? Das

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