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Das Hagebutten-Mädchen

Das Hagebutten-Mädchen

Titel: Das Hagebutten-Mädchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Lüpkes
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an Minnert schien sie nicht weiter zu kümmern. Sie hatte ihn nur erschrocken angeschaut und gesagt, wie schrecklich unfassbar das sei, und dann kurz mit einer Freundin telefoniert, aber das war es auch schon gewesen.
    »Ich finde es schön, dass Sie seinen Namen behalten«, sagte sie, ohne sich umzublicken. »Den meisten Männern entflieht der Paul im selben Moment, in dem ich ihn vorgestellt habe. Meinem Bekannten zum Beispiel, er ist Polizist hier und ein wirklich netter Mann. Aber obwohl er seit einem halben Jahr beinahe jedes Wochenende zum Frühstück vorbeikommt, meint er immer noch, mein Sohn hieße Piet oder Peer oder wie auch immer.«
    Bonnhofen lachte entrüstet und behielt lieber für sich, dass sein jüngster Sohn ebenfalls Paul hieß und er sich deswegen glücklicherweise die vier Buchstaben merken konnte. Pluspunkt, dachte er.
    »Um nun aber noch mal auf den eigentlichen Zweck Ihres Besuches zurückzukommen: Das Inselhuus steht nicht zum Verkauf. Obwohl bislang Kai Minnert diese Dinge geregelt hat und ich nicht alle Details kenne, weiß ich, dass dieses Gebäude mit Hilfe von Spendengeldern weitgehend abbezahlt ist und somit für den Heimatverein kein Bedarf besteht, es zu veräußern.« Sie kam aus der Küche, trocknete sich ihre Hände an einem Geschirrtuch ab und bedachte ihn eines skeptischen Blickes, als sie ihm das Kind vom Schoß nahm. »Warum fragen Sie eigentlich danach, Herr Bonnhofen?« Ihre weißen Zähne bissen in eine Gurke, sauer eingelegt mit Senfkörnern und Dill, sie hatte eine ganze Schale davon vor sich stehen und fütterte unaufhörlich ihren Sohn und sich selbst damit.
    Bonnhofen räusperte sich und das eher verlegene Trockenheitsgefühl im Hals mutierte zu einem kratzenden Hustenreiz. »Ich frage, weil…« Erneutes Husten. Ohne den Blick von ihm zu wenden, schenkte ihm Seike Hikken Mineralwasser in die leere Tasse. Er schluckte hastig, atmete ein paar Mal durch, dann hatte er seine Stimme wieder im Griff. »Ich will ehrlich zu Ihnen sein, denn ich denke, Sie sind eine ganz kompetente Frau. Ich bin ein Liebhaber von historischen Friesenhäuschen und sicher auch ein Kenner auf diesem Gebiet. Und wenn ich sehe, mit welchen Mitteln Sie dieses kleine Idyll am Januspark so schön hergerichtet haben, dann läuft mir das Herz über vor Glück, ganz theatralisch gesagt jetzt. Ich möchte dieses Haus erwerben, um mit meinen finanziellen Möglichkeiten alles zu tun, damit Sie das Gebäude in diesem Zustand erhalten können. Sie wissen ja selbst, was die Denkmalpflege alles verlangt und… und da dachte ich…«, so ein Mist aber auch, ihm blieb die Luft weg. Dieser verfluchte Husten. Sie klopfte erstaunlich fest auf seinen Rücken, als hätte er sich verschluckt. Er beschloss, es war besser, für einen Moment zu schweigen.
    Und erst da bemerkte er, dass sie lachte. Nicht leise und weiblich, wie er es von ihr erwartet hätte, sondern bollerig und laut wie ein Bauarbeiter. Er schaute sie an und die Tränen seiner Hustenattacke mussten ihn ganz jämmerlich wirken lassen.
    »Warum lachen Sie?«, japste er.
    »Meine Güte, Bonnhofen, wie können Sie in einem Satz behaupten, Sie hielten mich für eine kompetente Frau, und mir nur einen Moment später solch einen hanebüchenen Unsinn auftischen, dass Sie selbst daran ersticken.« Nun klopfte sie auf ihre Schenkel statt auf seinen Rücken, und die endlosen Haare tanzten auf ihren zuckenden Schultern. »Sie wollen ein Samariter des Denkmalschutzes sein? Ich lache mich kaputt.« Und dies tat sie wirklich. »Wenn es denn tatsächlich so wäre, dann trügen Sie nicht diesen Pullover mit dem Krokodil auf der Brust und ganz bestimmt keine echte Breitling-Uhr an Ihrem Handgelenk.«
    Bonnhofen hasste Situationen wie diese. Er fühlte sich ausgezogen, bloßgestellt bis auf die Knochen, und er wurde wütend. Frauen sollten ihn nicht auslachen, sie sollten sich nicht darüber lustig machen, wenn er nicht so war, wie er vorgab zu sein. Das krähende Lachen erinnerte ihn an seine geschiedene Frau, die ihn noch im Gerichtssaal verhöhnt und ihm nicht nur die Kinder, sondern auch noch einen beträchtlichen Teil seines Vermögens abgeluchst hatte. Sein Erfolg, seine Zukunft, seine greifbar nahen Träume vom ganz großen Ding, sie alle wurden nun verlacht von einer Frau, von dieser Schlampe mit dem verschmierten Rotzlöffel auf dem Arm. Hastig nahm er einen Schluck Wasser, behielt die kühle Flüssigkeit einen Moment im Mund und ließ sie dann langsam den rauen

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