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Das Habitat: Roman (German Edition)

Das Habitat: Roman (German Edition)

Titel: Das Habitat: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jörg Luzius
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einer freien Fläche, die gerade groß genug war, um beiden Himmelskutschen Platz zu bieten.
    Eine davon stand mir ziemlich nahe. Eine Luke war geöffnet und ich konnte schwache flureszierende Lichter dahinter erkennen. Sonst aber schien sich nichts darin zu rühren. Die Insassen waren wohl im Haus.
    Mehrere Gestalten kamen plötzlich aus der großen Eingangstür. Es waren die Anderen, wie ich anhand der seltsamen Anzüge sofort erkannte. Ihre Lichter warfen helle Kegel in den Regen, der sich flimmernd in ihnen brach. Sie trugen zwei leblose Körper. Der eine war groß, der andere eher klein und zierlich. Mir war sofort klar, dass es sich um Sarina und ihren Vater handeln musste. Sie wurden nun nicht mehr gebraucht. Man schaffte sie fort und ich bezweifelte, dass die Kirche ihr Wort halten und es zulassen würde, dass sie einfach so ihr früheres Leben wieder aufnahmen. Dazu wussten sie einfach zuviel – zumindest Sarina. Und der Kirche würde ihr Wissen nicht verborgen bleiben. Da machte ich mir nichts vor. Wenn ich nun zuließ, dass man sie so einfach wegschaffte, dann würde ich sie niemals wiedersehen. Der Mann mit der Hakennase hatte Sarinas Vater gebraucht, um mich möglichst unauffällig mit Ian zusammenzubringen. Dieser sollte wohl von nun an die Beschützerrolle spielen sollte, die er selbst bislang innegehabt hatte. Nun aber, da das geschehen war, mussten Sarina und ihr Vater verschwinden.
    Die Anderen hoben sie in den entfernteren der beiden Copter und einige von ihnen gingen wieder zurück ins Haus. Mindestens zwei von ihnen aber blieben bei den Bewusstlosen. Ich wollte Sarina zu Hilfe eilen, doch ich wusste nicht wie. Hätte ich doch bloß eine jener Betäubungspistolen, so schoss es mir durch den Kopf, dann könnte ich die Männer in den seltsamen Anzügen außer Gefecht setzten. Vielleicht sogar könnte ich Sarina bis zum Wald tragen und im Unterholz untertauchen. Ich würde uns versteckt halten, bis die Copter verschwunden sein würden. Aber das war natürlich idiotisch – und ich wusste es. Wir hätten keine Chance gehabt, gegen die Anderen – und gegen Roger und seine Männer auch nicht. Nein, gegen die schon gar nicht. Dennoch hätte ich es versucht, das wusste ich.
    Die Luke des Copters schlug zu und trotz des Regens konnte ich das Fauchen vernehmen, als er sich langsam in die Luft erhob. Ich war verzweifelt. Was sollte ich nun machen. Sie nahmen Sarina mit sich und ich konnte nichts dagegen tun!
    Ich musste ihr irgendwie folgen! Aber wie?
    Vom Haus her drangen Geräusche zu mir herüber und der Türrahmen erhellte sich. Die Anderen kamen offenbar zurück. Sie würden in den zweiten Copter steigen und davon fliegen. Ich würde zurückbleiben – und alles wäre zu spät. Der Gedanke daran, Sarina für immer verloren zu haben, drohte mich regelrecht zu zerreißen.
    Ohne groß zu überlegen, lief ich los. Ich erreichte die Luke des Copters und sprang hinein. Wäre auch nur einer der Anderen in der Kutsche zurück geblieben, so wäre in diesem Augenblick bereits alles zu Ende gewesen. Doch ich hatte Glück. Hastig sah ich mich um. Es gab nichts, um sich zu verstecken. Zwei Sitze waren direkt vor der Glasscheibe vorne am Copter angebracht. Hier saßen die Kutscher, wie ich vermutete. Rechts und links entlang der Seiten befanden sich je eine Sitzreihe, die zur Mitte des Himmelsfahrzeugs hin ausgerichtet waren und ebenso fest im Boden verankert schienen, wie die beiden vorderen Sitze. Ich sank innerlich regelrecht in mich zusammen. Schon glaubte ich, Schritte von draußen zu hören, doch dass konnte auch nur an meinen überreizten Nerven liegen. Eigentlich war es so gut wie unmöglich, durch den tosenden Sturm irgendetwas zu vernehmen. Wild rasten mein Augen hin und her. Dann plötzlich blieb mein Blick am Boden haften. Dort, zwischen den beiden Sitzreihen, zeichneten sich die Umrisse einer Art Falltür ab. Sie waren kaum auszumachen, im fahlen Licht. Ich fiel sofort auf die Knie und tastete die Konturen ab. Eine kleine Versenkung war dort an einem Ende zu spüren, gerade groß genug, dass man die Finger darunter schieben konnte. Ich erspürte einen Widerstand, der jedoch bereits unter leichtem Druck nachzugeben schien. Die Klappe sprang auf. Ich hob sie an – sie war unheimlich leicht, doch fest und sehr stabil – und schlüpfte durch die Öffnung. Wärme umfing mich. Ein paar winzige Lichter, die kaum etwas erleuchteten, blinkten in seltsamen Farben. Die Luke schien offenbar zu Wartungszwecken

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