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Das Habitat: Roman (German Edition)

Das Habitat: Roman (German Edition)

Titel: Das Habitat: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jörg Luzius
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rief Sarina zurück. Dann wandte sie sich wieder mir zu. „Ich muss jetzt gehen.“
    „Sehen wir uns wieder?“, fragte ich unsicher.
    „Wir bleiben drei Tage hier.“, antwortete sie nur, dann lief sie eilig hinüber zu ihrer Mutter.
    „Ich komme morgen wieder!“, rief ich ihr hinterher.
    Sie drehte sich noch einmal kurz zu mir um und lächelte mich an. Dann verschwand sie hinter den Zelten.
     
     
    Als ich an diesem Abend nach hause kam, warteten meine Eltern bereits auf mich. Dass ich an diesem Tag eigentlich bei der Heuernte hatte helfen sollen, hatte ich völlig vergessen, und der zu erwartende Ärger brach auch sogleich mit unverminderter Härte über mir herein. Doch noch immer war mein Kopf so voll gepackt mit den Erlebnissen dieses Nachmittags, dass ich fürchte, dass sämtliche Ermahnungen meiner Eltern im Nichts verpufften.
    Ich wurde schließlich ohne Abendbrot auf mein Zimmer geschickt. Nun, das machte mir nicht wirklich etwas aus. Ich war bis obenhin vollgefressen mit Popcorn, Nüssen und gezuckerten Äpfeln, dass ich ohnehin kaum noch einen Bissen hinunterbekommen hätte, wenn ich ehrlich gewesen wäre.
    Noch einmal aber packte mich mein Vater bei den Schultern, als ich gerade im Begriff gewesen war, mich nach oben zu trollen. Er sah mir fest in die Augen.
    „Es wäre besser für dich – besser für uns alle – wenn du dich nicht zu sehr mit diesen Wanderleuten abgibst! Hast du das verstanden!“
    Als ich nicht gleich antwortete, sagte er es noch einmal. Scharf und eindringlich klang seine Stimme.
    „Ob du das verstanden hast!“
    Ich nickte.
    Er brummte noch irgendetwas, lies mich aber gehen.
    Noch lange lag ich an diesem Abend wach. Meine Gedanken kreisten um die Eindrücke des Nachmittags. All diese fremdartigen Tiere! Und Löwen – so kam es mir in den Sinn –, es gab sie also tatsächlich; sie waren nicht nur die Ausgeburt der überschäumenden Phantasie eines Bücherschreibers.
    Am meisten aber – aus irgendeinem Grund fiel es mir nicht so ganz leicht, mir das einzugestehen – waren meine Gedanken gefangengenommen von dem schwarzen Mädchen. Sarina! Während der Vorstellung habe ich sie schließlich wiedergesehen. Sie balancierte auf einem dünnen Seil und vollführte dabei allerlei Kunststücke. Ich glaube jedoch nicht, dass sie mich gesehen hat. Malcolm und ich saßen ganz hinten auf den billigen Plätzen. Die teuren Plätze, direkt an der Manege, konnten wir uns nicht leisten – zumindest nicht, wenn wir die Vorstellungen an den nächsten Tagen auch besuchen wollten –, dafür hatten wir viel zu viel Geld für Süßes ausgegeben.
    Ich bin noch lange wachgewesen in dieser Nacht. Irgendwann aber – ich glaube es war bereits gegen Morgengrauen – schlief ich schließlich doch ein.
     
     
    Den ganzen folgenden Tag über druckste ich mich auf dem Brachfeld herum und hielt Ausschau nach Sarina. Ich sah sie jedoch erst am Abend, nach der Vorstellung, wieder. Ich schlenderte zwischen den Gehegen umher und sah den Zirkusleuten zu, wie sie die Tiere für die Nacht versorgten. Malcolm war, wie die meisten Jungs, bereits nach hause gegangen. Auch ich hätte mich eigentlich längst auf den Weg machen sollen. Ich empfand ein eigenartiges nagendes Gefühl der Enttäuschung, dass ich das sonderbare schwarze Mädchen heute offenbar doch nicht mehr sehen sollte. Aber das wollte ich mir selbst eigentlich nicht eingestehen. Während der Vorstellung hatte ich sie zwar aus der Ferne gesehen, doch unsere Blicke hatten sich nicht getroffen, so sehr ich auch darum bemüht gewesen war, ihre Aufmerksamkeit zu erregen.
    Ich wollte mich gerade trollen, da tauchte sie aus dem Schatten eines Zeltes auf. Sie lächelte mir freundlich entgegen.
    „Hallo Liam.“
    Ich hob die Hand und erwiderte den Gruß. Ich gab mich dabei so gelassen wie ich konnte.
    „Ich dachte mir, dass ich dich vielleicht hier finde“, sagte sie. „Ich habe dich in der Vorstellung gesehen.“
    Sie hatte mich also doch bemerkt. Ich ließ mir die Freude, die ich bei diesem Gedanken empfand, jedoch nicht anmerken.
    „Ich nahm an, dass du vielleicht noch einmal nach unseren Tieren sehen würdest. Deine Faszination war dir gestern ja mehr als deutlich anzumerken.“ Wieder lachte sie.
    „Nun ja...“, stotterte ich. „Wir sind solche merkwürdigen Tiere hier einfach nicht gewohnt...“
    Das Lächeln auf ihrem Gesicht verschwand und sie nahm einen besorgten Ausdruck an.
    „Oh, ich wollte dich nicht in Verlegenheit bringen. Sicher hast

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