Das Habitat: Roman (German Edition)
meldete. Langsam begannen sich meine Nerven, etwas zu beruhigen. Ich überlegte. Ich konnte nicht ewig hier hinter diesem Copter hocken.
Schließlich straffte ich mich, erhob mich, und trat hinaus ins Zentrum der Halle. Nichts geschah. Ich machte unsicher ein paar Schritte nach vorne, auf die Lücke zwischen den beiden Coptern zu, die mir vorhin schon aufgefallen war. Die Umrisse einer Tür zeichneten sich dort an der Wand ab. Ich war unschlüssig, was ich nun tun sollte. Da glitt jener Teil der Wand plötzlich mit einem sanften Zischen zur Seite und gab den Blick frei, auf einen dahinter liegenden breiten Gang. Licht flammte darin auf. Es schien direkt aus den Wänden zu kommen.
Unsicher ging ich darauf zu. Als ich die Türöffnung passierte, sah ich, dass – ähnlich wie bei den Coptern – die Tür direkt in der Wand verschwunden war. Kaum war ich hindurch, da erklang das leise Zischgeräusch erneut. Ich fuhr herum. Die Wand hatte sich hinter mir geschlossen. So sehr mein Blick auch suchte, nirgends vermochte ich einen Türknauf oder ähnliches zu entdecken. Der Rückweg war mir also versperrt. Nun, ich hätte ohnedies nicht gewusst, was es mir noch gebracht hätte, in die Copterhalle zurückzukehren.
Langsam ging ich den Gang entlang. Rechts und links waren ebensolche Türen, wie die aus der ich gerade getreten war. Doch keine von ihnen verfügte über einen erkennbaren Öffnungsmechanismus. Als ich die halbe Strecke überwunden hatte, tat sich am entfernten Ende eine weitere Tür auf. Wie zuvor flammte Licht auf und erhellte meinen Weg. Als ich mich umwandte sah ich, dass das Licht hinter mir immer schwächer zu werden schien.
Ich begriff die stumme Einladung, nahm allen Mut zusammen und folgte ihr.
Mein Weg führte mich durch mehrere Gänge und Flure und schließlich eine Treppe hinauf, in das darüber liegende Stockwerk. Hier waren die meisten der Seitentüren aus Glas. Als ich hineinblickte, sah ich viele Menschen – zumeist in weißen Anzügen, – die an irgendwelchen leuchtenden Möbeln beschäftigt waren. Sie schenkten mir keinerlei Beachtung – auch nicht, wenn zufällig ihr Blick in meine Richtung fiel. Einmal lächelte mich jemand kurz an und wand sich dann wieder seiner Beschäftigung zu – worin diese auch immer bestehen mochte. Doch eines hatte ich genau erkennen können. Die rechte Gesichtshälfte des Mannes war völlig entstellt gewesen. Ein Mutant! Der Schreck war mir gehörig in die Glieder gefahren. Ich ging schnell weiter.
Dann endlich schien ich mein Ziel erreicht zu haben. Vor mir fuhr eine Glastür in die Wand und ich blickte in einen großen Saal. Überall an den Wänden waren bewegte Bilder zu sehen. Menschen und Gebäude schienen daraus hervorzutreten. Ähnlich, wie ich es bereits damals, unter der Kapelle, gesehen hatte, als das Bild des Bischofs teilweise in der Luft zu schweben schien. Nur dass der Eindruck hier viel intensiver und übermächtiger war. Die bewegten Bilder veränderten ständig ihre Form und Größe. Von überall her drangen die Eindrücke auf mich ein. Ich stand in der Tür und versuchte, all diese Bilder irgendwie zu verarbeiten.
Auch hier waren viele der Weißgekleideten mit irgendwelchen unverständlichen Tätigkeiten beschäftigt. Doch wie bereits zuvor, schien sich niemand an meiner Anwesenheit zu stören.
Dann sah ich mich plötzlich selbst. Ich sah, wie ich in der Tür stand und gerade aus starrte. Als ich erschrocken zusammenfuhr, amte mich das Bild sofort nach. Ich hob die Hand – das Bild hob ebenfalls die Hand. Eine rote Umrandung lies dieses Ebenbild von mir pulsierend aufleuchten. Bilder von anderen Menschen, an den Wänden ringsum, hatten diese Umrandung nicht. Vor diesem Bild aber sah ich die Rückenlehne eines Stuhles, der auf nur einem zentralen Bein stand, das offenbar fest im Boden verankert war.
„Hallo, Liam“, erklang es plötzlich. Es war die gleiche Stimme, die mich bereits in der Halle der Copter angesprochen hatte. Diesmal jedoch drang sie nicht von überall zugleich auf mich ein – sie kam von dem Stuhl. Langsam drehte sich dieser und das Gesicht eines Mannes rückte in mein Blickfeld.
Sein Anblick war lange nicht so sehr entstellt, wie der des Mannes, den ich kurz zuvor gesehen hatte, doch war auch er zweifellos ein Mutant. Das linke Auge lag tief in der Höhle und dort wo sein Ohr hätte sein sollen, war nur ein merkwürdiger fleischiger Klumpen zu erkennen. Seine rechte Gesichtshälfte jedoch schien völlig
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