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Das hätt' ich vorher wissen müssen

Das hätt' ich vorher wissen müssen

Titel: Das hätt' ich vorher wissen müssen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Evelyn Sanders
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heiligen Eid, nie wieder mit Sascha einkaufen zu gehen, jedenfalls nicht dann, wenn ich bezahlen mußte. Als wir wenig später auf der Straße standen und er etwas von Essengehen murmelte, platzte mir der Kragen!
    »Du hast wohl nicht mehr alle Socken auf der Leine? Erst lotst du mich in diesen sündhaft teuren Schuppen, wo man schon beim bloßen Rumgucken hundert Mark los wird, und dann soll ich deinen Größenwahn auch noch honorieren? Das schmink dir mal ganz schnell ab! Bis zum nächsten Ersten gibt es nur noch Pellkartoffeln mit Quark!«

8
    Der Tag nimmt seinen Lauf, ob man nun aufsteht oder nicht. Nach Aufstehen war mir gar nicht zumute, am liebsten wäre ich bis zum nächsten Morgen liegengeblieben. Das ging aber nicht, ich mußte ja zu dieser vermaledeiten Party. Normalerweise ist nichts ärgerlicher, als wenn man zu einer Gesellschaft nicht eingeladen wird, zu der man sowieso nie gehen würde, aber heute wäre ich dankbar gewesen, hätte man mich ganz einfach übersehen.
    Sascha war pünktlich. Ich hatte mich gerade fertig aufgezäumt, als er die Treppe heraufgepoltert kam. Zu meinem Bedauern trug er Jeans nebst einem lummeligen Pullover, womit meine stille Hoffnung begraben wurde, er könne es sich vielleicht doch noch überlegt haben und als meine offizielle Seitendeckung mitkommen.
    Rolf sah mich gar nicht an, als ich zur Endabnahme in sein Zimmer trat. Er packte seinen Koffer. In einer halben Stunde mußte er auf dem Bahnhof sein. »Meinst du, vier weiße Hemden reichen?«
    »Kommt drauf an. Fährst du zum Arbeiten nach Amsterdam oder zum Vergnügen?«
    Er überlegte kurz. »Hast recht, ich nehme noch eins mit.« Während er es aus dem Schrank holte, schenkte er mir einen flüchtigen Blick. »Hui, ist da nicht ein bißchen sehr viel Lametta dran?«
    »Hab ich anfangs auch geglaubt, aber Sascha meinte…«
    »Na, wenn unser Modepapst das meint, wird es wohl in Ordnung sein.« Er schloß den Kofferdeckel, sah sich im Hinausgehen noch einmal suchend um, griff nach den Autoschlüsseln und drückte mir einen flüchtigen Kuß auf die Stirn. »Viel Spaß heute abend.«
    »Von wegen! Ich wäre froh, wenn ich’s hinter mir hätte. Irgendwie bin ich schrecklich aufgeregt. Ich habe überhaupt keine Ahnung, was ich reden soll.«
    »Ist doch ganz einfach«, erwiderte mein lieber Ehemann. »Zu den Herren sagst du nein – und die Damen werden wahrscheinlich sowieso nicht mit dir sprechen.«
    »Warum…«
    »Laß ihn doch, Määm«, tröstete Sascha, »Paps hat bloß Angst, dich könnte jemand anmachen. Wäre ja auch gar nicht ausgeschlossen! Und jetzt komm endlich, sonst schaffen wir’s nicht. Ich bin noch nie in der Frankfurter City gewesen und hab keine Ahnung, wo wir dieses verdammte Hotel suchen müssen.«
    Wir fanden es auch erst, nachdem wir dreimal am Bahnhof vorbeigefahren und jedesmal von der Großbaustelle für die U-Bahn gestoppt worden waren. Leider hatten wir auch jedesmal die berühmte Gegend mit den roten Laternen gestreift, und als Sascha mich wie versprochen vor der Hoteltür abgesetzt hatte, druckste er noch ein bißchen herum. »Kannst du mir einen Blauen pumpen? Wir kriegen erst nächste Woche Sold, und ich hab bloß noch zehn Mark.«
    Im Hinblick auf seine weiteren Pläne entschied ich: »Fünfzig, und keinen Pfennig mehr!« Davon konnte er sich in dieser Gegend garantiert nicht vollaufen lassen, und die Damen des horizontalen Gewerbes waren bestimmt noch teurer.
    Langsam stakste ich die Treppe zum Foyer hinauf. Wieder einmal war ich zwanzig Minuten zu früh, so setzte ich mich in die Halle, bestellte einen Mokka, weil meine übliche Schlafenszeit langsam heranrückte, und beobachtete die Gäste. Das ist eine heimliche Leidenschaft von mir, mit der ich mich stundenlang beschäftigen kann, nur hatte ich es sonst immer nachmittags in einem Straßencafe getan und nicht zu spätabendlicher Stunde in einer belebten Hotelhalle, aufgeputzt wie ein Weihnachtsbaum und den kritischen Blicken mitleidslos ausgesetzt. Weshalb nur wirkt in der Öffentlichkeit eine Frau ohne Mann verlassen, ein Mann ohne Frau aber romantisch? Der Herr da drüben zum Beispiel! Ab und zu streifte ihn ein verhaltenes Lächeln vorbeiflanierender Damen, während man mich ganz ungeniert musterte. Und der Dicke neben dem Eingang besaß sogar die Unverschämtheit, mir mit seinem Weinglas zuzuprosten! Frechheit so was! Jetzt stand er auch noch auf und kam auf mich zu! Na, da soll doch gleich… er ging vorbei und begrüßte eine

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