Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Habitat: Roman (German Edition)

Das Habitat: Roman (German Edition)

Titel: Das Habitat: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jörg Luzius
Vom Netzwerk:
normal.
    Trotz des furchteinflößenden Äußeren machte er auf mich einen ruhigen und wohlmeinenden Eindruck, als er sprach:
    „Ich muss zugeben, du hast uns überrascht.“
    Ich wusste nicht, was ich darauf erwidern sollte und schwieg. Er schien allerdings auch keine Antwort erwartet zu haben, denn er fuhr in ruhigem Tonfall fort:
    „Es war sehr mutig von dir, dich in einem der Aerocopter zu verbergen.“ Er sah mir tief in die Augen. „Sag, wie bist du dahinter gekommen?“
    „Dass Ian mich betrogen hat?“, raunte ich. Trotz aller Ängste und Unsicherheit spürte ich plötzlich wieder diese unbeschreibliche Wut in mir aufsteigen.
    Er nickte. Als ich jedoch beharrlich schwieg, zuckte er nur leicht mit den Schultern.
    „Nun, das ist auch nicht weiter wichtig. Es hätte mich nur einfach interessiert. Aber vielleicht sollte ich mich, schon der Höflichkeit wegen, erst einmal vorstellen. Mein Name ist Donahugh. Ich bin... nun sagen wir, der Verantwortliche in diesem Laden hier.“ Er zwinkerte mir verschmitzt zu. Ich aber ging nicht darauf ein.
    „Was haben Sie mit Sarina gemacht!“, fuhr ich ihn an. „Und mit ihrem Vater! Wo sind sie?“
    Er hob seine rechte Braue. (Die gesamte linke Gesichtshälfte blieb unbeweglich)
    „Der jungen Dame geht es gut. Das versichere ich dir. Niemand hier wird ihr ein Leid zufügen. Und ihrem Vater natürlich ebenfalls nicht.“
    „Dann lassen Sie mich zu ihr!“ Ich wusste nicht, woher ich plötzlich den Mut hatte, so fordernd auf den Mann einzudringen. Wahrscheinlich war es die Wut in mir – und auch die Sorge um Sarina –, die alle anderen Gefühlsregungen in den Hintergrund drängte.
    Sein rechter Mundwinkel deutete ein beschwichtigendes Lächeln an.
    „Wir werden dich zu ihr bringen. Du hast mein Wort darauf. Aber zuerst wollen wir uns doch noch etwas unterhalten.“
    Ich nickte widerwillig.
    „Du weißt wo du hier bist?“ Er sah mich fragend an.
    „Ich nehme an, dies hier ist die Dreifaltigkeit.“
    Abermals dieses halbe Lächeln.
    „Du bist wirklich ein kluger Junge, Liam. Ja, du hast natürlich recht. Diese Basis befindet sich innerhalb eines Areals, das gemeinhin als die Dreifaltigkeit bezeichnet wird.“ Aber weißt du auch, welchem Zweck diese Anlage einst diente.“
    Ich wusste nicht, was ich darauf erwidern sollte. Darüber hatte ich mir keine Gedanken gemacht und, um der Wahrheit die Ehre zu geben, es interessierte mich auch jetzt nicht. Donahugh aber schien sich von meiner Ungeduld, nicht aus der Ruhe bringen zu lassen.
    „Einst war dies ein Hort des Wissens. Hier wurde gelehrt und nach neuen Erkenntnissen gesucht.“ Seine stimme senkte sich und trug eine Nuance von Bedauern und Traurigkeit in sich, als er fortfuhr:
    „Heute jedoch ist es kaum mehr als ein riesiger Verwaltungskomplex. Statt nach neuem Wissen zu streben, bewahren wir es nur noch. Wir haben es konserviert und halten es unter Verschluss.“ Er sah mir scharf entgegen. „Doch geschieht diese Bewahrung nicht ohne Sinn und Zweck. Eines nicht allzu fernen Tages – so hoffe ich, mein junger Freund – wird all dieses Wissen wieder von Nutzen sein.“
    Ich wusste nicht worauf er hinaus wollte. Er erkannte das natürlich. Er erhob sich aus seinem Sessel und nickte mir aufmunternd zu, ihm zu folgen. Er führte mich an das Gegenüberliegende Ende des Saales. Eine handvoll Leute ging dort unbeirrt ihrer Tätigkeit nach.
    „Macht mal Pause, Leute.“, rief Donahugh diesen Männern und Frauen zu. „Ihr verschreckt unseren Gast sonst womöglich noch.“
    Eine der Frauen warf mir einen freundlichen Blick zu. Keinerlei Entstellungen waren an ihr auszumachen. Doch das mochte nichts bedeuten. Nicht alle Mutationen waren auf den ersten Blick sichtbar, wie ich ja wusste.
    Als wir alleine waren, in diesem Teil des Saales, trat Donahugh direkt vor die Wand. Unzählige bewegte Bilder von Menschen, Gebäuden und Straßen. Und immer wieder schienen sie aus der Tiefe herauszutreten, wenn man sie fixierte. Ich verspürte den Impuls, danach zu greifen – ahnte jedoch, dass dies nur Trugbilder waren. Sie zeigten die Menschen und Straßen, wie durch eine Art Fenster. Nur, dass diese Fenster zeigten, was an weit entfernten Orten stattfand; soviel war mir durchaus klar. Am oberen Rand zog sich ein mattschimmerndes Band, über die gesamte Länge der Wand. Einzelne Symbole waren darauf zu erkennen, die schwach leuchteten.
    Donahugh baute sich davor auf und fixierte eines dieser Symbole – welches. vermochte ich

Weitere Kostenlose Bücher