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Das Habitat: Roman (German Edition)

Das Habitat: Roman (German Edition)

Titel: Das Habitat: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jörg Luzius
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Zentimeter nach.
    „Pater Finn! Sie haben mir versprochen, dass meiner Tochter nichts geschehen würde!“ krächzte der große schwarze Mann.
    Die Ungläubigkeit in seinem Gesicht verwandelte sich plötzlich in rasende Wut. Er sprang auf und wollte sich mit einem irren Schrei auf Roger stürzen. Dann geschahen mehrere Dinge gleichzeitig. Der Mann mit der Hakennase hob die Betäubungswaffe erneut an, während seine Männer sich auf den Tobenden warfen. Dann sah ich aus den Augenwinkeln heraus eine Bewegung. Es war Ian. Er warf die einzig im Raum befindliche Lampe um. Das Öl trat heraus und fing Feuer. Sofort erhob sich eine Flammenwand zwischen uns und anderen Männern. Dann zog mich Ian nach hinten. Ich hörte ein scharrendes Geräusch, während ich sah, wie Sarinas Vater Roger zu Boden streckte, noch bevor seine Gehilfen ihn erreicht hatten. Sie schafften es gerade, ihn zu überwältigen. Der Mann mit der Hakennase rappelte sich auf und suchte nach seiner Waffe.
    Indes zog Ian mich durch einen engen Durchgang im Kamin, der sich plötzlich unvermittelt vor uns aufgetan hatte, als der Pater die Pistole wieder in Händen hielt. Er richtete sie auf mich. Die Wand des Kamins schob sich wieder zwischen uns, als er den Abzug betätigte. Er verfehlte mich nur knapp. Ich konnte hören, wie das Geschoss dicht neben meinem Kopf vom Gestein abprallte. Dann hatte sich der Durchgang wieder geschlossen.
    Ich war verwirrt. Ich wusste nicht wo wir waren. Ich wollte zurück zu Sarina, wollte ihr helfen. Das Feuer – so schoss es mir durch den Kopf.
    „Sarina!“, rief ich. „Ich muss ihr helfen!“
    Ich wollte mich losreißen. Er aber hielt mich fest im Griff und zog mich mit sich.
    „Ihr wird nichts geschehen!“, rief er. „Komm jetzt! Wir müssen hier weg!“
    Er schien seinen Weg, trotz der nahezu völligen Dunkelheit, gut zu finden. Wenig später traten wir ins Freie.
    Er zerrte mich über ein Stück offenen Geländes, auf die umgebenden Bäume zu. Der Sturm heulte und Regen peitschte mir ins Gesicht. Plötzlich zerriss ein greller Blitz die Dunkelheit. Für Sekundenbruchteile konnte ich am Himmel über mir etwas erkennen, das mir förmlich den Atem nahm. Nahezu direkt über uns schwebte ein silberfarbener Kasten. An seinen Seiten, dort wo sich meinem Empfinden nach eigentlich Räder hätten befinden müssen, waren breite zylinderartige Röhren angebracht. Ich wusste sofort, was ich da sah. Es war eine jener fliegenden Kutschen der Anderen – ein Copter. Und in einiger Entfernung raste ein zweiter heran. Ian jedoch schien sie nicht gesehen zu haben, denn er hielt unvermindert auf das nahe Unterholz zu. Die Insassen der Copter aber mussten uns gesehen haben – da war ich mir absolut sicher. Schon erwartete ich das typische Fauchen zu hören, wenn die Himmelskutsche auf uns herabsausen würde. Ich erwartete den grellen Lichtkegel, der uns treffen würde, wenn sie zum Schuss ansetzten. Doch nichts von beidem passierte. Ich konnte es nicht fassen. Für einen kurzen Moment glaubte ich, das Fauchen sogar aus dem Heulen des Sturmes heraushören zu können. Doch schien dieses sich nicht auf uns zu – sondern sogar von uns weg – zu bewegen.
    Dann hatten wir den Waldrand erreicht und wir kämpften uns durch das dichte Gestrüpp.
    Ich sah zurück zum Haus. In einem neuerlichen Aufblitzen konnte ich die Männer des Paters sehen – zumindest nahm ich an, dass sie es waren – doch hielten sie nicht auf uns zu. Sie rannten am Haus entlang in entgegengesetzte Richtung. Es schien, als hielten sie geradewegs auf das angrenzende Feld zu. Das kam mir irgendwie seltsam vor. Im lichten Schein des Blitzes hätten sie doch sehen müssen, dass sich dort nichts bewegte. Ich verstand nicht, warum sie nicht in Richtung der Bäume suchten. Es wäre das wohl für jeden Flüchtigen Naheliegendste, dort Schutz zu suchen, vor den Blicken der Verfolger.
    Ian war stehen geblieben und sah mich keuchend an.
    „Gut, das hätten wir geschafft! Nun sollten wir zusehen, dass wir so schnell wie möglich von hier wegkommen.“
    Ich vermochte ihn in der Dunkelheit kaum auszumachen. Doch irgendetwas lag in seiner Stimme, das mir nicht gefiel, ohne dass ich zu sagen vermocht hätte was es war. Ich zögerte.
    „Liam! Komm schon!“
    Plötzlich wusste ich, was mir hier falsch vorkam: Pater Finn! So hatte Sarinas Vater den Mann mit der Hakennase genannt, den ich nur als Roger gekannt hatte. Finn. War dies wirklich sein Nachname? Sicher, es mochte nur ein

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