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Das Habitat: Roman (German Edition)

Das Habitat: Roman (German Edition)

Titel: Das Habitat: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jörg Luzius
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fast dreieckige Insel, die ebenfalls aufleuchtete, wenn man sie näher in Augenschein nahm. Tasmanien war plötzlich darüber zu lesen. Überhaupt schien sie nun, da ich sie fixierte, plötzlich aus der Wand herauszutreten, und immer mehr zu wachsen. Ich erschrak. Donahugh lachte leise. Er erklärte mir, dass man diesen Vorgang verhindern konnte, wenn man länger als drei Sekunden auf ein bestimmtes Symbol, das darüber erschien, sah. Wie genau das funktionierte begriff ich nicht. Er erzählte etwas von Sensoren und Augenbewegungen. Jedenfalls verkleinerte sich die Insel sofort wieder und die Erde begann erneut, sich zu drehen. Ich entdeckte ein weiteres der Habitate, in einer Gegend die nahezu völlig vom Meer umgeben war. Hawaii erschien in leuchtenden Lettern, wenn man lange genug draufsah. Hielt man den Blick nur intensiv genug darauf, dann wurden sogar Städtenamen sichtbar. Bald schon hatte ich raus, wie ich die Bilder betrachten musste.
    Es gab mehrerer kleiner leuchtender Punkte in einem Gebiet, dass die Südsee genannt wurde, wie ich erfuhr. Dann entdeckte ich noch eine weitere sehr große Insel namens Borneo.
    Die wenigsten aber waren so groß. Die meisten der Habitate hatte man wohl auch wegen ihrer abgeschiedenen Lage gewählt. Auch gab es welche die rot aufleuchteten, wenn man sie fixierte. Madagaskar – eine riesige Insel, neben einer gewaltigen Landmasse, die Afrika hieß – war eines davon.
    Dort waren alle Versuche gescheitert, erläuterte mir der Bewahrer. Die Verderbnis war bereits zu weit fortgeschritten. Zu tief verwurzelt in Flora und Fauna.
    „Überall in diesen Habitaten wurden Menschen angesiedelt – zumeist Einheimische, oder deren Nachkömmlinge –, die selbst noch intakte Gene aufwiesen.“
    An der Art wie er mich ansah, erkannte ich sofort was er meinte. Er nickte.
    „Ja, Liam. Du und deinesgleichen.“ Dies sagte er in einem Tonfall, der mich fast an den erinnerte, den ein liebender Vater, seinen kleinen hilflosen Kindern entgegenbringt.
    Noch währenddessen entdeckte ich plötzlich etwas. Links neben einer ebenfalls nicht besonders großen Insel, in der Nähe einer zerfurchten Landmasse im oberen Bereich, erhob sich ein kleiner unscheinbarer Flecken aus dem Blau des umgebenden Meeres. Irland leuchtet darüber auf. Mir stockte fast der Atem und ein Kribbeln kroch mir über den Nacken. Hatte ich doch, aus einem mir nun völlig unverständlichen Grund, angenommen, das Land in dem ich aufgewachsen war und das ich bis zu jenem Tag für die gesamte Welt gehalten hatte, müsse – wenn es schon nicht die gesamte Welt darstellte – so doch zumindest die größte und gewaltigste Landmasse auf der Erde sein. Erst die Winzigkeit dieses großen Landes, führte mir nun klar vor Augen, wie groß diese Erde war – und wie groß damit der Frevel war, den unsere Vorfahren auf sich geladen hatten, als sie diese Welt zerstörten.
    Ich versuchte, anhand der Symbole – so wie Donahugh es mir gezeigt hatte –, diese Insel näher heranzuholen. Nach ein paar Versuchen gelang es mir dann auch. Schließlich füllte meine Welt nahezu die gesamte Wand aus.
    Während ich so dastand und von oben auf dieses kleine Stückchen Welt sah, hörte ich wie von Ferne die Stimme des Bewahrers:
    „Ja, Liam. Es ist ein großes Erbe, das eure Nachfahren einst anzutreten haben werden. An ihnen wird es liegen, diese Welt neu zu erobern. Alles an Wissen, was sie dazu benötigen, wird für sie bereit stehen – wenn die Zeit dafür reif ist.“
    Sein linkes Auge durchbohrte mich förmlich.
    „Noch aber ist sie es nicht. Noch sind die Menschen in den Habitaten nicht bereit, für das was auf sie wartet. Jeglicher Kontakt mit der verderbten und dem Untergang geweihten Welt, bürge die Gefahr einer Kontamination in sich. Nicht nur an verderbten Genen – auch an verderbten Gedanken.“
    Seine Stimme hatte nun einen harten, fast fanatischen Klang.
    „Und dies muss unter allen Umständen verhindert werden!“
    Ein Summen ließ ihn hochsehen. Ich war erleichtert, als sein Blick sich von mir abwandte. Eine Stimme drang aus der Luft. Sie rief nach Donahugh.
    „Wir haben ihn. Er ist hier.“
    „Gut ich komme sofort.“, antwortete dieser in die Luft. Dann wandte er sich mir zu:
    „Ich kann dich doch für einen Moment alleine lassen? Sie dir ruhig alles an. Wenn du fragen hast, Doctor Wyman“ (Er deute auf einen der Männer am anderen Ende des Saales) „wird dir sicher helfen.“
    Ich nickte und er verschwand.
    Mein Blick

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