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das gutenberg-komplott

das gutenberg-komplott

Titel: das gutenberg-komplott Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: born
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mich zuerst?«
    »Jemand muss der Erste sein!«
    »Du denkst doch nicht im Ernst, dass ich den Ast absäge, auf dem ich sitze.«
    »Einer hat’s getan!«
    »Aber ich nicht!«
    »Du beantwortest jetzt seine Frage!«
    »Das werde ich nicht tun. Wer bin ich denn?!«
    »Dann machst du dich verdächtig.«
    Hermann Baum drückte sein Kinn nach unten und fasste durch buschige, zusammengezogene Brauen Gutenberg scharf ins Auge. »Ich weiß nicht, wo ich vor über einer Woche war«, brummte er zögerlich. »Zu Hause wahrscheinlich.«
    »So lange liegt das nicht zurück«, sagte Thomas. »Der Mord hat die ganze Stadt aufgewirbelt. Ihr müsst wissen, wo Ihr den Abend und die Nacht verbracht habt!«
    Baum redete weiter mit Gutenberg – und registrierte Thomas nur insofern, als er mit dem Daumen auf ihn zeigte. »Der B i schof hat diesen Kerl zum Teufel gejagt. Was hat der bei uns zu s u chen?«
    »Wenn du weiter nörgelst«, sagte Gutenberg, »stehen wir morgen früh noch hier. Du wirst jetzt endlich seine Frage b e antworten!«
    »Überlegst du dir eigentlich, was du tust?«, fragte Baum. »Bald wird einer den andern verdächtigen. Dann ist unsere Gemeinschaft im Eimer.«
    »Deine Antwort ! «, sagte Gutenberg, indem er die letzte Silbe in die Länge zog.
    »Im Bett war ich, zum Teufel.«
    »Kann jemand bezeugen, dass Ihr zu Hause wart«, fragte Thomas.
    Hermann Baum lachte. »Leider nicht!«
    »Was soll das heißen?«
    »Ich bin Junggeselle.«
    »Ihr wohnt bei einem Kaufmann?«
    »Wenn Ihr schon alles wisst, warum fragt Ihr dann?«
    Thomas fühlte wachsendes Unbehagen. »Es muss doch j e mand mitbekommen haben, wann Ihr gekommen seid.«
    »Weiß ich nicht. Ist mir egal.«
    Baums aggressive Ablehnung übertrug sich auf Thomas, in dem es zu brodeln begann. Er war selbst von dem Tonfall übe r rascht, den er nun anschlug. »Ein Haus ist wie ein Organi s mus«, sagte er. »Jeder Bewohner ist ein Teil davon. Ob man es will oder nicht, man bekommt immer mit, was der andere macht. Nichts geschieht, ohne dass es von den Nachbarn regis t riert wird! – Wo liegt Eure Kammer?«
    »In einem Zwischengeschoss, fast unterm Dach«, sagte Baum, mit einem verärgerten Seitenblick auf Gutenberg.
    »Seid Ihr dort allein untergebracht, oder gibt es noch andere Zimmer?«
    »Noch zwei andere.«
    »Wer wohnt dort?«
    Er verzog das Gesicht und gab keine Antwort.
    »Zwei Frauen«, antwortete Gutenberg an seiner Stelle. »Das weiß jeder hier, denn die andern ziehen ihn damit auf.«
    Thomas verstand nicht, was Gutenberg meinte. »Frauen, die im Haus arbeiten?«
    »Mägde. Wie heißen sie noch gleich, Hermann?«
    »Hab ich vergessen.«
    »Sei nicht kindisch.«
    »Die Namen!«, sagte Thomas ungeduldig, aber Hermann Baum gab keine Antwort.
    »Warum ziehen die Männer ihn damit auf?«
    »Weil er rot wird, sobald eine Frau in seine Nähe kommt.«
    »Du sollst dein Maul halten, Johannes!«
    »Allein deshalb«, sagte Gutenberg, »kann es nicht sein, dass er was mit Klara Roth hatte. Er ist viel zu schüchtern. In G e genwart einer Frau kriegt er das Maul nicht auf. Sein Gesicht ist dann wie eine Maske. Deshalb nennen die Männer ihn ›Puppe‹. Das ist sein Spitzname.«
    »Wir reden noch zusammen, Johannes, nachher, unter vier Augen.«
    »Zum Beispiel wenn ein Fest ist«, fuhr Gutenberg unbeirrt fort. »Alles tanzt und ist fröhlich. Aber Puppe sitzt vor seinem Becher, besäuft sich und verzieht keine Miene.«
    »Unter vier Augen. Nicht jetzt«, wiederholte Hermann.
    Danach sagte er überhaupt nichts mehr. Er war so verärgert, dass er die Fragen, die Thomas ihm stellte, einfach ignorierte. Stur, dachte Thomas, wie ein Ochse. Auch Gutenbergs Erma h nungen nützten nichts. Schließlich gingen die beiden Männer z u rück in ihre Werkstatt, während Thomas einen Blick in die K ü che warf, wo Maria das Mittagessen vorbereitete. Er setzte sich an den Tisch.
    »Kennst du Hermann Baum gut?«, fragte er sie.
    »Nein, er redet nicht viel, ein stummer Riese«, antwortete Maria, ohne lange zu überlegen.
    »Baum sagt, dass er in einer Kammer wohnt und nebenan zwei Mädchen.«
    »Lisa und Beate.«
    »Du kennst sie?!«
    Sie nickte Thomas zu, während sie Zwiebeln schnitt und ihr Tränen über die Wangen liefen. »Natürlich. Man sieht sich auf dem Markt. Man lästert ein wenig …«
    »Ich brauche deine Hilfe, Maria.«
    »Wobei?«
    »Ein paar Nachforschungen.«
    »Das hört sich nicht gut an.«
    »Ich möchte, dass du Lisa und Beate über Hermann au s fragst!

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