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Das halbe Haus: Roman (German Edition)

Das halbe Haus: Roman (German Edition)

Titel: Das halbe Haus: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gunnar Cynybulk
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Zettelaktion inhaftiert werden könnten?
    Antwort: „Weil Sie und Ihresgleichen keine Wahrheit und Kritik vertragen.“
    Frage: Welche weiteren Gründe bestanden dafür, daß das Druckwerkzeug versteckt werden sollte?
    Antwort: Ich kenne keine weiteren Gründe.
    Frage: Inwieweit sollte das Druckwerkzeug nach der Zettelaktion am 12.03.1983 nochmals Verwendung finden?
    Antwort: Möglicherweise wollten wir das Druckwerkzeug nochmals verwenden.
    Frage: Unter welchen Umständen wollten Sie und PFEIFFER, Rüdiger das Druckwerkzeug wiederverwenden?
    Antwort: Ich weiß nicht mehr, ob PFEIFFER und ich dazu Gedanken ausgetauscht haben.
    Frage: Nach Aussagen des Beschuldigten PFEIFFER, Rüdiger hat er mit Ihnen darüber gesprochen, die gleiche oder eine ähnliche Zettelaktion erneut durchzuführen, falls die Zettelverbreitung am 12.03.1983 keine Reaktion in der Öffentlichkeit hervorruft. Äußern Sie sich dazu!
    Antwort: Ich räume die Möglichkeit ein, daß wir darüber gesprochen haben, als es darum ging, was mit dem Druckwerkzeug passieren soll.
    Frage: Inwieweit wurden zwischen Ihnen und PFEIFFER, Rüdiger Möglichkeiten zum Verstecken des Druckwerkzeuges besprochen?
    Antwort: Ich wüßte nicht, daß wir darüber gesprochen haben.
    Frage: Nach Aussagen des Beschuldigten PFEIFFER, Rüdiger haben Sie ihm diesbezügliche Vorstellungen Ihrerseits benannt. Äußern Sie sich dazu!
    Antwort: Ich sagte schon, daß mir so etwas nicht mehr gegenwärtig ist.
    Frage: Der genannte Beschuldigte gibt an, daß Ihre Vorstellungen dahin gehend waren, das Druckwerkzeug innerhalb Ihres Grundstückes zu verstecken. Was haben Sie dazu anzugeben?
    Antwort: Möglicherweise haben PFEIFFER und ich darüber gesprochen.
    Frage: Wie stellen Sie sich Ihr weiteres Leben vor?
     
    Ich habe das Vernehmungsprotokoll gelesen. Die darin enthaltenen Antworten entsprechen inhaltlich meinen Aussagen.
     
    Jacoby (Major)
Frank Friedrich

21. 101 Ansichten eines
entkleideten Mannes
    Man tritt nicht ein. Man wird hineingestoßen. Also muss es richtiger heißen: Die ihr hineingestoßen werdet, lasst alle Hoffnung fahren.
    Ich bin weg, er ist weg, man ist da. Das höchste der Gefühle ist ein Du.
    Du räumst alles aus den Taschen, deinen Schlüsselbund, das Sturmfeuerzeug, die Tic-Tac-Schachtel. Du legst deine Dinge in eine Plasteschale und stülpst alle Taschen aus. Du ziehst den Anorak aus und auch die Unterwäsche, denn hier wird geheizt. Du drehst den Ring ab, sollst dich bücken, hast Gummifinger am Arsch, Taschenlampenlicht fällt auf dein gotisches Rundfenster, dann wirst du ausgestülpt. Deine Füße sind bleich, deine Achseln nass, dein Schwanz ist kleinmütig. Du hast Gummifinger an der Vorhaut, dann erhältst du harte, geknickte Wäsche. Das Hemd muss aus Nesseln gewebt sein, warum sollte es sonst so stechen. Wenn dir dein Bart, deine Koteletten und deine Frisur etwas später auch abgenommen sind, die Merkmale deiner Männlichkeit und deines Geschmacks, bist du ein völlig entkleideter Mann. Noch trägst du in dir dein Aufbegehren, deine Erinnerungen und deine Hoffnung. In der eigentlichen Kleiderkammer warst du also noch gar nicht. Du wirst ein bisschen Glück gebrauchen können. So wie mit der Unterwäsche. Weil immer etwas passieren kann, hast du zum Glück saubere Unterwäsche angezogen, und es ist ja auch was passiert. Ist die saubere Unterwäsche ein Indiz, das gegen dich verwendet werden kann?
    Auf der zweiten Glocke der Naumburger Wenzelskirche steht: O REX GLORIE CRISTHE VENI CVM SANCTISSIMA PACE. AMEN 1518. Das Leben des Türmers hängt an einem Seil: Wasser und Brot.
    Sie protokollieren völlig anders, als wir reden. – Unterstellen Sie mir, dass ich das Protokoll fälsche? – Es ist ein völlig falscher Ton. – Das ist eben Protokollstil, ganz ordnungsgemäß. – Da fängt doch das Problem bereits an. – Unterschreiben Sie jetzt freundlicherweise mal? Es ist schon spät, ich habe auch eine Frau zu Hause, und die lässt kein gutes Haar an Ihnen. – Ja, es ist spät. – Unterschreiben Sie. Für drei? Für fünf? Die halbe Packung? – Geben Sie her.
    Alles Kopfsache. Deine grauen Zellen.
    Telefonieren ist zwar verboten, aber alle führen Ferngespräche. Ein Klopfen an die Heizung oder Wand ist ein A, zweimal klopfen ist ein B, dreimal ein C. Zum Glück heißt hier keiner Zander. Einer heißt Bernd, eine Annemarie, und einer heißt Klaus. Ein Ruediger meldet sich nicht zu Wort. Klaus und Annemarie heißen beide Kramer, Klaus ist

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