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Das Habitat: Roman (German Edition)

Das Habitat: Roman (German Edition)

Titel: Das Habitat: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jörg Luzius
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schweifte über die Wand. Ich versuchte Ballynakill zu finden. Nach einer ganzen Weile schließlich entdeckte ich zuerst Loughrea, dann mein Heimatdorf. Es dauerte eine lange Zeit, bis ich mich wieder davon zu lösen vermochte. Ich suchte das Gebiet des Burrens und schließlich fand ich auch dieses. Dann Ennis. Ich folgte dem Weg der Wasserstraßen bis nach Dublin. Ein kleiner rotleuchtender Punkt fiel mir auf. Dieser, so winzig er auch war, zog doch die Aufmerksamkeit des Betrachters auf sich. Ich holte das Bild näher heran und vergrößerte es immer weiter, bis es nicht mehr ging. Die Umrisse des Areals der Dreifaltigkeit hatten sich vor mir herausgeschält – und schließlich beherrschte die Ummauerung eines einzigen Raumes das gesamte Bild. Es dauert jedoch eine ganze Weile bis ich begriff: Das Bild das ich da sah, war der Umriss dieses Saales – und der rote, leuchtende Punkt, das war ich.
    Zunächst war ich nur verwirrt. Was sollte das bedeuten? Doch dann fiel es mir wie Schuppen von den Augen. Ich begriff mit einem Mal: Was ich auch tat – wohin ich auch ging – es blieb den Bewahrern nicht verborgen! Doch wie konnte das sein!
    Ich sah mich um. Die Männer und Frauen im Saal waren mit ihren Fenstern und Bildern aus Licht beschäftigt. Manche von diesen Bildern waren offenbar noch nicht einmal auf eine Wand angewiesen – so wie das große, vor dem ich stand –, sie bildeten sich vielmehr plötzlich mitten im Raum und bestanden nur aus Licht. Dennoch konnte man die leuchtenden Symbole darauf erkennen – die zudem auch noch auf Berührung zu reagieren schienen.
    Keiner der Anwesenden hatte gesehen, wofür ich mich da interessiert hatte. Ich beschloss meine Entdeckung geheim zu halten. Sie sollten zumindest nicht wissen, dass ich hinter ihr Geheimnis gekommen war.
    Schnell verkleinerte ich das Bild und die irische Insel füllte wieder die Gesamtheit der Wand aus. Ich umrundete ihre Konturen mit meinen Blicken, doch meine Gedanken waren noch immer bei der Erkenntnis, die ich soeben gemacht hatte. Beinahe wäre mein Blick deshalb achtlos hinweggeglitten über diese kleine Insel, welche sich da, rechts der Küste, zwischen Irland und einer länglichen Landmasse namens Großbritannien, befand. Isle of Man stand dort. Irgendetwas ließ die Saite einer Erinnerung in mir anklingen.
    Der Mann auf der Insel – hatte Marten nicht diese Worte gebraucht. Konnte es nicht eine Verdrehung der Worte gewesen sein, um das Geheimnis zu wahren? Dennoch, hier eine Verbindung herstellen zu wollen, war wohl doch etwas zu weit hergeholt. Wahrscheinlich war ich gerade dabei, mir etwas einzureden, das sich im Nachhinein doch nur als völliger Blödsinn erweisen würde. Ich wollte den Gedanken bereits verwerfen und meine Blicke weiterschweifen lassen, da sah ich es: Eine ehemalige Stadt, die offenbar seit langem schon nicht mehr existierte, im Südosten der Insel. Ihr Name: Douglas.
    Das konnte nicht sein! Das war sicher nichts weiter, als nur ein absurder Zufall! Und dennoch – mein Verstand bäumte sich gegen diese Bevormundung auf. Er wollte an diesem Gedanken festhalten. Bestand da etwa doch ein Zusammenhang, zwischen dem gesuchten Anführer des Geheimbundes und diesen Ruinen, die sich da vor mir ausbreiteten? Konnte die Lösung des Rätsels wirklich so einfach sein?
    Beinahe hätte ich Donahughs Stimme überhört, die sich draußen auf dem Gang näherte. Ich ließ die Karte verschwinden und nahm Ballynakill erneut in den Fokus.
    Bald hatte der Bewahrer sich wieder zu mir gesellt.
    Er warf einen Blick auf die Karte und sagte mit einfühlsamer Stimme:
    „Ich kann es möglich machen.“
    Ich sah irritiert auf.
    „Wenn du nach hause möchtest, Liam. Es ist keine Unmöglichkeit. Die Farm deiner Eltern, die Freunde, die du zurücklassen musstest – die Welt, nach der du dich sehnst. All das kannst du zurück haben, Liam. Es wartet nur auf dich! Diese junge Dame, Sarina, sie kann mit dir kommen, wenn du das möchtest – es liegt in deiner Hand.“
    „Und meine Mutter!“, fuhr ich ihn an. Plötzlich war die Wut wider da, als ich an jene schreckliche Nacht zurückdenken musste.
    „Das war ein Unfall, Liam. Wirklich. Das musst du mir glauben.“
    Er baute sich vor mir auf und sah mich eindringlich an.
    „Wir sind keine Mörder, Liam! Wir sind die Bewahrer. Wir nehmen kein Leben – wir beschützen es. Ihr Tod war ein Unfall. Ein bedauernswerter Unfall. Ich täte alles, ihn rückgängig zu machen. Aber das kann ich

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