Das Hades Labyrinth (German Edition)
sein Vorhaben kam nur das Landespolizeidirektion in Frage, der Ort, an dem er früher gearbeitet hatte.
Einfach so dort aufzutauchen und herumzutelefonieren kam aber auch nicht in Frage. Seine ehemaligen Kollegen würden sich wundern, was er hier tat und warum ihn hier jemand anrief.
Sein Plan sah also vor, täglich an seinem früheren Arbeitsplatz aufzutauchen und mit den Kollegen zu plaudern. Seinem ehemaligen Chef Andreas Dormark würde er erzählen, dass er darüber nachdachte, eine Versetzung zu seiner alten Dienststelle zu beantragen. Natürlich würde Dormark vermuten, er wäre hier um Nachforschungen über Adam zu betreiben, aber das sollte er ruhig denken, solange er sich nicht erwischen ließ, konnte Dormark glauben was er wollte.
Sein nächster Schritt war, sich die zeitliche Freiheit zu verschaffen, die er brauchte, wenn er in der Landespolizeidirektion auf der Jagd war. Und der einzige Weg führte über Bodrig. Manchmal musste man mit dem Teufel tanzen.
„Was wollen Sie denn?“, fragte Bodrig, nachdem er eingetreten war. Wie bei seinem letzten Besuch in Bodrigs Büro, bot ihm dieser erneut keinen Stuhl an und zwang ihn stehen zu bleiben.
Dieses Arschloch weiß aus meinen Akten ganz genau, dass ich eine Beinprothese trage, aber es stört ihn nicht im Geringsten, dachte Fischer.
„Meine alte Dienststelle hat angerufen. Man hat mich gefragt, ob ich bei einem aktuellen Fall mithelfen kann, der eine Person betrifft, die ich vor drei Jahren verhaftet habe. Der Mann hatte Freigangerlaubnis im Gefängnis und ist nicht zurückgekehrt.“
„Ist das nicht ein Fall für die exekutive Behörde? Was hat das Drogendezernat damit zu tun?“
Daniel spürte, dass Bodrigs Misstrauen geweckt war.
„Normalerweise ja“, sagte Fischer ruhig. „Aber in diesem Zusammenhang geht es auch noch um einen großen Drogendeal, von dem wir erfahren haben.“
„Wir?“, knurrte Bodrig. „Es gibt kein ‚Wir’. Sie sind jetzt beim SEK Hellstadt und versehen hier ihren Dienst.“
Fischer gestattete sich ein Lächeln und legte einen Zettel auf Bodrigs Schreibtisch. „Ich habe mir schon gedacht, dass Sie nicht begeistert sein werden. Hier ist der Name meines ehemaligen Vorgesetzten Andreas Dormark und seine Telefonnummer. Ich möchte Sie bitten, ihm Ihre Entscheidung persönlich mitzuteilen.“
Es war ein Bluff. Wenn Bodrig nicht darauf hereinfiel, konnte er sich auf eine Menge Schwierigkeiten gefasst machen.
Bodrig schien zu zögern. Er blickte auf den Zettel, dann sah er Daniel an. „Wie lange wären Sie weg?“
„Jeden Tag zwei Stunden, ungefähr eine Woche. Solange man mich eben braucht.“
„Haben Sie die Sache mit Hüger und Zahner abgesprochen?“
„Nein, noch nicht. Ich wollte erst Ihre Entscheidung abwarten.“
„Gut. Klären Sie das, aber ich will Sie so bald wie möglich wieder hier sehen. Also keine Rumtrödeleien, kein Gequatsche mit den früheren Kollegen. Es wird nicht stundenlang Kaffee gesoffen und über die gute alte Zeit geredet. Sie gehen dahin, machen Ihren Job und fahren unverzüglich wieder hierher.“
„Ist klar.“
„Ihren Dienst versehen Sie trotzdem wie gewohnt. Soll heißen, die Zeit, die Sie tagsüber fehlen, hängen Sie abends oder am Wochenende dran.“
Was für ein Wichser, dachte Fischer. Aber letztendlich hatte er bekommen, was er wollte.
„Mache ich.“
Bodrig wandte sich ab und sah zum Fenster hinaus. Daniel murmelte noch einen Dank und verließ aufatmend das Büro.
Andreas Dormark sah Fischer misstrauisch an. Als er den Kopf nach vorn senkte, fiel ihm eine graue Strähne seines halblangen, ehemals schwarzen Haares in die Stirn. Dormark war ein gutaussehender Mann Anfang Fünfzig mit einer natürlichen Bräune, um die ihn alle in der Polizeidirektion beneideten. Hinzu kamen seine leicht nach oben gezogenen Mundwinkel, die ihm ein freundliches Gesicht gaben, aber da waren auch diese harten blauen Augen, die Daniel fixierten und bis auf den Grund seiner Seele zu blicken schienen.
„Was willst du wirklich?“, fragte Dormark.
Daniel hatte ihm erzählt, er wäre hier, um Ordnung in seine Unterlagen zu bringen. Der Job in der Waffenkammer des SEK Hellstadt befriedige ihn nicht und er denke darüber nach, in seinen alten Job zurückzukehren. Dormark war erstaunt gewesen, dass Fischer nicht als taktischer Schießausbilder eingesetzt wurde, wie es in seinem Versetzungsantrag gestanden hatte. Als er davon hörte, wie Bodrig mit Daniel umgesprungen war, wollte er
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